Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Anliegen. Brianna mußte sich für die Arbeit ihres Vaters sehr interessiert haben, denn sie wußte weitaus mehr über die Jakobiten als ihre Mutter.
    »Ich finde es erstaunlich, daß es die Hochlandarmee überhaupt bis nach Culloden geschafft hat«, sagte sie. »Wußten Sie, daß sie die Schlacht von Prestonpans mit nur knapp zweitausend Mann gewonnen haben? Das englische Heer war achttausend Mann stark. Unglaublich!«
    »Und bei der Schlacht von Falkirk war es ähnlich«, fiel Roger ein. »Zahlenmäßig unterlegen, schlecht bewaffnet, nur zu Fuß. Und trotzdem schafften sie, was nach den Gesetzen der Logik nicht hätte sein dürfen!«
    »Stimmt«, meinte Claire zwischen zwei Schluck Whisky, »das taten sie.«
    »Ich habe mich gefragt«, wandte sich Roger betont beiläufig an Brianna, »ob Sie mich nicht zu einigen dieser Orte begleiten wollen - zu den Schauplätzen der Ereignisse. Das wäre nicht nur interessant, sondern Sie könnten mir auch bei der Arbeit eine Hilfe sein.«
    Lachend strich sich Brianna eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß ich Ihnen eine Hilfe bin, aber ansehen würde ich es mir gerne.«
    »Prima!« Ihre Zustimmung freute ihn so sehr, daß er beinahe die Karaffe hätte fallen lassen, nach der er gerade gegriffen hatte. Geistesgegenwärtig kam ihm Claire zu Hilfe und schenkte ihm gekonnt ein.
    »Das ist ja wohl das mindeste, was ich tun kann, nachdem ich neulich alles verschüttet habe«, entgegnete sie auf seinen Dank.
    Als Roger sie so entspannt und locker dasitzen sah, kamen ihm Zweifel an seinem Verdacht. Nichts in ihrem hübschen, kühlen Gesicht deutete darauf hin, daß es etwas anderes als ein Mißgeschick gewesen war.
    Eine halbe Stunde später saßen sie müde, aber zufrieden vor den Überresten der Mahlzeit und der leeren Whiskykaraffe. Nur Brianna rutschte unruhig hin und her. Schließlich warf sie Roger einen Blick zu und fragte, wo das Badezimmer sei.
    »Oh, natürlich, die Toilette.« Abgefüllt mit saftigem Früchtebrot und Mandelbiskuits, mühte er sich auf die Beine. Er mußte zusehen, daß er Fionas Fängen bald entkäme, sonst würde er in Oxford nicht mehr in seine Anzüge passen.
    »Sie ist noch recht altmodisch«, erklärte er, während er auf eine Tür an der anderen Seite des Flures wies. »Mit Wasserkasten und einer Kette zum Ziehen.«
    »Wie im Britischen Museum.« Brianna nickte. »Aber nicht in der Ausstellung, sondern in der Damentoilette.« Nach kurzem Zögern fragte sie: »Haben Sie hier das gleiche Toilettenpapier wie im Britischen Museum? Wenn ja, dann halte ich mich lieber an das Kleenex in meiner Tasche.«
    Fragend blickte Roger sie an. »Entweder ist dies ein sehr eigenartiges Gesprächsthema, oder ich habe mehr Whisky getrunken, als ich dachte.« Tatsächlich hatten Claire und er dem Muir Breame ausgiebig zugesprochen, während Brianna bei Tee geblieben war.
    Claire lachte und reichte ihrer Tochter Papiertaschentücher. »Du wirst hier zwar kein Wachspapier mit dem Aufdruck ›Eigentum Ihrer Majestät der Königin< finden, aber viel besser wird es auch nicht sein. Britisches Toilettenpapier ist eine steife Angelegenheit.«
    »Danke.« Die Taschentücher in der Hand, wandte sich Brianna zum Gehen, doch an der Tür blickte sie sich noch einmal um.
»Warum benutzen die Leute freiwillig Toilettenpapier, das so hart ist wie Dosenblech?« wollte sie wissen.
    »Ein Herz wie aus Eichenholz«, setzte Roger an, »und einen Hintern hart wie Stahl. So soll ein wahrer Brite sein. Es prägt den Volkscharakter.«
    »Soweit es die Schotten betrifft, liegt es wohl eher an ererbter Gefühllosigkeit«, fügte Claire hinzu. »Die Art Männer, die mit dem nackten Hintern unterm Kilt Stunden auf dem Pferderücken zubringen, haben einen Po wie Sattelleder.«
    Brianna bog sich vor Lachen. »Dann will ich lieber nicht wissen, was sie damals als Toilettenpapier benutzt haben.«
    »So schlimm war es gar nicht«, erklärte Claire zu aller Überraschung. »Die Blätter der Königskerze sind fast so gut wie das handelsübliche doppellagige Krepp. Und im Winter, wenn man nicht nach draußen konnte, waren es gewöhnlich feuchte Lappen - zwar nicht besonders hygienisch, aber dafür auch nicht kratzig.«
    Roger und Brianna verschlug es die Sprache.
    »Das... äh, habe ich in einem Buch gelesen«, meinte Claire errötend.
    Nachdem Brianna den Raum verlassen hatte, blieb Claire unschlüssig an der Tür stehen.
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, uns so großzügig

Weitere Kostenlose Bücher