Die Geliebte des Zeitreisenden
Seine Hände zitterten vor Angst, er könnte sie noch mehr verletzen, und endlich hatte er Cael von der Kette gelöst. Als sie zu Boden fiel, fing er sie auf und trug sie zu dem umgestürzten Sofa. Er versuchte so sanft wie möglich zu ihr zu sein. Bei dem Gedanken daran, wie viel sie hatte erleiden müssen, drehte sich ihm der Magen um. Lucan richtete das Sofa wieder auf und legte Cael auf die Kissen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.
Sie atmete, und eine gewisse Erleichterung überkam ihn. Als sie aber ein Jammern ausstieß, durchfuhr ihn eine furchtbare Wut. Am liebsten hätte er den Mistkerl noch einmal getötet.
Vorsichtig befreite er Caels Gelenke von den Ketten. Als er sich um die furchtbaren Schnittwunden kümmerte, hielt sie die Augen geschlossen. Dank ihrer Drachennatur hörten die Blutungen innerhalb weniger Minuten auf, und schon schlössen sich die Wunden wieder. Sanft legte er ihr die Kette um den Hals.
Sie öffnete die Augen und betrachtete ihn mit einem schmerzumwölkten Blick. »Lucan? Warum bist du nackt?« Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Bist du wirklich hier?« Sie hob die Hand und strich ihm über die Wange.
»Ich bin wirklich hier.« Er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie fester gegen sein Gesicht. »Wirst du es schaffen?«
»Ja.« Ihr Blick wurde sanfter. »Warum bist du nicht in Avalon?«
»Ich habe deine Schmerzen gespürt.«
Weiter streichelte sie seine Wange. Ruckartig stand er auf. »Ich muss mich um deine Wunden kümmern. Wo sind deine Sachen?«
Sie sackte auf das Sofa zurück. »Ich weiß nicht.«
»Ich werde sie finden.« Jeder Schritt bedeutete eine gewaltige Anstrengung. Er konnte die Beine nur durch ungeheure Willenskraft bewegen. Als er das Wohnzimmer durchsuchte, bemerkte er einen Körper, der ihm bisher nicht aufgefallen war. Der große und kräftige Mann war zwar verletzt, doch immerhin lebte er. Er war blass und atmete stoßweise. Blut tropfte aus einem Verband an seiner Stirn und verklebte das dunkle Haar. Offenbar hatte sich schon jemand um seine Wunden gekümmert. Da er weder eine Militäruniform trug noch maskiert war, ließ ihn Lucan in Ruhe. Aber falls der Verwundete versuchen sollte, Cael anzugreifen, würde er höchstens noch einen Atemzug lang leben.
Lucan entdeckte Caels Gepäck am Fenster und warf einen kurzen Blick nach draußen. Der Rauch, der aus den abgestürzten Flugzeugen qualmte, kräuselte sich in den blauen Himmel hinauf. Die Toten lagen wie zerbrochene Spielzeuge auf dem Rasen verstreut. Bestimmt würde bald Verstärkung eintreffen, aber Caels Zustand machte eine Flucht unmöglich.
Und mit ihm selbst war es nicht anders. Er konnte kaum mehr gehen und schon gar nicht laufen.
Mit dem Gepäck kehrte er zu Cael zurück, kniete sich neben sie und öffnete es. »Was brauchst du?«
»Die grüne Tube.«
Er fand drei davon und hielt sie ihr entgegen. Als Cael sie an sich nehmen wollte, zitterten ihre Finger. Sie spielte die Starke. Er schob ihre Hand beiseite und rutschte zu ihr hinüber. Dann plötzlich ruhte ihr Kopf in seinem Schoß. »Tut es noch sehr weh?«
»Langsam wird es besser.« Sie sah ihn mit schmerzverzerrtem Blick an.
»Was kann ich für dich tun? Soll ich dies hier auf deine Wunden auftragen?«, fragte er.
Sie ächzte. »Das ist keine Medizin, sondern Nahrung. Platin.«
Er lächelte. »Dann öffne bitte den Mund.«
Er drückte einen Streifen grüner Paste auf seinen Finger, sie öffnete die Lippen und leckte langsam und genüsslich die Paste von seinem Finger. Dann seufzte sie; der Laut wisperte zwischen ihnen, wirkte wie ein warmes Pulsieren gegen seine Fingerspitze.
Er drückte noch mehr aus der Tube, und diesmal schlössen sich ihre Lippen um seinen Finger, saugten an ihm und nahmen die Nährstoffe gierig auf. Offensichtlich kam sie wieder zu Kräften.
Plötzlich nahm sie ihm die Tube ab und drückte seine Hand beiseite. »Du musst das ebenfalls essen. Platin unterstützt den Heilungsprozess.«
Ihre Stimme war ein kehliges Flüstern. Als sie immer kräftiger wurde, durchströmte ihn eine titanenhafte Erleichterung.
Nachdem sie sich einen Streifen Platinpaste auf den Finger gedrückt hatte, hielt sie diesen gegen seinen Mund. Er schmeckte das metallische Platin und das Salz auf ihrer Haut - eine erregende Kombination.
»Na bitte.« Durch halb geschlossene Augen blickte sie auf seinen Bauch hinunter, dessen Wunde zu seiner großen Überraschung bereits verheilte.
»Jetzt bist du wieder an der Reihe.« Er
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