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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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und hoffte, sein Kollege würde das Richtige tun.
    Talerts Kollege eilte davon. Vor Jahren hatte er mit Talert ein Codewort ausgemacht, falls einer von beiden in eine Notlage geriete. Immerhin hatten sie es in ihrem Job mit kriminellen Subjekten zu tun und wussten nie, was passieren würde. Das Codewort war »Drangsal«, Bedrängnis. Talert hatte es als Straßennamen getarnt ausgesprochen.
    Die Zeit reichte nicht mehr.
    »Sie begleiten uns jetzt«, sagte Ruschkow schroff und klopfte wieder auf sein Jackett. Talert dachte gar nicht daran. Was sollte ihm schon passieren? Würde er wirklich so töricht sein und ihn hier mitten im Kaufhaus erschießen. Er hätte keine Chance zu entkommen.
    »An deiner Stelle würde ich tun, was ich von dir verlange«, sagte Ruschkow unvermittelt. »Du willst doch sicherlich, dass es deiner Familie weiterhin gut geht, nicht wahr?«
    Talert schreckte auf. Auch Fromm zuckte zusammen. Fromm wusste, dass dies ein reiner Bluff war, aber Talert nicht.
    »Was hast du mit meiner Familie gemacht?«, brüllte Talert außer sich vor Sorge.
    »Nichts«, antwortete Ruschkow gelassen, »was sich allerdings jederzeit ändern kann, wenn du nicht mitkommst.«
    Talert traute Ruschkow alles zu, dass er ihn auf der Stelle erschießen würde und viel schlimmer, seiner Familie etwas antun könnte. Das bräche ihm das Herz und er würde es sich bis an sein Lebensende nicht verzeihen und Schuldgefühle haben. Was auch immer Ruschkow mit ihm vor hatte, es war zumindest für den Moment die bessere Entscheidung, nachzugeben. War es das wirklich? Er wusste nicht, was auf ihn zukam.
    Talert hoffte, dass Lena Jansen benachrichtigt wird und noch viel mehr hoffte er, dass sie sich an ihn erinnern würde und alles unternimmt, um ihn zu finden. Er kannte ihre Fernsehbeiträge und wusste von daher, dass sie sich bei ihren Recherchen niemals aufhalten ließ. Sie war die einzige Person, der er zutraute, ihn aus den Fängen des Jan Ruschkow zu befreien. Er ahnte nicht, dass ihr letzter Beitrag über die Genesis-Konferenz im Zusammenhang mit dem stand, was ihm gerade passierte.
    Innerhalb der nächsten Stunden ereignete sich an vier anderen Orten in Berlin Ähnliches. Talert und vier weitere ehemalige Stasi-Häftlinge wurden nach Falkensee verschleppt, ohne jegliche Chance, sich dem zu widersetzen.

12
    Es bestand kein Zweifel daran, dass er entführt wurde und es handelte sich nicht um eine klassische Entführung, um Lösegeld zu erpressen. Geld war in Talerts Familie nicht zu holen. Ferner machte Ruschkow deutlich, dass der Grund mit der Vergangenheit zu tun hatte. Nur fehlte Talert jede Fantasie, weshalb das so war.
    Die ganze Fahrt über bedrohte Ruschkow ihn mit seinem Revolver und wich jedem Versuch aus, ihn nach dem Motiv dieser Aktion zu befragen. Talert musste es über sich ergehen lassen und hoffen, in den nächsten Stunden zu erfahren, was hier gespielt wurde. Immer wieder sah er aus dem Fenster um festzustellen, wohin er gebracht wurde. Seit gut einer Viertel Stunde wusste er nicht mehr, wo er war. Berlin hatten sie längst verlassen und Talert kannte sich nicht mehr aus. Es blieb ihm auch wenig Zeit, die Umgebung zu studieren, um nicht doch etwas zu entdecken, was ihm bekannt vorkäme. Dafür raste der Geländewagen mit zu hoher Geschwindigkeit über die wenig befahrene Landstraße.
    Als der Wagen seine Geschwindigkeit reduzierte und in einen Waldweg einbog, überlegte sich Talert, ob er einen Fluchtversuch riskieren sollte, sobald der Wagen zum Stehen gekommen sei. Diese Überlegung schlug er sich allerdings wieder aus dem Kopf, als sie vor einem Streckmetallgitterzaun stoppten und Ruschkow ihm den Lauf seiner Waffe an die Schläfe presste, während Fromm das Tor öffnete. Talert musste innerlich schmunzeln, als er dieses Geflecht sah, das wohl einzig perfekte Produkt der DDR. Zäune dieser Art waren undurchdringlich und ohne Kletterhilfen unüberwindbar. An die ser Umzäunung, vor der er nun stand, waren in regelmäßigen Abständen dreieckige Tafeln befestigt, gelb mit schwarzer Umrandung und in der Mitte ein Hochspannungspfeil. Talerts erster Gedanke war, dass der Zaun unter Strom stand. Er kam nicht auf die Idee, dass es viel schlimmer sein könnte.
    In einem notdürftig eingerichteten Raum traf Axel Talert auf zwei Männer, denen er misstrauisch gegenübertrat. Er fragte sich, ob sie genauso verschleppt wurden, oder ob sie zu Ruschkows Männern gehörten, die sich als Aufpasser unter die Gefangenen mischten.

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