Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. Mit Mühe schaffte er es, einen sicheren Stand zu bekommen, bevor der Stuhl umstürzte. Er hüpfte zu den Computertischen hinüber, wo er sich abstützen konnte und ein für sein Vorhaben geeignetes Werkzeug zu finden hoffte. Alle Papiere schob er beiseite, bis er auf etwas stieß, was seiner Meinung nach hilfreich schien.
Das Gehäuse der externen Festplatte bestand aus Metall. LeClerc hielt sie für massiv genug, als er sie hochhob und das Gewicht taxierte. Damit musste es klappen, zumal die alten Fenster nur einfache verglast waren. LeClerc holte aus, so gut er es mit den zusammengebundenen Händen konnte, und schlug mit der Festplatte auf die Scheibe, die sofort zersplitterte. Er machte sich keine Sorgen um den Lärm, den diese Aktion verursachte, konnte er doch nicht wissen, dass er gar nicht allein war.
An einer Scherbe, die noch fest im Fensterrahmen steckte, begann er, seine Handfesseln zu zerschneiden. Als er Schritte hörte, erschrak er und erhöhte den Druck, um die Fesseln schnell durchschnitten zu bekommen. Dies und seine augenblickliche Unachtsamkeit, da er zur Tür blickte, führte dazu, dass er abrutsche und sich tief in die Hand schnitt. Er versuchte, die Schmerzen auszublenden und machte weiter, bis das Klebeband endlich nachgab.
LeClerc sah auf den Fußboden und fand bestätigt, was er befürchtet hatte und gar nicht anders sein konnte. Nicht eine Scherbe lag unterhalb des Fensters, alle waren sie nach außen gefallen. So brach er den kleinen Rest der Scheibe, der noch im Rahmen steckte, heraus und schnitt sich dabei erneut. Es schmerzte sehr und blutete stark. LeClerc biss die Zähne zusammen. Er setzte sich auf den Fußboden und durchschnitt die Fußfesseln, gerade noch rechtzeitig, bevor Fromm in der Tür stand.
LeClerc sprang auf und stand ihm starr vor Schreck gegenüber. Er war überzeugt gewesen, er hätte das Gelände verlassen, zusammen mit Ruschkow und Dutronc. Nun war er schlauer. Stellte sich die Frage, ob Ruschkow und Dutronc auch noch dort waren. Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, geschweige denn abzuwarten, bis sie womöglich aus einem der hinteren Räume hierkommen würden. Das Einschmeißen der Fensterscheibe mussten sie genauso gehört haben wie Fromm, falls sie tatsächlich noch im Gebäude waren.
LeClerc musste handeln – schnell handeln.
»Na los, erschieß mich doch«, provozierte ihn LeClerc, »du hast doch bestimmt eine Waffe dabei, oder?«
Tatsächlich griff Fromm hinter sich und zog eine Pistole aus dem Gürtel. Er zielte auf LeClerc, drückte aber nicht gleich ab. Offensichtlich wollte er den Moment genießen, ins angsterfüllte Gesicht von LeClerc zu blicken. Wäre es so, käme er bestimmt auf seine Kosten.
»Wir wollten dich sowieso umlegen«, sagte er mit einem breiten, süffisanten Grinsen, »und mir scheint, der richtige Zeitpunkt ist gekommen.«
LeClerc konnte die Situation kaum noch ertragen. Es war ihm fast schon lieber, er würde endlich abdrücken, als länger in diese Kaugummi kauende Visage sehen zu müssen. Außerdem schmerzte seine Hand so sehr, dass er kaum noch beides zusammen aushielt. Mit der gesunden Hand drückte er auf die Schnittwunden und versuchte so, die Blutung einigermaßen stillen zu können. Auf dem Teppich hatte sich bereits eine ansehnliche Blutlache gebildet.
LeClerc dachte angestrengt nach, wie er sich retten könne. Fromm war ihm überlegen, nicht nur seiner Waffe wegen, sondern auch durch LeClercs verletzungsbedingter Einschränkung seiner Handlungsfähigkeit. Er fand sich fast damit ab, dass er seine letzten Atemzüge tat. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis ein Mündungsfeuer das letzte sein würde, was LeClerc in seinem Leben sehen würde.
Doch dann brach die Hölle los. Die Eingangstür zur Baracke zersplitterte und es stürmten drei Männer herein, alle mit dunklen Anzügen gekleidet und mit vorgehaltener Waffe. Über Headsets kommunizierten sie miteinander. Es ging alles entsetzlich schnell. Es wurde alles Mögliche gerufen, was offenbar Instruktionen waren, aber LeClerc verstand sie in dem Tumult nicht.
Fromm flüchtete in einen hinteren Raum, zwei von den Männern folgten, während der dritte in der Tür zum Kommandoraum stehen blieb. An LeClercs Lage veränderte sich nichts. Ihm war es letztendlich egal, wer eine Waffe auf ihn richtete und von wem er erschossen würde, wobei er nicht einmal eine Ahnung hatte, wer diese Männer waren. Zur Genesis konnten sie auf
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