Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Pläne. Dich benutzt er nur, weil er es alleine nicht geschafft hätte. Bitte, Sandine, gib auf und fliege mit mir nach Berlin – sofort!«
»Und wenn ich es nicht tue?«, fragte sie überheblich. Sie lehnte sich auf die Brüstung und sah hinüber zum Tower der Europäischen Zentralbank und dachte darüber nach, ob der Transfer der Gelder schon begonnen hatte. LeClerc stellte sich neben sie.
»Dann rufe ich jetzt die Polizei an. Du willst es nicht anders. Das BKA, der BND, alle wissen über dich Bescheid. Es bedarf nur noch des Hinweises, wo du dich gerade aufhältst.«
Dutronc sagte nichts. Sie wurde den üblen Gedanken nicht los, dass sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen wurde. Sorgfältig hatte sie Spuren ausgelegt, die den Verdacht eindeutig auf LeClerc lenken sollten und nun stand dieser Mann neben ihr und drohte damit, sie zu verraten.
»Okay, ich komme mit«, sagte sie überraschend zu LeClercs Erleichterung. »Ich habe aber eine Bedingung.«
»Die wäre?«
»Wenn ich euch geholfen habe, wie auch immer es ausgeht, fordere ich freies Geleit in ein Land meiner Wahl.«
»Du weißt genau, dass ich dir das nicht versprechen kann. Das ist Sache des BKA oder des BND.«
»Dann versuche, auf sie einzuwirken. Wenigstens das musst du mir versprechen.«
LeClerc hätte ihr alles versprochen, nur um sie nach Berlin zu locken. Ihm kam es ausschließlich darauf an, das Schlimmste zu verhindern. Und dazu brauchte er sie, so paradox es auch war.
Den ganzen Flug über sagte Dutronc kein einziges Wort, sondern starrte unentwegt aus dem Fenster hinaus in die wenigen Wolken und darüber in das wabernde Gebilde der Aurora. Sie dachte darüber nach, ob bereits nach LeClerc gefahndet wurde. Es missfiel ihr, im Falle seiner Verhaftung bei ihm zu sein. Die Falle würde unweigerlich auch für sie zuschnappen.
»Wir müssen einen Umweg fliegen«, informierte der Pilot seine Fluggäste und erklärte, weshalb dies erforderlich wurde. Die Aufladung der Atmosphäre war bereits so intensiv, dass die Bordinstrumente beeinflusst wurden. Die Maschine durfte unter keinen Umständen ihren Kurs beibehalten, der im Bereich der Aurora verlief.
Während des Fluges erreichte LeClerc eine SMS. Als er sie las, fühlte er sich von einer großen Last befreit und lehnte seinen Kopf zufrieden zurück. Lena Jansen war der Absender, die zunächst ihre Verwunderung über sein Verschwinden zum Ausdruck brachte, dann aber eine gute Nachricht folgen ließ. Sie hatte mit Bundeskanzler Zander telefoniert und ihn überzeugen können, noch einmal vor laufender Kamera in einer Livesendung auszusagen. Er befand sich bereits im Landeanflug auf Berlin-Schönefeld. LeClerc sah zu Dutronc, die immer noch aus dem Fenster starrte und dadurch nichts von der SMS mitbekam. LeClerc hielt es für besser, sie nicht über Zanders bevorstehender Aussage in Kenntnis zu setzen.
Nach der Landung entging LeClerc nicht, wie nervös Dutronc wurde. In der Ankunftshalle sah sie sich ständig um und drängte LeClerc in eine andere Richtung, sobald Polizeibeamte auftauchten. Allein dieses Verhalten musste Verdacht erregen, doch alles ging gut. Als eine Durchsage die Ankunft einer Maschine aus London avisierte, war es diesmal LeClerc, der Dutronc in Richtung Ausgang drängte. Auf keinen Fall durfte sie Zander über den Weg laufen. Er wollte es erst zu einer Konfrontation kommen lassen, wenn die Fernsehkameras dabei waren. Alles andere hätte seinen Plan durchkreuzen können.
Schnell stiegen sie in das erste von vielen Taxis, die vor dem Portal des Flughafens auf Fahrgäste warteten.
»Fahren Sie uns bitte ins Schloss Bellevue«, wies LeClerc den Fahrer an, wobei ihn Dutronc entgeistert ansah.
»Was willst du im Schloss Bellevue? Ich dachte, wir fahren nach Falkensee.«
»Lena Jansen ist dort und wir müssen mit ihr sprechen. – Und es wird noch jemand im Schloss erwartet: Helmut Zander.«
»Was!? Zander ist in Berlin?«
Dutronc fühlte sich äußerst unwohl. In ein paar Minuten musste sie dem Mann in die Augen schauen, den sie hintergangen hatte. Die Konfrontation mit dem ehemaligen Bundeskanzler passte ihr ganz und gar nicht. Er vertraute ihr und Ruschkow das Projekt Genesis an, aber sie machten etwas daraus, was Zander in dieser Form niemals gewollt hätte.
Zander würde sicherlich eine Erklärung von ihr verlangen und sie versuchte, sich passende Worte zurechtzulegen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr kam sie jedoch zu der Erkenntnis, dass es keine
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