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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Jamie aus dem Wentworth-Gefängnis zu befreien, gab es niemanden, dem ich das Wohl meines Mannes lieber anvertraut hätte.
    Nach dem Mittagessen machte Jamie gewöhnlich seine Runde - gesellschaftliche und geschäftliche Besuche, und zunehmend war beides miteinander verquickt. Vor dem Abendessen zog er sich dann für ein, zwei Stunden in sein Arbeitszimmer zurück und vertiefte sich in die Geschäftsbücher. Er hatte wirklich viel zu tun.
    Ich nicht. Nach ein paar Tagen höflicher Rangeleien mit Madame Vionnet, der Köchin, war klar, wer das Regiment führte - ich war es nicht. Jeden Morgen kam Madame in meinen Salon, um mit mir den Speiseplan und die Einkaufsliste des Tages durchzusprechen - Obst, Gemüse, Butter und Milch wurden jeden Morgen ins Haus geliefert; von einem Straßenhändler bezogen wir frischen Fisch aus der Seine und Muscheln. Der Form halber sah ich mir die Liste an, segnete sie ab, lobte das Abendessen vom Tag zuvor, und damit hatte es sich. Gelegentlich wurde ich gebeten,
den Wäscheschrank oder die Vorratskammer mit einem der Schlüssel an meinem großen Bund zu öffnen, doch meist blieb ich mir selbst überlassen, bis es Zeit wurde, sich zum Abendessen umzuziehen.
    Das gesellschaftliche Leben nahm seinen Fortgang, als wäre Jared noch hier. Ich verspürte nach wie vor eine gewisse Scheu, größere Einladungen zu geben, doch in der Regel hatten wir abends ein paar Gäste zum Essen: Adelige, Chevaliers mit ihren Damen, verarmte Jakobiten und wohlhabende Kaufleute mit ihren Ehefrauen.
    Ich stellte jedoch bald fest, daß Essen und Trinken und die dazugehörigen Vorbereitungen mich nicht ausfüllten. Deshalb setzte ich Jamie so lange zu, bis er einwilligte, daß ich ihm zur Hand ging und von den Eintragungen in den Geschäftsbüchern Abschriften anfertigte. »Das ist jedenfalls besser, als wenn du an dir herumkaust«, meinte er mit einem kritischen Blick auf meine Fingernägel. »Außerdem hast du eine schönere Handschrift als die Angestellten im Lagerhaus.«
    Und so befand ich mich in Jamies Arbeitszimmer, emsig über die riesigen Bücher gebeugt, als uns Mr. Silas Hawkins einen Besuch abstattete, um zwei Fässer flämischen Weinbrands zu bestellen. Der gesetzte, wohlhabende Engländer, ein Emigrant wie Jared, hatte sich auf den Export französischen Weinbrands in seine Heimat spezialisiert.
    Ein Kaufmann, der wie ein Abstinenzler aussah, hätte Wein und Schnaps in größeren Mengen wahrscheinlich nur unter erheblichen Schwierigkeiten an den Mann gebracht. Mr. Hawkins war in dieser Hinsicht vom Glück begünstigt, denn er verfügte über die geröteten Wangen und das vergnügte Lächeln eines Saufbruders. Jamie hatte mir allerdings versichert, daß der Mann außer bodenständigem Ale nichts anrührte. In den Tavernen, die er besuchte, war er allerdings für seinen überaus gesegneten Appetit berühmt. Hinter der glatten Jovialität, mit der er seine Transaktionen schmierte, lag jedoch durchaus geschäftliche Berechnung.
    »Meine besten Lieferanten, aufs Wort«, versicherte er uns, während er die große Bestellung schwungvoll unterzeichnete. »Zuverlässig und immer beste Qualität. Ihr Cousin wird mir fehlen«, sagte er und fuhr mit einer Verbeugung zu Jamie fort: »Doch er hätte keinen besseren Stellvertreter wählen können. Nun, das ist echt
schottisch - immer schön darauf achten, daß das Geschäft in der Familie bleibt.«
    Er ließ den Blick über Jamies Kilt gleiten, dessen Fraser-Rot sich leuchtend von der dunklen Holzvertäfelung des Arbeitszimmers abhob.
    »Gerade aus Schottland eingetroffen?« fragte Mr. Hawkins, während er suchend auf seine Tasche klopfte.
    »Nein, ich bin schon seit längerem in Frankreich«, erwiderte Jamie lächelnd, aber abschließend. Er nahm den Federkiel, den Mr. Hawkins ihm reichte. Als er feststellte, daß er stumpf war, holte er sich aus dem Bündel Gänsefedern, die in einem Glas auf dem Schreibtisch standen, einen neuen.
    »An Ihrer Kleidung sehe ich, daß Sie aus den Highlands stammen. Vielleicht könnten Sie mich einweihen, welche Gefühle gegenwärtig in diesem Teil des Landes vorherrschen. Sie wissen doch, man hört so viele Gerüchte.« Auf eine einladende Handbewegung Jamies hin ließ er sich in einen Sessel sinken und beugte das runde, rosige Gesicht interessiert über die dicke Lederbörse, die er aus der Tasche gezogen hatte.
    »Gerüchte - nun, die gibt es in Schottland immer.« Jamie war angelegentlich damit beschäftigt, seinen Federkiel zu

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