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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht nur aus Pöbel bestehen, wie man erwarten könnte, sondern aus jungen Adligen!« General d’Arbanville verzog den Mund ob dieser unglaublichen Vorstellung. »Sie tun es zum Zeitvertreib - Zeitvertreib! Als wäre das Ausrauben ehrbarer Männer und der Frevel gegen Damen nichts anderes als ein Hahnenkampf!«
    »Wie merkwürdig«, bemerkte der Herzog mit der Gleichgültigkeit eines Mannes, der auf all seinen Wegen ein großes Gefolge hinter sich weiß. Eine Platte mit pikanten Nachspeisen wurde gereicht, von denen er sich ein halbes Dutzend auf seinen Teller schaufelte.
    Jamie warf mir einen Blick zu und erhob sich.
    »Wenn Sie erlauben, Mesdames, Messieurs«, sagte er mit einer Verneigung, »ich habe einen hervorragenden Portwein anzubieten, den ich Eure Hoheit kosten lassen möchte. Ich hole ihn aus dem Keller.«
    »Es muß der Belle Rouge sein«, meinte Jules de La Tour und leckte sich die Lippen. »Es erwartet Euch eine wahre Köstlichkeit, Eure Hoheit. Einen solchen Wein habe ich noch nirgendwo getrunken.«
    »Tatsächlich? Dazu werdet Ihr aber bald Gelegenheit haben, Monsieur le Prince«, mischte sich der Comte de St. Germain ein, »sogar zu etwas noch Besserem.«
    »Der Belle Rouge ist nicht zu übertreffen!« rief General d’Arbanville.
    »Aber gewiß doch«, erklärte der Comte selbstgefällig. »Ich habe einen neuen Port entdeckt. Er wird auf der Insel Gostos vor der portugiesischen Küste erzeugt und abgefüllt. Tiefrot wie Rubin, und ein Aroma, neben dem der Belle Rouge wie gefärbtes Wasser schmeckt. Ich habe einen Vertrag über die Abnahme des gesamten Jahrgangs. Er wird im August geliefert.«
    »Tatsächlich, Monsieur le Comte?« Silas Hawkins zog die buschigen,
ergrauten Brauen hoch. »Sie haben also einen neuen Partner gefunden, der ins Geschäft investiert? Soviel ich weiß, waren Ihre eigenen Mittel... erschöpft - so könnte man wohl sagen - nach der traurigen Zerstörung der Patagonia .« Er nahm ein Käsehäppchen von der Platte und schob es sich genüßlich in den Mund.
    Die Gesichtsmuskeln des Comte erstarrten, und über unser Ende der Tafel senkte sich bedrücktes Schweigen. Dem Seitenblick, den mir Mr. Hawkins zwvarf, und dem leisen Lächeln um seine Lippen entnahm ich, daß er alles über meine Rolle bei der Zerstörung der unglücklichen Pntagonia wußte.
    Wieder griff ich nach meinem Kristall, aber der Comte sah mich nicht an. Über seiner Spitzenkrawatte war ihm die Röte ins Gesicht gestiegen, und er musterte Mr. Hawkins mit unverhohlener Abneigung. Jamie hatte recht, aus seinen Gefühlen machte er kein Geheimnis.
    »Glücklicherweise, Monsieur«, erklärte er, seinen Zorn mit sichtlicher Anstrengung zügelnd, »habe ich in der Tat einen Partner gefunden, der in diese Unternehmung zu investieren wünscht. Es handelt sich um einen Landsmann unseres freundlichen Gastgebers.« Er nickte hämisch in Jamies Richtung, der soeben, gefolgt von Magnus mit einer riesigen Karaffe Belle Rouge, durch die Tür trat.
    Hawkins hörte auf zu kauen und öffnete neugierig den Mund - ein unschöner Anblick. »Ein Schotte? Wer? Ich hätte nicht gedacht, daß es neben den Frasers noch Schotten im Pariser Weingeschäft gibt.«
    Die Augen des Comte leuchteten amüsiert auf, als sein Blick von Mr. Hawkins zu Jamie wanderte. »Ich denke, es ist strittig, ob man den fraglichen Investor zur Zeit als Schotten betrachten darf; nichtsdestoweniger ist er Monsieur Frasers Landsmann. Er heißt Charles Stuart.«
    Diese Neuigkeit zeigte die Wirkung, die sich der Comte erhofft haben dürfte. Silas Hawkins richtete sich kerzengerade auf und verschluckte sich an dem Ausruf, der ihm auf den Lippen lag. Jamie, der schon das Wort ergreifen wollte, schloß den Mund, setzte sich und musterte den Comte nachdenklich. Jules de La Tour versprühte erstaunte Bemerkungen und Speicheltröpfchen, und auch die d’Arbanvilles zeigten sich verwundert. Selbst der Herzog blickte von seinem Teller auf und zwinkerte dem Comte neugierig zu.

    »Wirklich?« sagte er. »Soweit ich weiß, sind die Stuarts arm wie Kirchenmäuse. Sind Sie sicher, daß er Sie nicht hinters Licht führt?«
    »Ich beabsichtige keineswegs, Verleumdungen oder Verdächtigungen auszusprechen«, warf Jules de La Tour ein, »aber bei Hof ist bekannt, daß die Stuarts kein Geld haben. Es ist zwar richtig, daß sich einige Jakobiten in letzter Zeit um Mittel bemüht haben, aber ohne Erfolg, soviel ich gehört habe.«
    »Das stimmt«, bestätigte Duverney der Jüngere, der

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