Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
war wie alle anderen.
»Um das einschätzen zu können, müssen wir wissen, was die Terroristen im Detail geplant haben«, antwortete LeClerc und sah Dutronc auffordernd an. Jetzt war ihre Kooperation gefragt.
»Frau Dutronc, bevor Sie Stellung nehmen«, betonte Bockelmann, »sollen Sie wissen, dass wir Sie nur dann frei ausreisen lassen, wenn Sie uns absolut die Wahrheit sagen. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden?«
Dutronc nickte. Niemand bemerkte, wie sie währenddessen unter dem Tisch eine SMS verfasste. Sie war froh, dass sie dies blind konnte und auch genau wusste, an der wie vielten Position im Adressbuch die Empfängernummer eingetragen war. So musste sie auch dafür nicht auf das Display sehen.
»Es ist alles so, wie Herr LeClerc ausgeführt hat«, sagte sie und dachte, damit ihrer Schuldigkeit genüge getan zu haben.
»Wiederholen Sie nicht die Ausführungen von Herrn LeClerc, sondern legen Sie Fakten auf den Tisch!«, forderte der Bundespräsident wütend.
Mit gesenkter Stimme erklärte Dutronc, dass zur Stunde das Frankfurter Bankenviertel unter Beschuss stand. Ziel der Bewusstseinsbeeinflussung war der Transfer des gesamten Bankenvermögens auf ein Schweizer Konto, was ihrer Überzeugung nach gerade passierte. Ihr Plan war es, in wenigen Stunden unbehelligt nach Genf ausreisen zu können, dort das Geld an eine neuseeländische Bank zu transferieren und selbst in Neuseeland unterzutauchen.
Zander wollte nicht glauben, was er gerade hörte. Würden die Großbanken ihr gesamtes Vermögen überweisen und somit zahlungsunfähig werden, zöge dies eine Finanzkrise nach sich, gegen die alle bisherigen Krisen als harmlose Geldengpässe abgetan werden konnten. Es würde Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern, bis sich der Staat und ganz Europa davon erholen würden. Ein Staatsbankrott war nicht auszuschließen.
Zander wäre am liebsten im Erdboden versunken. Was hatte er angerichtet, nur um den Afghanistaneinsatz der NATO zu rechtfertigen und für die Beteiligung der Bundeswehr Gelder flüssig machen zu können?
Bockelmann schlug mit flacher Hand auf die Tischplatte, sprang auf und ging zu Dutronc hinüber, die er durch seine Nähe einzuschüchtern versuchte.
»Sie haben es in der Hand, die Anlage abzuschalten. Veranlassen Sie dies sofort, andernfalls halte ich mich an mein Versprechen nicht mehr gebunden!«
Dutronc blieb ruhig und dreht sich zu Bockelmann um.
»Selbst wenn ich es wollte, ich kann es nicht. Nur Jan Ruschkow kennt das Passwort, mit dem er auf den Server in Falkensee zugreifen kann.«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«, empörte sich Bockelmann. »Wo ist dieser Ruschkow jetzt?«
»Ich weiß es nicht«, log Dutronc, die über jeden Schritt informiert war und sehr wohl wusste, wo er sich zur Stunde aufhielt.
Bockelmann griff in seine Jacketttasche und holte ein Handy hervor. »Geben Sie mir Ruschkows Nummer!«, forderte er zornig. Dutronc rief aus dem Adressbuch ihres Handys die Nummer ab und las sie vor. Dabei blieb sie immer noch gelassen, denn sie wusste genau, was passieren würde.
Als Bockelmann die eingetippte Rufnummer sendete, ertönte kurz darauf eine Computerstimme, die ihn darüber informierte, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar sei. Ruschkow hatte sein Handy abgeschaltet, nachdem Dutronc ihn vor wenigen Minuten per SMS dazu geraten hatte.
»Wo ist dieser Mistkerl?«, fragte Bockelmann und stützte sich vor Dutronc drohend auf der Tischplatte auf.
»Meine Herren, so kommen wir nicht weiter«, mischte sich der Bundespräsident ein. »Wir müssen Ruhe bewahren.«
»Es gibt nur noch eine Option, die Anlage unbrauchbar zu machen«, sagte Bockelmann voller Überzeugung, als er sich wieder setzte. Alle Blicke waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. »Wir müssen Falkensee bombardieren.«
Zunächst herrschte atemlose Stille, bis alle realisierten, was Bockelmann soeben forderte.
»Das ist doch nicht Ihr Ernst?«, fragte Zander, der über Bockelmanns Äußerung erschrocken war. »Haben Sie auch nur den Ansatz einer Ahnung, welche Konsequenzen eine Bombardierung haben kann?«
Bockelmann vermied Blickkontakt mit Zander.
»Der Kalte Krieg ist zwar vorbei«, erklärte Zander, »die Spionagesatelliten sind deshalb aber nicht abgeschaltet. Es ist nur eine Frage von Minuten, bis die Supermächte merken, was los ist. Die Jäger sind noch nicht in der Luft, dann wissen sie bereits, dass wir die Jets mit scharfen Raketen bestückt haben, und zwar außerhalb eines
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