Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Blessuren?«, wollte Lena wissen und tat so, als würde sie die vielen Hämatome zählen.
»Die habe ich mir später zugezogen«, setzte LeClerc seinen Bericht fort.
LeClerc zerriss sein Hemd und wickelte es notdürftig um seine Hand, um wenigstens die Blutung zu stoppen. Anschließend raffte er sich auf und verließ den Bunker, wobei es ihm egal geworden war, ob er jemanden in die Arme lief oder nicht. Seine Verletzung musste so schnell wie möglich versorgt werden. Trotzdem war er vorsichtig, als er aus dem Tunnelschacht zurück in das Gebäude stieg. Es schien so, als ob niemand mehr da war. Er verließ sich jedoch nicht darauf und rannte so schnell es seine verbleibenden Kräfte zuließen. Auch an der Holzhütte gegenüber war alles ruhig und das Wohnmobil verschwunden. Fürs Erste schien er sicher zu sein. Doch diese Sicherheit konnte Sekunden später vorbei sein.
Der Weg bis zur Straße war weit, zumindest wenn man ihn zu Fuß und mit schwindenden Kräften gehen wollte. Deshalb entschied sich LeClerc, noch einmal auf das Gelände zurückzukehren. Er erinnerte sich an etwas und hoff te, es dort zu finden. In der Umgebung der Kom man dozentrale suchte er jeden Winkel ab, ging ins Unterholz und bog Büsche zur Seite. Seine Hand pochte unerträglich. Um das gesamte Haus herum suchte er vergeblich und auch auf dem Weg, der durch ein kleines Waldstück zu der Lichtung führte, auf der die Antennen standen. Er wollte schon aufgeben, als er kurz vor Erreichen des Antennenwaldes endlich fand, wonach er suchte: das Quad. Noch nie hatte er ein solches Ding gefahren, aber es war die einzige Möglichkeit, schnell zur Straße und ins Krankenhaus zu gelangen.
Als er das Fahrzeug kurzgeschlossen hatte, fuhr er den Weg zurück, durch das Tor und bog in den langen Waldweg ein, der zur Straße führte. Das war der heikelste Moment. Die nächsten zwei Minuten durfte ihm niemand entgegenkommen und somit seine Flucht entdecken. Er gab Gas und mühte sich, auf den Rädern zu bleiben. Alles ging gut, bis er kurz vor der Morgenthal-Klinik in einer engen Kurve die Kontrolle über das Quad verlor und stürzte.
»Ich hatte ja keinen Helm und bin deshalb mit dem Kopf aufgeschlagen«, erinnerte sich LeClerc, »was dann geschah, weiß ich nicht mehr. Ich bin erst in diesem Zimmer wieder zu mir gekommen.«
»Du hast einen Schutzengel gehabt«, seufzte Lena Jansen. »Ich bin glücklich, dass dir nicht mehr passiert ist. Übrigens, die Männer, von denen einer Fromm erschossen hat, waren vom BND. Aber das erzähle ich dir später. Wir haben Fromm einen Zettel abgenommen, auf dem ein Zahlencode oder so etwas stand. Talert glaubt, es könnte der Code sein, mit dem wir an den Server in Falkensee kommen.
»Zeig' mir mal den Zettel«, bat LeClerc.
»Den hat Axel Talert, aber ich habe mir gemerkt, was draufstand.« Lena nannte LeClerc die Buchstaben- und Zahlenfolge.
»Das ist kein Code«, war sich Patrick LeClerc sicher, »wir müssen sofort an einen Computer!« Unter Schmerzen wälzte sich LeClerc aus dem Bett, nahm seine Sachen aus einem Schrank und zog sich an.
»Was hast du vor?«, fragte Lena erstaunt. Sie entnahm LeClercs Reaktion auf den vermeintlichen Code, dass er etwas Wichtiges erkannt hatte, es zumindest glaubte.
»Ich habe mich gerade selbst entlassen«, sagte er und wie er dies sagte ließ erkennen, dass er Schmerzen hatte.
»Du kannst doch nicht einfach das Krankenhaus verlassen. Nimm' deine Verletzungen nicht auf die leichte Schulter«, flehte Lena Jansen. Doch LeClerc ließ sich nicht davon abbringen.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren, Lena. Hier im Krankenhaus können wir nichts ausrichten. Ihr habt wahrscheinlich den Schlüs sel zu Genesis gefunden, wenn ich das einmal so formulieren darf. Wir müssen zu euch in die Redaktion. Ich brauche einen Computer – sofort!«
23
Lena Jansen freundete sich mit LeClercs Vorschlag an, obwohl sie grundsätzlich von seiner Idee nicht besonders viel hielt, Kontakt zum Bundesnachrichtendienst aufzunehmen. Sie dachte an ihre Rückkehr aus London, als drei BND-Agenten sie abfingen und verspürte wenig Verlangen danach, diese Männer erneut zu treffen, zumal sie sie nicht so recht einordnen konnte. Ganz geheuer kamen sie ihr jedenfalls nicht vor. Die ganze Aktion am Flughafen hatte eher den Charakter einer Entführung gehabt, war Lena Jansens Empfinden.
Je mehr sie sich der BND-Zentrale näherten, desto ruhiger wurde die sonst lebhafte Lena Jansen. Sie verließ sich darauf, LeClerc
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