Die Geliebte des Zeitreisenden
er zurück.
»Es ist mir egal, dass ich anders bin. Aber ich will nicht anders behandelt werden.«
Ihre Worte trafen ihn wie ein Faustschlag. Lucan war ihr erster Liebhaber, und er hatte sie im Stich gelassen.
Er hatte sie verletzt, weil er so eigensüchtig gewesen war, sich selbst schützen zu wollen. Weil ihm seine Mission wichtiger war als sie.
Und - Gott vergebe ihm - er konnte den stärker werdenden Verdacht nicht unterdrücken, dass ihre Gegenwart die
Veränderungen irgendwie beschleunigte, die mit ihm vorgingen. Die Art und Weise, wie ihr Duft ihn fesselte, war nicht zu fassen. Und auch nicht, wie sein Körper auf ihre Berührungen reagierte. Genauso wenig wie das Prickeln an der Innenseite seiner Arme, wenn sie sich geliebt hatten - das Prickeln an den Stellen, an denen Cael Schuppen hatte, und an denen nun auch ihm Schuppen wuchsen. All dies rief in ihm die Frage hervor, ob ihn die Nähe zu ihr veränderte. Wenn ja, so konnte und durfte er sich dies nicht leisten.
Er musste sie aufgeben - um ihretwillen und um seinetwillen. »Was sonst hast du mir bisher verheimlicht?«
»Wie... ?«
»Über die männlichen Drachen. Über die Existenz als Drachenwandler.« Er versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen, doch er wusste sehr gut, dass ihn seine Angst bald übermannen würde.
»Ich will eines klarstellen.« Sie stand auf, zog ihre Kleidung aus und steckte sie in ihren Rucksack. »Du hast mehrfach mit mir geschlafen, aber du hast nicht vor, mich jemals wiederzusehen, und trotzdem erwartest du von mir, dass ich dir etwas beibringe?«
Er streckte den Arm aus und wollte ihre Hand ergreifen. Mit Schmerz und Wut in den Augen wich Cael ihm aus.
Sie verwandelte sich in einen Drachen und verschwand.
~ 14 ~
Es gibt noch eine weitere unbekannte Welt - eine Welt hinter Avalon. Anonymus
Zwei Tage lang war Lucan dem Fluss gefolgt, der ihn schließlich in die Zivilisation zurückgeführt hatte. Er hatte seinen Kredit angebrochen und einen Gleiter gemietet. Da das Militär nach ihm suchte, wäre es zu tollkühn von ihm gewesen, nach Avalon zurückzukehren. Stattdessen hatte er sich zu dem abgelegenen Ort aufgemacht, an dem er sein Raumschiff zurückgelassen hatte.
Als er schließlich den Strand erreichte, ging er ins Meer hinaus und stürzte sich in die Brandung. Er schwamm etwa dreihundert Züge, holte tief Luft und tauchte unter. Sein Raumschiff schien ununterscheidbar mit dem Meeresboden verschmolzen, aber da er seine Position mit gewissen Zeichen markiert hatte, fiel es ihm nicht schwer, das Schiff neben einer fächerförmigen weißen Korallenformation zu entdecken.
Er legte die Hand auf ein Schloss, das auf ihn allein reagierte, und die versiegelte Luke öffnete sich. Nachdem er in die Luftschleuse geschwommen war, zog er einen Griff und verschloss die äußere Tür wieder.
Das Wasser floss ab, Luft strömte herein und ein Wärmestrahl trocknete ihn. Danach machte sich Lucan in das Kommunikationszentrum auf, eine kreisrunde Brücke mit gigantischen Fenstern. Er rief die Botschaften aus seiner Heimat ab.
Da er seit fast einem Monat nicht mehr im Schiff gewesen war, erwarteten ihn hier die Videobotschaften seiner Eltern. Wie immer grüßten sie ihn zwar herzlich, aber als er die neuen Aufzeichnungen mit den Bildern seiner Familie auf der Konsole verglich, bemerkte er, dass bei seinen Eltern um die Augen herum Sorgenfalten entstanden waren.
Seine Schwester verlangte, er möge sofort nach Hause zurückkehren, denn seine Mission sei eine reine Narretei. Vielleicht stimmte das ja sogar. Er hatte sich, was Avalon betraf, noch immer keinen Zugang verschafft, und anscheinend mussten erst weitere Inschriften entziffert werden, bevor er an den Gral herankam.
Vivianne Blackstone, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Vesta Corporation und Erbauerin dieses Raumschiffes, hatte ihm ebenfalls eine Botschaft geschickt. In den letzten Jahren waren keine Kinder mehr zur Welt gekommen. Nirgendwo auf der Erde.
Mithilfe der gewaltigen Datenbank des Computers fand Lucan das Gedicht von Layamon. Genau wie er es in Erinnerung hatte, waren viele Zeilen denjenigen ähnlich, die er an der Höhlenwand gefunden hatte. Der Computer vermochte die zweite Inschrift nicht zu übersetzen, erkannte aber die Sprache der Stämme - der alten Feinde Arthurs. Und als er die Art des Gesteins sowie die Lage und Tiefe der Einritzungen eingab, schätzte der Computer das Alter der beiden Inschriften auf etwa eintausendfünfhundert Jahre -
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