Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
waren naiv genug, um an diesen Wahnsinn zu glauben: Ruschkow und Dutronc. Der dritte Mensch, der daran festhielt, war getötet worden: Sebastian Fromm.
»Sie haben sich Ihren Geburtstag sicherlich anders vorgestellt, nicht wahr?«, sagte Fechner. Die Sendung war immer noch unterbrochen.
»Vergessen Sie meinen Geburtstag. Nächstes Jahr habe ich wieder einen.«
»Man wird nur einmal im Leben dreißig, meine Liebe.«
»Noch einen Spot«, hörten sie die Regieassistentin über Lautsprecher sagen, »in zwanzig Sekunden sind wir wieder auf Sendung.«
Lena Jansen nahm sich vor, von ihrem Gespräch mit Bundeskanzler Zander zu berichten und bat die Regie, das Filmmaterial aus London einzuspielen, sobald sie hierzu ein Signal gäbe.
»Liegt uns eine Genehmigung vor?, fragte der Regisseur.
Lena fasste sich an den Kopf. Wie konnte ihr das nur passieren? Zander gab ihr zwar seine Zustimmung, jedoch nur mündlich. Lena hatte es versäumt, sich diese durch Zanders Unterschrift bestätigen zu lassen. Sie konnte nicht glauben, wie ihr ein solcher Anfängerfehler unterlaufen konnte. Es gab für Lena keine Entschuldigung, auch wenn Fechner sie beruhigte und sagte, dass sie einfach zu sehr unter Druck stand.
Wieder meldete sich der Regisseur über die Studiolautsprecher. »Wir haben Axel Talert in der Leitung«, sagte er, »sollen wir ihn ins Studio stellen?«
Lena stimmte zu. Sie war überzeugt, wichtige Neuigkeiten über Jan Ruschkow zu erfahren. Es war immer noch ein Rätsel, weshalb er sich an diesem Tag so sehr für das Europa-Center interessierte. Vielleicht würde sie jetzt erfahren, weshalb dies so war.
»Achtung – wir gehen wieder auf Sendung«, sagte die Regieassistentin.
»Meine Damen und Herren«, moderierte Lena Jansen das Gespräch an, »wie ich soeben erfahre, haben wir Axel Talert in der Telefonleitung. Er ist Privatermittler und unterstützt uns bei unseren Recherchen hinsichtlich dieses Terroranschlags. Er ist dem Hauptverantwortlichen auf der Spur und vielleicht kann er uns neue Informationen geben.« Lena Jansen sah ins Leere. »Axel, kannst du mich hören?«
»Laut und deutlich«, antwortete er über die Lautsprecher im Studio.
Die Kamera blieb auf Lena Jansen.
»Du bist in Berlin am Europa-Center. Was tut sich dort?«
»Ruschkow ist aufgetaucht. Er betritt gerade das Gebäude. Er hat eine Tasche dabei, die wie eine Notebooktasche aussieht. Ich werde ihm folgen.«
»Sei vorsichtig, Axel. Du weißt, wozu dieser Ruschkow fähig ist.«
»Oh ja, das werde ich niemals vergessen. Hast du deine Zuschauer schon darüber aufgeklärt, wer Ruschkow ist? Vielleicht ist unter den Zuschauern jemand, der genau wie ich in Hohenschönhausen von ihm gepeinigt wurde.«
»Vergiss für einen Moment deinen persönlichen Hass.«
»Das kann ich nicht!«, rief Talert und im Lautsprecher war deutlich zu hören, dass er zu rennen begann.
»Was ist los?«, fragte Lena Jansen aufgeregt. Axel Talert antwortete nicht. Sie nahm lediglich sein schnelles Atmen wahr, bis das Geräusch einer sich schließenden Fahrstuhltür zu hören war. Talert hatte sein Handy in die Jackentasche gesteckt, die Verbindung jedoch nicht unterbrochen.
»Hey, du Mistkerl«, war im Studio plötzlich zu hören. Axel Talert packte im Lift Ruschkow am Kragen und zog ihn zu sich heran. »Was hast du vor? Welche Art Bewusstseinsbeeinflussung hast du geplant? Kollektiver Selbstmord? Werden sich die Menschen gegenseitig umbringen? Werden alle zu Brandstiftern? Oder was wirst du mit ihnen machen? Rede!« Talert war aufgebracht und vergaß sich völlig. Er schrie Ruschkow an und hörte nicht, wie Lena Jansen auf ihn einzuwirken versuchte. Es schien, als ob er plötzlich in einer anderen Welt war, gelenkt von dem besessenen Gedanken seiner persönlichen Rache gegen Jan Ruschkow.
Fechner als auch Thekla Pfaff saßen wie versteinert ne ben Lena Jansen. Was geschah in diesem Moment, worauf sie keinen Einfluss nehmen konnten? Eskalierte die Situation?
»Du hast es nicht anders gewollt«, sagte Ruschkow herablassend in der gleichen Gefühlskälte, die Talert aus der Zeit im Stasi-Gefängnis von ihm kannte.
»Schieß doch«, sagte Talert mechanisch, »wenn ihr mich damals an der Mauer nicht erschießen konntet, dann mach' es jetzt. Los – drück ab! Oder willst du etwa behaupten, dass du keine Waffe dabei hast?«
Lenas Puls raste, was für alle anderen im Studio genauso zutraf. Wurden sie gerade Zeuge eines Mordes und mit ihnen Millionen Fernsehzuschauer? Die
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