Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
vor der Kamera. Aber sie war auch ein Mensch mit Sensoren für Sensibilität, was sie heute an ihre Grenzen führte. Tränen vor laufender Kamera waren bis jetzt undenkbar gewesen. Lena Jansen trug es mit Fassung. Sie war keine Maschine, sondern eine Frau mit Gefühlen.
Als sie ihre Wohnungstür aufschloss, dachte sie ausschließlich an die Ereignisse, wobei sie von dem Zwischenfall auf dem Flughafen Schönefeld noch nichts wusste, wohl aber ihre Redaktion. Für einen Moment ließ sie sich von ihren Gedanken ablenken, als sie im Korridor von ihrem schwarzen Kater begrüßt wurde, der weiße Pfoten besaß. Jedem erzählte sie, er würde weiße Socken tragen und amüsierte sich dabei.
Dem Kater Futter zu geben war ihr zunächst wichtiger, als sich um ihren Anrufbeantworter zu kümmern, der mit einer blinkenden LED signalisierte, dass eingegangene Nachrichten gespeichert waren. In einem Display war vermerkt, dass es sich um vier Mitteilungen handelte.
Nachdem der Kater versorgt war, verließ sie die Küche, schleuderte auf dem Weg zum Badezimmer ihre Schuhe von den Füßen und zog gerade ihre Bluse aus, als sie die Kommode erreichte, auf der der Anrufbeantworter blinkte. Sie drückte auf den Wiedergabeknopf.
»Nachricht eins«, meldete eine täuschend natürlich klingende synthetische Stimme. Es folgte die Nachricht: »Hier ist Peter. Verdammt, wo bist du. Ich versuche schon seit zwei Tagen, dich zu erreichen …«
»Lass' mich in Ruhe, du nervst«, flüsterte sie und drückte einen Knopf, wodurch der Rest der Nachricht übersprungen wurde.
»Nachricht zwei. – Professor Morgenthal. Bitte rufen Sie dringend folgende Nummer zurück.« Er nannte seine private Telefonnummer. »Es geht um merkwürdige Notfälle, die wir heute in meiner Klinik aufgenommen haben. Es könnte etwas mit Ihrem Fernsehbericht zu tun haben.«
Lena Jansen notierte sich die Rufnummer auf einem Notizblock, der neben dem Telefon auf der Kommode lag.
»Nachricht drei. – Hier spricht Patrick LeClerc aus Genf. Ich habe Ihren Fernsehbeitrag gesehen. Ich bin Physiker bei CERN und kann Ihnen etwas zur Genesis-Konferenz erzählen. Ich komme nach Berlin und werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Lena Jansen war überrascht. Sie hatte nicht gedacht, dass ihre Sendung sogar in Genf gesehen wird. Sie notierte sich den Namen LeClerc und war gespannt, was er ihr über Genesis berichten konnte.
»Nachricht vier. – Privatklinik Professor Morgenthal. Guten Tag, Frau Jansen. Meine Name ist König. Professor Morgenthal hat mich gebeten, Ihnen eine Zulassungsnummer für ein Medikament durchzugeben. Sie wüssten schon Bescheid. Die Nummer lautet: ABFA 4217. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie unbedingt den Professor anrufen sollen. Es sei dringend.«
Was für ein Tag, dachte sie, als sie ins Bad ging.
Unter der entspannenden Dusche vergaß sie für den Moment alles, was sich ereignete. Das warme Wasser tat ihr gut. Sie streckte ihren Kopf in den Nacken, strich sich das seidig glänzende, nasse Haar nach hinten und ließ das Wasser mitten auf ihr Gesicht strömen.
Nach einer Viertelstunde kam sie aus dem Bad heraus. Ihren Körper hatte sie in ein rotes Badetuch gewickelt, ein kleineres, zum Turban gebundenes Handtuch hüllte ihre Haare ein. Auf dem Laminatboden hinterließen ihre nassen Füße Spuren, die zu betreten der Kater geschickt vermied, als er ihr folgte. An der Kommode blieb sie stehen und sah auf die erneut blinkende Anzeige des Anrufbeantworters, der zwei neue Nachrichten anzeigte.
Der Kater strich ihr um die Beine.
»Gib dir keine Mühe«, sagte sie, zu ihm hinuntersehend, »du hast gerade zu fressen bekommen. Mehr gibt es nicht.« Als er merkte, dass seine Avancen erfolglos blieben, schlich er davon.
Lena Jansen hörte die neuen Nachrichten ab.
»Nachricht eins. – Hier ist noch einmal Silvia König von der Morgenthal-Klinik. Darf ich noch etwas zu meinem Anruf von vorhin hinzufügen, Frau Jansen? Ich weiß nicht, wer Sie sind und was es mit dieser Nummer auf sich hat. Aber vielleicht ist es für Sie wichtig zu wissen, dass wir seit zwei Stunden Professor Morgenthal vermissen. Wir haben jeden Winkel in der Klinik nach ihm abgesucht. Wir machen uns große Sorgen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich zurückrufen würden.«
Als Lena auch diesen Anruf abhörte, notierte Sie sich den Namen der Klinik und die Rufnummer, die Silvia König hinterlassen hatte. Mit der Nummer ABFA 4217, die sie ebenfalls auf den Zettel schrieb,
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