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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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herab.
    »Auf geht’s.« Jamies Hand hatte meinen Arm fest umschlossen, und ich wehrte mich nicht. Beschützt von den Seeleuten schlichen wir uns hinter Jared heimlich davon, als hätten wir das Feuer gelegt.

7
    Audienz beim König
    Jareds Pariser Haus stand in der Rue Tremoulins in einem wohlhabenden Bezirk mit dicht an dicht gebauten Steinhäusern, die drei, vier oder gar fünf Stockwerke hatten. Dazwischen fand sich zwar das eine oder andere Anwesen mit Park, aber im großen und ganzen hätte sich ein sportlicher Einbrecher ungehindert von Dach zu Dach schwingen können.
    »Mmmpf«, war Murtaghs einziger Kommentar angesichts Jareds Wohnhaus. »Ich suche mir meine eigene Unterkunft.«
    »Wenn dich ein anständiges Dach über dem Kopf nervös macht, kannst du dich ja in den Stallungen schlafen legen«, schlug Jamie vor und grinste auf seinen kleinen mürrischen Patenonkel hinunter. »Wir lassen dir dann den Haferbrei auf einem Silbertablett servieren.«
    Die Innenräume waren bequem und elegant möbliert, wenngleich sie im Vergleich zu der Mehrzahl der Häuser des Adelsstandes und des wohlhabenden Bürgertums spartanisch wirkten, wie ich später merken sollte. Zum Teil führte ich dies darauf zurück, daß es keine Hausherrin gab; Jared war unverheiratet geblieben und machte nicht den Eindruck, als vermisse er eine Gattin.
    »Selbstverständlich hat er eine Geliebte«, gab mir Jamie zu verstehen, als ich über das Privatleben seines Cousins nachsann.
    »Natürlich«, murmelte ich.
    »Aber die ist verheiratet. Jared hat mir einmal erklärt, ein Geschäftsmann solle sich niemals auf Beziehungen zu unverheirateten Frauen einlassen. Er meinte, sie würden einen zuviel Zeit und Geld kosten. Und heiratet man sie, bringen sie das Geld durch, bis man schließlich am Bettelstab geht.«
    »Nette Meinung, die er von Ehefrauen hat«, bemerkte ich. »Und was hält er davon, daß du trotz seiner guten Ratschläge geheiratet hast?«

    Jamie lachte. »Erstens bin ich nicht vermögend, kann also auch nichts verlieren. Zweitens findet er dich sehr dekorativ. Allerdings ist er der Meinung, ich müsse dir ein neues Kleid kaufen.«
    Ich breitete den Rock meines blattgrünen Samtkleides aus, der in der Tat mehr als verschlissen war.
    »Keine schlechte Idee«, bestätigte ich. »Sonst muß ich über kurz oder lang in einem Leintuch herumlaufen. Das Kleid wird ohnehin in der Taille recht eng.«
    »Nicht nur da«, meinte Jamie grinsend und musterte mich von oben bis unten. »Hast wohl deinen Appetit zurückgewonnen, Sassenach?«
    »Flegel!« entgegnete ich kurz. »Du weißt nur zu gut, daß Annabelle MacRannoch die Form eines Besenstiels hat, im Gegensatz zu mir.«
    »Gottlob hast du andere Formen«, meinte er und betrachtete mich wohlgefällig, bevor er mir vertraulich den Hintern tätschelte.
    »Ich treffe mich heute vormittag mit Jared im Lagerhaus und sehe die Bücher durch. Anschließend nimmt er mich zu ein paar Kunden mit, um mich vorzustellen. Macht es dir was aus, allein zu bleiben?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte ich. »Ich schaue mich ein wenig im Haus um und mache mich mit den Dienstboten bekannt.« Mir war ein wenig bange bei dem Gedanken, nun »Personal« unter mir zu haben, aber ich sprach mir selbst Mut zu. Gewiß würde es nicht viel anders sein, als Pfleger und Schwesternschülerinnen anzuweisen, und das hatte ich schon einmal getan - im Jahr 1943 hatte ich als Krankenschwester in einem französischen Feldlazarett gearbeitet.
    Nachdem Jamie gegangen war, widmete ich mich meiner Toilette, soweit das mit Kamm und Wasser - den einzigen Mitteln, die mir zur Verfügung standen - möglich war. Sollte es Jared mit den Abendeinladungen tatsächlich ernst sein, war es mit einem neuen Kleid nicht getan.
    Immerhin bewahrte ich in der Seitentasche meines Medizinkastens einige ausgefranste Weidenzweige auf. Ich nahm einen davon und machte mich ans Zähneputzen, während ich über das unglaubliche Glück nachsann, welches uns hierhergebracht hatte.
    Aus Schottland verbannt, blieb uns nichts anderes übrig, als uns eine Zukunft in Europa oder in Amerika aufzubauen. Und da ich jetzt wußte, welche Abneigung Jamie gegen Schiffe hegte, überraschte
es mich nicht, daß er den Blick zunächst nach Frankreich gerichtet hatte.
    Die Frasers waren mit Frankreich aufs engste verbunden; viele von ihnen - wie Abt Alexander und Jared Fraser - hatten sich ihr Leben hier eingerichtet und kehrten, wenn überhaupt, nur selten zurück in die

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