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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf Jonathan Randall zu. Er nahm die erstarrte Gestalt behutsam am Arm und führte sie zur Tür.
    »Kommen Sie, Mann«, sagte er ruhig. »Ich bringe Sie sicher nach Hause.«
    Die Tür quietschte, als er ging, um den gramgebeugten Jonathan Randall an den Ortzu begleiten, wo er seine einsame Hochzeitsnacht verbringen würde.
     
    Ich schloß die Tür unseres Zimmers in einem Gasthofhinter mir und lehnte mich erschöpft dagegen. Draußen war es dunkel geworden, und die Rufe des Nachtwächters hallten durch die Straßen.
    Jamie stand am Fenster und beobachtete mich. Dann kam er zu mir und zog mich an sich, noch bevor ich meinen Umhang ablegen konnte. Dankbar sank ich an seine Brust. Er legte den Arm unter meine Knie, hob mich hoch und trug mich zum Fenstersitz.
    »Trink einen Schluck, Sassenach«, drängte er. »Du siehst erschöpft
aus. Kein Wunder!« Er nahm eine Karaffe vom Tisch und goß mir etwas Weinbrand ein.
    Müde fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar. Wir hatten uns kurz nach dem Frühstück in Alex’ Quartier begeben; jetzt war es nach sechs. Mir kam es vor, als wäre ich tagelang unterwegs gewesen.
    »Es hat nicht mehr lange gedauert. Der arme Kerl. Es war, als hätte er nur gewartet, bis er Mary versorgt wußte. Ich habe Marys Tante benachrichtigt. Die Tante und zwei Kusinen haben sie abgeholt. Sie werden sich auch um... ihn kümmern.« Dankbar nippte ich an meinem Glas. Der Alkohol stieg mir in den Kopf wie Nebel auf dem Hochmoor, aber das störte mich nicht.
    Ich versuchte zu lächeln. »Zumindest wissen wir jetzt, daß Frank in Sicherheit ist.«
    Jamie blickte mich finster an, seine rötlichen Brauen zogen sich zusammen.
    »Verflucht sei Frank!« rief er zornig. »Verflucht seien alle Randalls! Verflucht sei Jack Randall, und verflucht sei Mary Hawkins Randall, und verflucht sei Alex Randall - äh, Gott sei seiner Seele gnädig, meine ich«, verbesserte er sich hastig und schlug ein Kreuz.
    »Ich dachte, du mißgönnst ihm nicht...«, begann ich. Wütend starrte er mich an.
    »Das war gelogen.«
    Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich.
    »Und verflucht seist auch du, Claire Randall Fraser, wenn ich schon mal dabei bin! Ich hasse jede Erinnerung, in der ich nicht vorkomme, jede Träne, die du um einen anderen vergossen hast, und jede Sekunde, die du im Bett eines anderen Mannes verbracht hast! Verflucht sollst du sein!« Er schlug mir das Weinbrandglas aus der Hand - versehentlich, wie ich meinte -, zog mich an sich und küßte mich hart.
    Dann löste er sich von mir, um mich wieder zu schütteln.
    »Du gehörst mir, verdammt sollst du sein, Claire Fraser! Mir! Und ich werde dich nicht teilen, mit keinem Mann und mit keiner Erinnerung, solange wir beide leben. Du sprichst den Namen des Mannes nie mehr aus, hörst du?« Er unterstrich seine Worte mit einem leidenschaftlichen Kuß und stieß mich dann wieder von sich. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, antwortete ich mühsam. »Wenn du... aufhören würdest... mich zu schütteln, könnte ich... antworten.«

    Verlegen ließ er mich los.
    »Tut mir leid, Sassenach. Es ist nur... bei Gott, warum hast du... aye, ich weiß, warum... aber mußtest du...« Ich setzte diesem Gestammel ein Ende, indem ich ihn an mich zog und küßte.
    »Ja«, sagte ich fest, als ich ihn freigab. »Ich mußte. Aber jetzt ist es vorbei.« Ich löste die Bänder meines Umhangs und ließ ihn zu Boden fallen. Jamie bückte sich, um ihn aufzuheben, aber ich hielt ihn fest.
    »Jamie, ich bin müde. Willst du mich ins Bett bringen?«
    Er sah mich lange an. Seine Augen lagen vor Anstrengung und Müdigkeit tief in den Höhlen.
    »Aye«, sagte er schließlich leise. »Aye, ich will.«
    Zuerst war er schweigsam und grob. Sein Zorn brach sich in der Liebe Bahn.
    »Oooh!« stöhnte ich einmal.
    »Gott, verzeih mir, mo duinne. Ich konnte nicht...«
    »Ist schon gut.« Ich verschloß seine Lippen mit einem Kuß, hielt ihn fest und spürte, wie die Wut in ihm abflaute und die Zärtlichkeit wuchs. Ohne den Mund von meinem zu lösen, verharrte er still, erforschte sanft meine Lippen, liebkoste sie mit der Zungenspitze.
    Ich berührte seine Zunge mit der meinen und umfaßte sein Gesicht mit den Händen. Er hatte sich seit dem Morgen nicht rasiert, und die feinen roten Stoppeln fühlten sich angenehm rauh an.
    Dann ließ er sich zur Seite rollen, um mich nicht unter sich zu erdrücken, und wir fuhren fort, Körper an Körper, in Zärtlichkeit vereint, und verständigten uns in einer

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