Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
unmittelbar mit diesem Koffer zu tun hatte.
Chefredakteur Konrad Strobel war kreidebleich, als Kramer in sein Büro stürmte. Er hoffte, neue Erkenntnisse hinsichtlich des Kanzlerrücktritts zu erfahren. Aber was er stattdessen erfuhr, ließ auch ihn seine Fassung verlieren. Dreimal las er die E-Mail durch, bevor er begriff, was dort stand.
Sie haben ein Video der Genesis-Konferenz erhalten. Dieses darf unter keinen Umständen gesendet werden und wir fordern Sie auf, alles zu vergessen, was mit Genesis zu tun hat. Andernfalls müssen Sie mit weitreichenden Konsequenzen rechnen. Nehmen Sie unsere Forderung ernst!
Die E-Mail trug keine Unterschrift und der Absender war der Name Genesis auf einem Server, auf dem sich jeder kostenlos ein Postfach einrichten konnte, ohne nähere Angaben zu seiner Person machen zu müssen.
»Was soll ich davon halten?«, fragte Konrad Strobel, wohl wissend, dass ihm gerade eine verantwortungsvolle Bürde auferlegt wurde. Für Kramer stand fest, dass es sich nicht um einen Scherz handelte, und Strobel wusste dies auch. Er rieb sich über den Nasenrücken und fragte Kramer, wann der Beitrag über die Genesis-Konferenz geplant sei.
»Er muss jeden Augenblick auf Sendung gehen«, antwortete Kramer. Die Pressekonferenz ist gerade zu Ende und wir haben den Beitrag gleich im Anschluss geplant.
»Wie bitte?«, brüllte Strobel, als ob Kramer etwas dafür konnte. Strobel rief im Regieraum an, um das Schlimmste zu verhindern. Aber es war zu spät. Die Übertragung des Videos hatte bereits begonnen.
In diesem Moment signalisierte Strobels Computer den Eingang einer E-Mail. Mechanisch sah auf den Monitor und als er sah, dass die neue Nachricht wieder vom Absender Genesis kam, öffnete er diese sofort und traute seinen Augen nicht. Schnell löste er einen Druckauftrag aus, der eine Ewigkeit zu dauern schien. Kramer hatte Strobel noch nie so aufgeregt erlebt.
»Sofort abbrechen!«, brüllte Strobel »Wir müssen sofort die Sendung abbrechen!« Er rannte hinaus. Kramer folgte ihm. Im Regieraum hielt er dem Regisseur den zweiten Drohbrief unter die Nase.
»Was soll das?« Er war über die Störung empört.
»Lies doch, verdammt!«, forderte Strobel ihn auf.
Wir haben Sie gewarnt. Die Konsequenzen haben Sie selbst zu verantworten. Wir haben im Sender eine Bombe platziert, die per Handy-Signal gezündet wird. GENESIS
»Sofort auf Störung gehen!«, rief der Regisseur einem Mitarbeiter zu, der am Regiepult saß. Auf allen Monitoren oberhalb des Pults waren nun Farbbalken zu sehen. Kurz darauf wurde der Hinweis auf eine Bild- und Tonstörung eingeblendet. Doch Zeit zum Aufatmen blieb nicht.
»Wir müssen diese verdammte Bombe finden«, sagte Strobel hektisch. Solange die im Haus ist, haben diese Genesis-Typen uns in der Hand, wer auch immer dahintersteckt.«
Kramer, der nicht minder aufgeregt war, versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren. »Das überlassen wir besser der Polizei. Wir müssen erst einmal sehen, dass alle das Gebäude verlassen, ohne Panik auszulösen.«
Als das Telefon läutete, nahm ein Techniker das Gespräch entgegen. Am anderen Ende war Lena Jansen, die sich über den Grund des Sendeausfalls erkundigte.
»Hier ist der Teufel los,« sagte er aufgeregt, »wir haben eine Bombendrohung. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, Lena, dann bleib' mit deinem Team, wo ihr seid.«
Kramer fiel der Metallkoffer ein, den er kurz zuvor am Empfangstresen gefunden hatte. Zusammen mit seinem Chef rannte er hinunter ins Foyer. Sie hatten den Treppenabsatz noch nicht ganz erreicht, als sie dem Pförtner zuriefen, wo der Koffer sei. In der Hektik redeten Kramer und Strobel durcheinander, sodass der Pförtner gar nicht verstand, was sie von ihm wollten.
»Beruhigen Sie sich erst einmal«, sagte der Pförtner und empfahl, dass nur einer von beiden ihm sagte, worum es ginge. Er versuchte, sich nicht vom panikartigen Verhalten beider Redakteure mitreißen zu lassen.
»Der Koffer«, sagte Kramer außer Atem, »wo ist dieser Koffer?«
»Hier«, antwortete der Pförtner ahnungslos und war schon dabei, ihn hochzuheben.
»Nicht anrühren!«, rief Strobel, »es ist eine Bombe.«
Der Pförtner erschrak und stand wie versteinert da. Beinahe hätte er den Koffer fallen lassen. Vorsichtig stellte er ihn ab und merkte, dass er feuchte Hände bekam und sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Er hatte hinter seinem Tresen schon viel erlebt, aber noch nie befand sich eine Bombe unmittelbar vor
Weitere Kostenlose Bücher