Die Geliehene Zeit
freimütig, »wenn es mir von Nutzen wäre. Aber ich meine, daß ich mir damit eher Schwierigkeiten einhandeln würde. Ich habe nicht die geringste Lust, mich mit den MacKenzies anzulegen - oder mit dir, Neffe.« Sein Grinsen wurde breiter. »Lallybroch mag reich sein, aber es ist ein gutes Stück von Beaufort entfernt, und es könnte viel Kraft kosten, das Land zu erstreiten - sei es vor Gericht oder mit Gewalt. Das habe ich meinem Vater auch gesagt, aber der hört ja nur, was er hören will.«
Der junge Mann schüttelte den Kopf und rückte sein Schwertgehenk zurecht.
»Bei der Armee kann man wahrscheinlich leichtere Beute machen, jedenfalls, wenn der König wiedereingesetzt ist. Und wenn diese Armee so kämpfen soll wie bei Preston, braucht sie jeden Mann, den sie kriegen kann. Ich begleite dich«, bekräftigte er.
Jamie lächelte zögernd. »Danke, Simon, ich nehme deine Hilfe an.«
Simon nickte. »Aye. Es wäre auch nicht schlecht, wenn du Dougal
MacKenzie bätest, ein Wort für dich einzulegen. Er ist gerade in Edinburgh.«
»Dougal MacKenzie?« Jamie zog verwundert die Brauen hoch. »Aye, das könnte nicht schaden, aber...«
»Nicht schaden? Mann, hast du es nicht gehört? Der MacKenzie ist Prinz Charles’ Liebling.« Simon lehnte sich zurück und sah seinen Neffen spöttisch an.
»Weshalb?« fragte ich. »Was hat er denn so Besonderes getan?« Dougal hatte dem Heer der Stuarts zweihundertfünfzig Krieger zugeführt, aber es gab eine Reihe von Clanoberhäuptern, die mehr Männer befehligten.
»Zehntausend Pfund.« Simon ließ die Worte auf der Zunge zergehen. »Zehntausend Pfund Sterling hat Dougal MacKenzie seinem Monarchen zu Füßen gelegt. Und das Geld kommt nicht ungelegen«, erklärte er sachlich. »Cameron hat gerade erzählt, daß Charles das spanische Kapital aufgebraucht hat. Und von den englischen Anhängern, auf die er gezählt hat, kommt verdammt wenig. Dougals Spende wird die Armee ein paar Wochen lang versorgen, und bis dahin ist mit ein bißchen Glück Nachschub aus Frankreich da.« Louis hatte eingesehen, daß sein leichtsinniger Verwandter ein ausgezeichnetes Ablenkungsmanöver für die Engländer veranstaltete, und sich widerstrebend bereit erklärt, ein wenig Geld herauszurücken. Eilig hatte er es jedoch nicht damit.
Ich sah Jamie an, der ebenso verwundert dreinblickte wie ich. Wo hatte Dougal MacKenzie bloß zehntausend Pfund aufgetrieben? Plötzlich erinnerte ich mich, wo ich von dieser Summe schon einmal gehört hatte - im Diebesloch von Cranesmuir.
»Geillis Duncan!« rief ich. Mir schauderte bei der Erinnerung an das Gespräch in dem finsteren, schmutzigen Loch. Obwohl der Salon gut beheizt war, zog ich meinen Umhang enger um mich.
In den letzten zwei Jahren konnte ich über zehntausend Pfund abzweigen. Geillis hatte sich des Diebstahls gerühmt, den sie durch die geschickte Fälschung des Namens ihres Mannes zuwege gebracht hatte. Arthur Duncan, den sie vergiftet hatte, war der Prokurator des Bezirks gewesen. Zehntausend Pfund für die Sache der Jakobiten. Wenn der Aufstand losgeht, dann weiß ich, daß ich dazu beigetragen habe.
»Sie hat es gestohlen.« Beim Gedanken an Geillis Duncan lief es mir kalt den Rücken hinunter. Man hatte sie wegen Hexerei zum
Tode verurteilt und dann noch bis zur Geburt ihres Kindes leben lassen - das sie ihrem Geliebten Dougal MacKenzie gebar. Sie war unter den Zweigen einer Eberesche verbrannt worden. »Sie hat das Geld gestohlen und es Dougal gegeben, oder er hat es ihr weggenommen, wer weiß.« Erregt stand ich auf und ging vor dem Feuer auf und ab.
»Der gerissene Kerl!« rief ich. »Das also hat er vor anderthalb Jahren in Paris gemacht!«
»Was?« Jamie runzelte die Stirn, und Simon starrte mich mit offenem Mund an.
»Er hat Charles Stuart besucht, um sich davon zu überzeugen, daß er wirklich einen Aufstand plant. Vielleicht hat er ihm das Geld damals versprochen, und Charles ließ sich dadurch ermutigen, nach Schottland zu kommen - durch die Aussicht auf Geillis Duncans Geld. Aber solange Colum noch lebte, konnte Dougal es nicht wagen, Charles das Geld zu geben - Colum hätte Fragen gestellt. Er war viel zu aufrichtig, um sich an Diebesgut zu vergreifen, ganz gleich, wer es gestohlen hatte.«
»Verstehe«, nickte Jamie nachdenklich. »Aber nun ist Colum tot«, fuhr er ruhig fort. »Und Dougal MacKenzie ist der Favorit des Prinzen.«
»Und das ist nur gut für dich, wie ich bereits gesagt habe«, warf Simon ungeduldig ein. Das
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