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Die gelöschte Welt

Die gelöschte Welt

Titel: Die gelöschte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Harkaway
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Sofas und Dachböden und in den Holzschuppen von Freunden. Wir schliefen auf dem Parkplatz der Bar ohne Namen und erfroren beinahe. Zwei Wochen später führte mich Jim Hepsobah auf einen Berg, der zwei Stunden außerhalb von Exmoor lag, und sagte mir, er wolle sein Haus zwanzig Meilen entfernt am Rohr bauen, müsste aber eine Münze hochwerfen, um sich für die Richtung zu entscheiden. Am Abend konnte man die Stürme jenseits der Grenze beobachten, aber das störte Jim nicht, und er war der Ansicht, dass es mich auch nicht stören würde. Wir waren schon viel weiter draußen gewesen. Wegen der Klippe hinter dem Haus konnte man das Rohr nicht sehen, das sein gutes Juju in die ganze Landschaft pumpte. Es war still hier, morgens fiel der Tau – und es gab Vögel. Wahrscheinlich auch Dachse, sagte Jim, wenn du weißt, wo du nachsehen musst. Dann saßen wir da und redeten nicht. Nach einer Weile lieh ich mir sein Telefon und rief Leah an. Sie und Sally Culpepper kamen von Jims Grundstück herüber, dann rief ich den Mann aus dem Ort an und sagte, dies hier sei unser Grundstück. Er überschlug sich fast und versuchte, uns alles recht zu machen, weil niemand diese alten, isolierten Grundstücke am Rohr nahe der Grenze haben wollte, jetzt nicht und vielleicht auch nie wieder. Deshalb bekamen wir eine Million Hektar oder Acre oder wie das auch heißt als Dreingabe. Nutzloses Gelände voller Dachse. Das Haus ist zum Teil ein Blockhaus und teils aus Stein gebaut, teils im Stil von Frank Lloyd Wright, und teils ist es Bauhaus. Außerdem wackeln die Tore. So sieht der Himmel aus. Ein Ort, an dem das alles keine Rolle mehr spielt.
    Jetzt öffnet sich die Tür ein kleines Stückchen und dann etwas weiter, und gleich kommt sie herausgestürmt, als wir aus dem Truck steigen. Doch irgendetwas liegt ganz entschieden im Argen. Sie kommt die Treppe herunter und überquert den Hof, doch sie läuft schräg über den Kies, und dann springt sie direkt zu Gonzo, klammert sich an ihn und sieht nicht mir, sondern ihm tief in die Augen. Sie hat Gonzo vermisst, und nur ihn. Mich sieht sie nur mit mäßigem Interesse und auch erst an, nachdem sie ihn gründlich gemustert und mit sehr vertrauten Bewegungen getätschelt und berührt hat, um sich zu vergewissern, dass noch alles da ist. Zu meinem großen Entsetzen gibt sie mir dann die Hand, als hätten wir uns noch nie gesehen. Und ich Idiot schüttle sie, worauf Gonzo erleichtert scheint und ihre Hüfte tätschelt. Wir gehen hinein.
     
    Gonzo vögelt meine Frau. Mehr als das. Er hat mir ihre Liebe gestohlen. Auf diese schreckliche, absurde Art und Weise erfahre ich von einer Affäre, die schon lange im Gange ist. Monate oder gar Jahre. Man hat mich ersetzt, ich bin Geschichte.
    Ich folge den Turteltauben hinein und frage mich, warum ich nicht das Bedürfnis verspüre, sie zu töten. Ich sollte es eigentlich verspüren, denn das ist in genetischer und kultureller Hinsicht mein gutes Recht. Ich muss es ja nicht unbedingt tun, aber ich sollte wenigstens den Drang danach verspüren. Vielleicht ist es einfach zu gewaltig, und die Affäre selbst ist ein so monströses Ding, dass nicht einmal mehr Raum für meine Wut bleibt, weil der Schock viel zu groß ist. Vielleicht ist es so, aber offenbar auch wieder nicht. Vor allem habe ich das Bedürfnis, mich in irgendein Loch zu verkriechen und nicht mehr da zu sein. Ich bin ein nutzloses Ding, und meine bloße Existenz ist mir peinlich. Gonzo und Leah scheinen völlig unbeeindruckt.
    Sie hat das Haus umdekoriert. Es ist seltsam. Sie hat (verständlicherweise) alle meine Sachen entfernt. Wahrscheinlich sind sie in der Garage, der Wasserkessel eines Landstreichers und ein kariertes Tuch auf einem Stock. Sie hat die Sachen ersetzt – aber nicht durch neue, sondern durch alte Stücke. Mein bequemer Lehnstuhl, ein zerfetztes und heruntergekommenes Ding, das ich in einem Künstleratelier in Berlton fand, in dem ich gern gesessen habe und in dem wir uns mehr als einmal auf wackligen Beinen geliebt haben, ist auch fort. An seinem Platz steht eines dieser verrückten Dinger aus Korb, die so viel bequemer aussehen, als sie tatsächlich sind, die knarren, wenn man sich hineinsetzt – und die bei feuchtem Wetter nach Gras riechen. Gonzo lässt sich hineinfallen und greift, ohne hinzusehen, aber zielsicher nach seinen Filzpantoffeln. Irgendwann hat einmal ein Hund darauf herumgekaut, was seltsam ist, weil wir keinen Hund haben. Aber Gonzo hat einen. Ein treuer Hund

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