Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
angemeldeten NATO-Manövers. Was meinen Sie, werden Washington und Moskau denken? Wohl niemand wird davon ausgehen, dass wir die Bomben aufs eigene Land abwerfen wollen, oder?« Zander ereiferte sich und ließ niemanden mehr zu Wort kommen. »Außerdem würden wir in der Nähe der polnischen Grenze operieren. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis Abfangjäger auftauchen, die bestimmt keine Skrupel haben werden, in den deutschen Luftraum einzudringen? Wollen Sie tatsächlich einen Militärschlag riskieren, Herr Bockelmann? Ich muss Ihnen doch wohl nicht erklären, welche weltweiten Folgen dies nach sich zöge, oder?«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Bockelmann und machte eine beschwichtigende Handbewegung, »wir müssen alles in Betracht ziehen. Wir müssen die Präsidenten der USA und Russland natürlich über unser Vorhaben in Kenntnis setzen. Gar keine Frage.«
»Super Idee«, kommentierte Zander. »Und wie wollen Sie die Bombardierung begründen? Wir müssten die Wahrheit sagen und wie steht dann Deutschland da, wenn international bekannt wird, dass die Regierung einen Terroranschlag im eigenen Land unterstützt, ja sogar erst möglich gemacht hat?«
»Meine Herren«, sagte LeClerc, »ich bin zwar kein Militärexperte, aber wäre es nicht möglich, einfach Bodentruppen loszuschicken, die die Antennen sprengen? Dann wäre auch ausgeschlossen, dass versehentlich eine Rakete auf bewohntem Gebiet niedergeht.«
»Wir müssen auch die Generatoren vernichten und die Steuerungsanlagen, vergessen Sie das nicht«, antwortete Zander. »Eine Sprengung im Bunker kann fatale Folgen haben. Wie Sie wissen, handelt es sich um einen ehemaligen Bunker der NVA. Er ist also schon ziemlich alt. Ich will damit sagen, es wurde Asbest verbaut. Wir dürfen auf gar keinen Fall riskieren, dass eine Sprengung dieses Asbest freisetzt und es in die Atmosphäre gelangt.«
»Wenn Probleme, dann richtig«, bemerkte der Bundespräsident, der der Verzweiflung nahe war.
»Was ist schlimmer?«, fragte LeClerc verständnislos, »freigesetztes Asbest oder die Auslösung von Naturkatastrophen? Bleibt die Anlage in Betrieb, wird außerdem das Volk fortan mit der Angst leben, bestrahlt zu werden. Bedenken Sie als Politiker, meine Herren, jeder Wahlsieg könnte in Zukunft als manipuliert in Frage gestellt werden.«
LeClerc schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, weshalb eine Diskussion über die Zerstörung der HAARP-Anlage entbrannte, solange Jan Ruschkow ungehindert seinen kriminellen Plan umsetzen konnte. Seiner Meinung nach war es viel wichtiger, erst diesen Mann zu stoppen. Anschließend wäre immer noch Zeit, sich über die Anlage Gedanken zu machen.
Mitten in die heftige Diskussion, an der sich LeClerc und Lena Jansen nicht mehr beteiligten, platzte die Sekretärin des Bundespräsidenten und überreichte ihrem Chef ein Fax, das vor wenigen Augenblicken eingegangen war.
»Sie sollten sich das Fax sofort durchlesen«, empfahl sie.
LeClerc ahnte, was dies zu bedeuten hatte. Der Inhalt des Fax musste etwas mit Genesis zu tun haben.
Zunächst überflog Winter das Fax, dann las er es sehr genau und das gleich zweimal, bis er imstande war zu verinnerlichen, welche Ungeheuerlichkeit in diesem Fax stand. Unbewusst schloss er für einen Moment die Augen und rieb sich über die Augenlider, als wollte er andeuten: Ich sehe nichts, also gibt es auch keine Probleme.
»Was ist los?«, fragte Zander, der ähnliche Gedanken wie LeClerc hatte.
Winter sah mit erstarrter Miene zu ihm hinüber.
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, stöhnte er, »wir haben ein neues Problem – ein Riesenproblem.«
27
Seit ungefähr einer Stunde herrschte eine Art Ausnahmezustand. Die Regierung, besser gesagt, was zurzeit davon übrig war, zog sogar in Erwägung, die Notstandsgesetze zur Anwendung zu bringen. Eine Situation, die es in der Form für die Bundesrepublik noch nie gab. Jeder fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sich der Terroranschlag und seine Folgen nicht mehr geheim halten ließen. Noch viel größer war die Ungewissheit, wie das Volk reagieren würde. Panik, Hamsterkäufe, Massenflucht vor den Strahlen, Plünderungen, womit war zu rechnen? Das Land befand sich in einem Dilemma, dessen Ausmaß ungeahnte Formen annehmen konnte.
Lena Jansen war sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Sie überlegte, ob nicht schon viel zu viele Details gesendet wurden. Was auch immer Fechner anordnen sollte, sie nahm sich fest vor, ab sofort sehr
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