Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Kellner sprach und dieser etwas in ein großes Buch schrieb, was zweifellos das Reservierungsbuch war. Talert versteckte sich schnell hinter einer Säule, als Ruschkow wieder herauskam und in den Lift stieg, der noch auf der Etage stand. Talert folgte ihm erneut mit dem Parallelaufzug bis in das Erdgeschoss. Bis jetzt hatte seine Observation bestens geklappt, doch nun kam Talert zu spät. Als er aus dem Fahrstuhl ausstieg und sich nach Ruschkow umsah, konnte er ihn nirgends entdecken. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
Ruschkow hatte inmitten einer Traube von Menschen, die einer Reisegesellschaft angehörten, das Europa-Center verlassen. Verabredungsgemäß wollte er die nächsten Stunden ausruhen, bis es ernst wurde und er volle Konzentration benötigte. Noch immer hatte er nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit beschattet wurde und er dachte auch nicht mehr an Talerts Erpressung, die er sowieso nicht ernst nahm. Um das Problem Talert wollte er sich später kümmern.
Talert griff zu seinem Handy und rief Lena Jansen an, um sie über seine Beobachtungen zu informieren. Für ihn gab es keinen Zweifel, das Berliner Europa-Center war das Ziel des Terroranschlags. Zu auffällig hatte Ruschkow sich verhalten und seine Reservierung im Restaurant war Talerts Meinung nach nur ein Vorwand, um ohne in Verdacht zu geraten einen inspizierenden Blick in den Gastraum werfen zu können.
»Verlass' dich drauf, Lena, Ruschkow hat es auf das Europa-Center abgesehen. Stell' dir bloß mal vor was passiert, wenn er die vielen Menschen dort in Panik versetzt. Wenn der Countdown abläuft, ist hier Massenandrang. Und das nicht nur im Center, sondern auch auf dem Platz davor. Das gibt Tote, wenn du mich fragst. Und nicht auszudenken, was in den Aufzügen passiert, wenn alle Restaurantbesucher und alle Touristen auf der Plattform auf einmal nach unten fahren wollen. Als Ruschkow in das Reservierungsbuch sah, wollte er wahrscheinlich nur feststellen, wie viele Menschen sich dort aufhalten würden. Je mehr desto besser, wird er denken.«
»Hör auf, du machst mir Angst. Wir müssen unbedingt die Polizei informieren«, sagte Lena Jansen aufgeregt, die gar nicht glauben konnte, was Talert ihr erzählte. »Ich möchte nicht dem Vorwurf ausgesetzt sein, das Fernsehen hätte von dem Anschlag gewusst, aber nichts unternommen, sondern nur an Einschaltquoten gedacht, verstehst du? Die Exklusivrechte sind mir jetzt völlig egal. Es geht um Menschenleben.«
Lena Jansen schätzte die Anzahl der Menschen, die sich um diese Zeit im Europa-Center aufhielten, auf gut Zehntausend ein, wenn nicht gar mehr. Alle würden der Bestrahlung ausgesetzt sein und niemand wusste, welcher Art die Bewusstseinskontrolle sein würde. Nicht auszudenken, wenn Talert recht behielte und Panik suggeriert würde. Lena Jansen mochte gar nicht darüber nachdenken, welcher Katastrophe sie entgegensahen.
»Komm' erst einmal mit deinem Kamerateam und einem Übertragungswagen hierher«, sagte Talert, der nicht minder aufgeregt war. »Wir treffen uns am Wasserklops.«
Jansen informierte ihren Chef und bat ihn, die Polizei zu informieren. Anschließend machte sie sich mit ihrem Team sofort auf den Weg. Um nicht aufzufallen parkten sie den Übertragungswagen in einer Seitenstraße in der Nähe des Europa-Centers. Nichts sollte Ruschkow verunsichern, sofern er überhaupt hierher zurückkäme. Es sollte alles so aussehen, wie jeden Tag, schon im Interesse der Menschen. Es würde Massen von Schaulustigen anlocken, sollte sich das Fernsehen offenkundig für das Europa-Center interessieren. Das galt es zu verhindern, es waren schon genug Menschen in Gefahr.
»Dir ist hoffentlich klar, dass wir uns selbst der Bestrahlung aussetzen?«, fragte Talert, als Lena ihn am Weltkugelbrunnen vor dem Europa-Center erreichte.
»Das Risiko gehe ich ein«, antwortete sie ohne zu zögern. »Und wie sieht es mit dir aus?«
»Ich kann mir Besseres vorstellen, freue mich aber auf den Augenblick, wenn die Polizei Ruschkow in Handschellen abführt. Glaub' mir, ich klatsche Beifall so laut ich kann. Wenn es ginge, würde ich sogar die Polizei darum bitten, ob ich ihm die Handschellen anlegen darf und ich würde sie sehr fest zuziehen.«
»Du hasst ihn sehr, nicht wahr?«
»Das ist gar kein Ausdruck. Ich könnte ihn umbringen!«
Mehrere Minuten standen sie angespannt da und sahen sich wortlos an. Was war aus Axel Talert geworden? War er wirklich noch der, den Lena Jansen in Erinnerung hatte? Oder war er
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