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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einem kleinen Trupp aufgemacht, um auf dem Bergkamm oberhalb der Ebene Stellung zu beziehen. Prinz Charles, der später eingetroffen war, war von dieser Aktion ganz und gar nicht angetan gewesen und hatte dies laut und öffentlich kundgetan. Seine Hoheit war dann mit der Hälfte der Armee Richtung Westen gezogen, und der Herzog von Perth - nominell der zweite Oberbefehlshaber - hatte sich widerspruchslos gefügt. Sie wollten die Möglichkeit erkunden, von Preston aus anzugreifen.
    Da nun die Armee zweigeteilt war und Lord George alle Hände voll zu tun hatte, von den Dorfbewohnern Erkundungen über das umliegende Gelände einzuholen, war O’Sullivan, einer der irischen
Vertrauten des Prinzen, auf die kluge Idee verfallen, ein Kontingent von Lochiel Camerons Clansmännern auf den Kirchhof von Tranent zu beordern.
    »Cope hat sie natürlich beschossen«, fuhr Lord George grimmig fort. »Und Lochiel hat mir heute nachmittag höllisch zugesetzt. Verständlicherweise war er furchtbar aufgeregt, weil viele seiner Männer sinnlos verwundet worden sind. Er bat darum, sie aus dem Kampf zurückziehen zu dürfen, und ich stimmte dem natürlich zu. Und da kommt doch der Speichellecker Seiner Hoheit, O’Sullivan - das Ekel! Nur weil er mit Seiner Hoheit in Eriskay an Land gegangen ist, glaubt der Kerl, er - na ja, er jammert, daß die Anwesenheit der Camerons im Kirchhof unbedingt erforderlich sei - man beachte, unbedingt erforderlich! -, wenn wir von Westen her angreifen. Habe ihm unmißverständlich gesagt, daß wir von Osten her angreifen, wenn überhaupt. Was aber im Augenblick zweifelhaft ist, da wir nicht wissen, wo sich die eine Hälfte unserer Soldaten befindet. Von Seiner Hoheit ganz zu schweigen«, fuhr er in einem Tonfall fort, der klarmachte, daß der Verbleib von Prinz Charles für ihn von rein akademischem Interesse war.
    »Und dann die Clanoberhäupter! Per Los hatte die Camerons die Ehre getroffen, in der Schlacht - vorausgesetzt, daß es zu einer solchen überhaupt kommt - auf dem rechten Flügel zu kämpfen. Die MacDonalds, die sich ursprünglich damit einverstanden erklärt hatten, bestreiten jetzt energisch, ihre Zustimmung gegeben zu haben, und drohen, überhaupt nicht zu kämpfen, falls ihnen ihr traditionelles Recht genommen wird, auf der rechten Flanke in die Schlacht zu ziehen.«
    Lord George, der seinen Bericht mit einer gewissen Ruhe begonnen hatte, wurde immer aufgebrachter. Jetzt sprang er auf und kratzte sich mit beiden Händen den Kopf.
    »Wir haben die Camerons den ganzen Tag lang exerzieren lassen. Durch das dauernde Hin und Her können sie inzwischen ihren Schwanz nicht mehr von ihrem Arsch unterscheiden - verzeihen Sie die Bemerkung, Madam«, fügte er mit einem zerstreuten Blick auf mich hinzu. »Und Clanranalds Männer«, fuhr er fort, »prügeln sich unterdessen mit den Männern von Glengarry.« Er hielt inne. Sein Gesicht war rot vor Zorn. »Wenn es nicht Glengarry wäre, würde ich... na ja, lassen wir das.« Er machte eine abfällige Handbewegung und durchmaß mit großen Schritten das Zimmer.

    »Die Sache hat einzig den Vorteil«, sagte er, »daß die Engländer aufgrund unserer Truppenbewegungen ebenfalls durcheinander geraten sind. Cope hat mit seiner gesamten Streitmacht nicht weniger als viermal die Richtung wechseln müssen, und seine rechte Flanke steht jetzt beinahe unten am Meer. Er fragt sich zweifellos, was in Gottes Namen wir als nächstes vorhaben.« Er beugte sich nach vorne und sah aus dem Fenster, als erwartete er, General Cope höchstpersönlich käme die Hauptstraße entlang, um sich zu erkundigen.
    »Wo genau befindet sich denn Ihre Truppenhälfte, Sir?« Jamie sprang auf, als wollte er sich dem Lord bei seiner Wanderung durchs Zimmer anschließen, doch ich hielt ihn am Kragen fest. Mit einem Handtuch und einer Schüssel warmem Wasser hatte ich mich während der Ausführungen Seiner Lordschaft bemüht, den Ruß von Jamies Ohren zu waschen. Jetzt glühten sie blitzblank und rot.
    »Am Bergkamm südlich der Ortschaft.«
    »Dann halten wir also weiterhin das obere Gelände?«
    »Ja, das klingt gut, nicht wahr?« Seine Lordschaft lächelte ein wenig. »Doch das nutzt uns herzlich wenig, denn das Gelände unterhalb des Hanges ist voller Tümpel und Sümpfe. Zu allem Überfluß zieht sich ein zwei Meter tiefer, dreißig Meter langer und mit Wasser gefüllter Graben den Fuß des Berges entlang! Zwar liegen im Augenblick nur knapp fünfhundert Meter zwischen den beiden

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