Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
seinen Füßen. Er getraute sich kaum zu atmen.
Ungünstiger konnte der Bombenkoffer nicht platziert sein, denn bei einer Evakuierung stellte das Foyer eines der Hauptfluchtwege dar. Hunderte mussten hier vorbei und jeden Augenblick konnte die Zündung erfolgen. Nicht auszudenken, welche Folgen dies haben würde. Strobel fühlte, wie sein Puls immer mehr raste. Entschlossen schlug er einen Feuermelder ein und löste Alarm aus.
Als die ersten Menschen ins Freie rannten, traf Kramer eine Entscheidung, ohne lange zu überlegen. »Ich bringe den Koffer in die Tiefgarage«, sagte er entschlossen zu seinem Chef.
»Bist du verrückt?«, rief Strobel ihm hinterher, »die Bombe kann jeden Augenblick hochgehen. Bring' dich lieber in Sicherheit.« Doch Kramer ignorierte dies.
»Wenn die Bombe hier explodiert, gibt es Hunderte Tote«, sagte er und fuchtelte mit der freien Hand in der Luft umher, als wolle er die vielen Kollegen, die gerade durch das Foyer stürmten, einkreisen. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, rannte er hinter den Tresen und griff nach dem Metallkoffer. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Strobel schüttelte verständnislos den Kopf und hoffte, es möge gut gehen. Er kannte Kramer gut genug um zu wissen, dass ihn nichts von seinem Entschluss abhalten konnte.
Kramer eilte die Treppe hinunter in die Garage, quer über das Parkdeck hinüber zu einem kleinen Raum, der als Fahrradkeller genutzt wurde und eine Stahltür besaß. Er war überzeugt, dass die Bombe dort den geringsten Schaden anrichten würde. Mit etwas Glück ließ sie sich sogar nicht mehr zünden, denn er erinnerte sich, dass er im Fahrradkeller einmal telefonieren wollte und kein Netz erreichte. Vielleicht war die Abschirmung dort ausreichend genug, um die Fernzündung der Bombe zu unterbinden.
Die Situation geriet völlig außer Kontrolle, als die ersten Einsatzfahrzeuge eintrafen. Ihre Blaulichter und Martinshörner lösten bei einigen Panik aus. Es wurde geschrien und rücksichtslos gedrängelt. In der Nähe der Eingangstür stürzten einige Menschen zu Boden und eine Schaufensterscheibe zersplitterte. Fassungslos stützte sich Strobel am Tresen, der keine Worte für das fand, was sich abspielte. Auch der Pförtner war mit der Situation überfordert und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Schreie gingen ihnen durch Mark und Bein, bis ihr Gehirn sie einfach ausblendete und alles wie ein Stummfilm vor ihren Augen ablief. Noch niemals in seinem Leben hatte Strobel eine solche Situation erlebt und er hoffte, es möge glimpflich ausgehen. Wirklich daran glauben, tat er nicht, angesichts der Panik und der vielen gestürzten Menschen, über die einfach hinweggerannt wurde. Als er jemanden aufhelfen wollte, wurde er selbst zu Boden geschubst. Es schien so, als sei niemand mehr Herr seiner Sinne und folgte nur noch einem Fluchtinstinkt. Die meisten Menschen hatten gar nicht mehr mitbekommen, was geschah und rannten einfach nur mit.
Mühsam kam Strobel wieder auf die Beine und hielt sich am Tresen fest. Die meisten Mitarbeiter hatten das Gebäude verlassen, sodass sich die Lage ein wenig entspannte. Unter den letzten war eine Auszubildende aus der Hörfunkredaktion, die direkt auf Strobel zukam.
»Was um alles in der Welt ist hier passiert?«, fragte sie aufgeregt.
»Verlassen Sie so schnell wie möglich das Gebäude«, wies Strobel die junge Frau an, ohne eine Erklärung abzugeben. Ihm war es wichtiger, dass das Haus möglichst schnell vollständig evakuiert wurde. Er dachte an Kramer, der immer noch nicht aus der Tiefgarage zurückgekehrt war. Er musste schon seit Stunden unten sein, dachte Strobel. Allerdings war sein Zeitgefühl völlig durcheinander geraten.
»Vielleicht ist Kramer über die Einfahrt hinaus«, bemerkte der Pförtner, der immer noch hilflos hinter seinem Tresen stand.
Plötzlich flammte ein gewaltiger Lichtblitz auf, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall, der vielen fast das Trommelfell zerriss. Eine Druckwelle erfasste die Menschen, die sich noch im Foyer aufhielten und warf sie zu Boden. Aus dem Treppenaufgang, der zur Tiefgarage führte, quoll dichter Rauch mit Staub und Schutt vermischt. Feuer war zu sehen. Gleichzeitig wurde das Tor zur Garageneinfahrt aus seiner Verankerung gerissen und auf die Straße geschleudert.
Von alledem bekam Lena Jansen nichts mit, die mit ihrem Team vor dem Bundeskanzleramt stand und darüber nachdachte, weshalb ihr geraten wurde, nicht ins Funkhaus zurückzukehren. Auf den
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