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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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feucht an, obwohl seine Haut gerötet war. Im selben Augenblick legte er mir die Arme um die Taille, zog mich fest zu sich heran und schmiegte sich zärtlich an meinen Busen. In dichten Schwaden stieg von ihm der Dunst unterschiedlichster Spirituosen auf.
    »Komm zu mir, Sassenach«, murmelte er. »Mein Mädel mit den Whiskyaugen, meine Liebe. Ich will dich ins Bett bringen.«
    Wer hier wen zu Bett bringen würde, darüber ließ sich streiten, aber ich widersprach ihm nicht. Ich beugte mich vor und schob meine Schulter unter seine Achsel, um ihm aufzuhelfen, aber er wich mir aus und erhob sich aus eigener Kraft langsam und majestätisch.
    »Ich brauche keine Hilfe«, erklärte er und griff nach der Kordel
an seinem Hemdkragen. »Ich habe dir doch gesagt, ich bin nicht betrunken.«
    »Das stimmt«, pflichtete ich ihm bei. »›Betrunken‹ beschreibt es nicht mal annähernd, Jamie, du bist voll bis obenhin!«
    Sein Blick wanderte an seinem Kilt abwärts, über den Boden und an meinem Kleid wieder hoch.
    »Nein, bin ich nicht«, entgegnete er äußerst würdevoll. »Ich habe mich vor der Tür erleichtert.« Er trat einen Schritt auf mich zu und blickte mich glutäugig an. »Komm her zu mir, Sassenach. Ich bin bereit.«
    Bereit, dachte ich bei mir, schien nun doch ein wenig übertrieben: Sein Hemd war zur Hälfte aufgeknöpft und hing ihm verrutscht über den Schultern. Doch mehr würde er ohne Hilfe nicht schaffen.
    Der Rest hingegen... Seine breite Brust war entblößt und offenbarte die kleine Mulde in der Mitte, in die ich normalerweise mein Kinn legte, und die kurzen Haare kräuselten sich um seine Brustwarzen. Als er meinen Blick bemerkte, griff er nach meiner Hand und drückte sie an seine Brust. Er war überraschend warm, so daß ich instinktiv an ihn heranrückte. Mit dem anderen Arm umschlang er mich und beugte sich nieder, um mich zu küssen. Er tat es so gründlich, daß ich allein von seinem Atem leicht betrunken wurde.
    »In Ordnung«, sagte ich lächelnd. »Wenn du bereit bist, bin ich es auch. Aber erst will ich dich ausziehen; ich habe heute schon genug geflickt.«
    Er bewegte sich kaum, als ich ihn entkleidete. Er rührte sich auch nicht, als ich meine Kleider abstreifte und die Bettdecken zurückschlug.
    Nachdem ich ins Bett geklettert war, drehte ich mich um zu ihm, um ihn zu betrachten. Wie gesund und großartig er im Schein der untergehenden Sonne aussah! Sein schlanker Körper erinnerte an eine griechische Statue. Die schmale, lange Nase und die hohen Wangenknochen glichen dem Profil auf römischen Münzen. Ein verträumtes Lächeln umspielte seinen großen, weichen Mund, und die schrägen Augen blickten in die Ferne. Er war wie erstarrt.
    Besorgt sah ich ihn an.
    »Jamie«, fragte ich, »wie stellst du eigentlich fest, ob du betrunken bist?«
    Aufgeschreckt von meiner Stimme, schwankte er besorgniserregend, fing sich aber am Kaminsims. Sein Blick wanderte ziellos im
Raum umher, bis er schließlich auf meinem Gesicht zur Ruhe kam. Einen Augenblick lang funkelten seine Augen klar und intelligent.
    »Ach, ganz einfach, Sassenach. Solange man stehen kann, ist man nicht betrunken.« Er nahm die Hände vom Sims, trat einen Schritt auf mich zu und sank, mit leerem Blick und einem breiten, bezaubernden Lächeln auf dem verträumten Gesicht, langsam zu Boden.
    »Oh!« entfuhr es mir.
     
    Das Krähen der Hähne und Scheppern der Töpfe weckten mich am nächsten Morgen kurz nach Tagesanbruch. Die Gestalt neben mir zuckte zusammen und wachte jählings auf. Aber da ihrem Kopf die plötzliche Bewegung nicht wohltat, verfiel sie sogleich wieder in Reglosigkeit.
    Ich stützte mich auf den Ellbogen und sah mir die Überreste an. Nicht zu schlimm, stellte ich kritisch fest. Zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen hatte Jamie die Augen fest zusammengekniffen, und seine Haare standen ihm wie die Stacheln eines Igels vom Kopf ab. Aber seine Haut war blaß und durchsichtig und seine Hände, die die Decke fest umklammert hielten, ruhig.
    Ich hob ein Augenlid, spähte hinein und fragte scherzend: »Jemand zu Hause?«
    Auge Nummer zwei öffnete sich langsam, und beide sahen sie mich stieren Blickes an. Ich ließ meine Hand sinken und lächelte Jamie freundlich an.
    »Guten Morgen.«
    »Das ist Anschauungssache, Sassenach«, entgegnete er und schloß beide Augen.
    »Hast du eine Ahnung, wieviel du wiegst?« fragte ich ihn im Plauderton.
    »Nein.«
    Seine rasche Antwort bewies mir nicht nur, daß er es nicht wußte, sondern

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