Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
sehen. Hmm, aye, das ist großartig!«
    »Ich wünschte, mein Mann würde so mit mir sprechen«, bemerkte die Duchesse de Neve, womit sie den anderen Damen, die sich im Mittelgang versammelt hatten, ein Kichern entlockte.
    »Vielleicht würde er das, Madame, wenn Ihre Rückenansicht so aufreizend wirkte. Aber vielleicht teilt Ihr Gemahl die Vorliebe des Herrn von Broch Tuarach für einen wohlgeformten Hintern ja nicht.« Der Comte de St. Germain warf mir einen amüsiert-verächtlichen Blick zu. Ich versuchte mir vorzustellen, wie diese schwarzen Augen durch die Schlitze einer Maske funkelten, was mir nur allzugut gelang. Leider fielen ihm seine Spitzenmanschetten weit übers Handgelenk, so daß ich die Gabelung von Daumen und Zeigefinger nicht sehen konnte.
    Jamie, der den Wortwechsel gehört hatte, lehnte sich lässig gegen den breiten Rücken der Stute. Nur sein Kopf, die Schultern und Unterarme ragten über dem mächtigen Leib des Tieres hinaus.
    »Der Herr von Broch Tuarach hat eine Vorliebe für alles Schöne, ganz gleich, wo es ihm begegnet, Monsieur le Comte, ob bei Tieren oder Frauen. Doch anders als einige Menschen, die ich Ihnen nennen könnte, kenne ich den Unterschied zwischen beiden.« Er grinste St. Germain boshaft an und tätschelte der Stute zum Abschied den Hals, während die kleine Gruppe in Gelächter ausbrach.
    Jamie nahm meinen Arm und führte mich in den nächsten Stall; die übrige Gesellschaft folgte uns in einigem Abstand.
    »Ah!« rief er und sog den Duft nach Pferden, Sattelzeug, Dung und Heu ein, als wäre es Weihrauch. »Ich vermisse den Stallgeruch. Und auf dem Land bekomme ich Heimweh nach Schottland.«

    »Die Gegend hat nicht viel Ahnlichkeit mit Schottland«, bemerkte ich und blinzelte in die Sonne, als wir aus dem halbdunklen Stall traten.
    »Nein, aber wir sind auf dem Land. Es ist sauber, es ist grün, kein Rauch in der Luft, kein Unrat auf der Straße - abgesehen vom Pferdemist, den ich nicht rechne.«
    Die frühsommerliche Sonne schien auf die Dächer von Argentan und die sanften grünen Hügel. Das königliche Gestüt lag unmittelbar vor den Toren der kleinen Stadt; es machte einen wesentlich solideren Eindruck als die nahegelegenen Häuser der Untertanen des Königs. Die Scheunen und Ställe waren aus Quadersteinen erbaut, hatten Steinböden und Schieferdächer, und es herrschte weitaus größere Sauberkeit als im Höpital des Anges.
    Ein Schlachtruf ertönte hinter dem Stall. Jamie blieb abrupt stehen und wäre um ein Haar von Fergus umgerannt worden, der pfeilgeschwind an uns vorbeischoß. Er wurde von zwei Stallburschen verfolgt, die ein gutes Stück größer waren als er. Ein schmutziggrüner Mistfleck auf dem Gesicht des ersten Jungen gab Aufschluß über die Ursache der Auseinandersetzung.
    Mit bemerkenswerter Geistesgegenwart schlug Fergus einen Haken, sauste an seinen Verfolgern vorbei und mengte sich unter unsere Gruppe, wo er hinter Jamies Kilt Zuflucht fand. Als seine Verfolger sahen, daß ihr Opfer sich in Sicherheit gebracht hatte, warfen sie einen ängstlichen Blick auf die nahende Phalanx von Höflingen und Damen in feinen Kleidern und kamen überein, schnurstracks das Weite zu suchen.
    Fergus streckte den Kopf hinter Jamies Kilt hervor und schrie ihnen im Gossenjargon etwas nach, womit er sich eine schallende Ohrfeige von Jamie einhandelte.
    »Fort mit dir« befahl er schroff. »Und wirf um Himmels willen keine Pferdeäpfel auf Leute, die größer sind als du. Jetzt verschwinde und halt dich aus Schlägereien raus.« Er bekräftigte diesen Ratschlag mit einem Klaps auf Fergus’ Hosenboden, der den Jungen in die andere Richtung davontaumeln ließ.
    Ich hatte meine Zweifel, ob es eine gute Idee war, Fergus auf diesen Ausflug mitzunehmen, aber die meisten anderen Damen hatte Pagen mitgebracht, die Botengänge erledigten und die Picknickkörbe und anderen Dinge, die für einen Tag im Grünen unentbehrlich waren, schleppten. Jamie hatte dem Jungen, der sich, wie
er meinte, Ferien verdient hatte, etwas vom Land zeigen wollen. Alles gut und schön, nur waren Fergus, der noch nie aus Paris herausgekommen war, die frische Luft, das Licht und die schönen großen Tiere zu Kopf gestiegen, so daß er, wie von Sinnen vor Aufregung, seit unserer Ankunft ständig Ärger machte.
    »Gott weiß, was er als nächstes anstellt.« Ich warf dem davoneilenden Fergus einen finsteren Blick nach. »Wahrscheinlich setzt er eine Heumiete in Brand.«
    Jamie ließ sich durch meine

Weitere Kostenlose Bücher