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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zu bewirten«, setzte sie an. Die vorübergehende Verlegenheit war wieder ihrer gewohnten Haltung gewichen. »Aber vor allem bin ich Ihnen dankbar, daß Sie diese Namen für mich gefunden haben.«
    »Es war mir wirklich ein Vergnügen«, versicherte ihr Roger. »Eine angenehme Abwechslung zu all den Spinnweben und Mottenkugeln hier. Sobald ich mehr über Ihre Jakobiten herausgefunden habe, lasse ich es Sie wissen.«
    »Vielen Dank.« Sie zögerte und blickte über die Schulter. »Da Brianna gerade nicht da ist...«, fuhr sie mit gesenkter Stimme fort, »möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    Roger räusperte sich und rückte den Schlips zurecht, den er sich zur Feier des Tages umgebunden hatte.
    »Nur raus damit.« Er verspürte eine geradezu überschwengliche Freude, weil der Nachmittag solch ein Erfolg gewesen war. »Ich stehe ganz zu Ihren Diensten.«
    »Sie haben Brianna eingeladen, Sie zu Ihren Recherchen zu begleiten.
Um was ich Sie bitten möchte... es gibt einen Ort, den sie besser nicht sehen soll, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Auf der Stelle schrillten in Rogers Kopf die Alarmglocken. Sollte er vielleicht in das Geheimnis um Broch Tuarach eingeweiht werden?
    »Der Steinkreis - auf dem Craigh na Dun.« Ernst beugte Claire sich vor. »Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn ich keine gewichtigen Gründe hätte. Den Steinkreis möchte ich Brianna selbst zeigen. Warum das so ist, kann ich Ihnen im Augenblick leider noch nicht sagen, werde es aber zum rechten Zeitpunkt nachholen. Versprechen Sie es mir?«
    In Rogers Kopf überschlugen sich die Gedanken. Demnach hatte sie ihre Tochter gar nicht von Broch Tuarach fernhalten wollen. Ein Rätsel war aufgeklärt, dafür hatte sich ein anderes aufgetan.
    »Selbstverständlich«, erwiderte er. »Wenn Ihnen daran liegt.«
    »Ich danke Ihnen.« Sie legte ihm kurz die Hand auf den Arm und wandte sich dann zum Gehen. Als er ihre Silhouette im Gegenlicht sah, fiel ihm plötzlich etwas ein. Vielleicht war es nicht der richtige Augenblick, aber schaden konnte es auch nicht.
    »Ach, Mrs. Randall - Claire?«
    Claire drehte sich zu ihm um. Ohne Brianna, die ihn ablenkte, sah er plötzlich, daß Claire auf ihre Weise ausgesprochen schön war. Der Whisky hatte ihre Wangen mit einer lebhaften Farbe überzogen, und ihre Augen waren von dem ungewöhnlichsten hellen Goldbraun, das er je gesehen hatte - wie Bernstein, dachte er.
    »In all den Berichten, in denen diese Männer vorkommen«, setzte er vorsichtig an, »wurde immer wieder ein gewisser Hauptmann James Fraser erwähnt. Er muß ihr Anführer gewesen sein. Auf Ihrer Liste habe ich ihn aber nicht gefunden. Ist er Ihnen bekannt?«
    Einen Moment lang stand sie stocksteif da. Doch dann ging ein Zittern durch ihren Körper, und sie antwortete mit anscheinendem Gleichmut: »Ja, er ist mir bekannt.« Ihre Stimme klang zwar fest, doch aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. »Ich habe ihn nicht auf die Liste gesetzt, weil ich bereits weiß, was mit ihm geschehen ist. James Fraser ist in Culloden gestorben.«
    »Sind Sie sicher?«
    Als ob sie es nicht mehr erwarten konnte, das Haus zu verlassen, griff sie nach ihrer Handtasche. Ungeduldig spähte sie den Flur
entlang, wo das Rütteln an dem altehrwürdigen Türknauf verriet, daß Brianna ihr Refugium verlassen wollte.
    »Ja«, antwortete sie, ohne sich umzuwenden. »Ich bin ganz sicher. Ach, Mr. Wakefield... ich meine, Roger.« Jetzt drehte sie sich hastig um und heftete ihren Blick auf ihn. In diesem Licht wirkten ihre Augen fast schon gelb, wie die Augen einer großen Katze, eines Leopardenweibchens.
    »Bitte«, sagte sie, »erwähnen Sie James Fraser meiner Tochter gegenüber nicht.«
     
    Es war spät geworden. Roger hätte sich eigentlich schon längst schlafen legen sollen, doch er war alles andere als müde. Ob es an seinem Ärger über Fiona lag, an der rätselhaften Widersprüchlichkeit von Claire Randall oder an der Aussicht, mit Brianna Randall auf Recherche zu gehen - Roger war hellwach. Anstatt sich im Bett von einer Seite auf die andere zu wälzen oder Schäfchen zu zählen, wollte er lieber etwas Nützliches tun. Wenn er sich den Papieren des Reverend widmete, würde ihn der Schlaf wahrscheinlich rasch einholen.
    Am anderen Ende des Flures schimmerte unter Fionas Tür ein Lichtschein hervor, und um sie nicht aufzuscheuchen, schlich er auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Nachdem er im Studierzimmer das Licht eingeschaltet hatte, blieb er einen Moment lang

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