Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
seine Idee, aus der Anlage zu fliehen. Einen Plan hatte er jedoch noch nicht, wusste nur, er würde es besser anstellen als damals und sich nicht ein zweites Mal erwischen lassen. Nicht von diesem Ruschkow, den er abgrundtief hasste. Er war zu seinem Feind geworden und er musste sich zusammenreißen, dass er sich nicht für all das rächen würde, was Ruschkow ihm während seiner Haft angetan hatte, und das war eine ganze Menge. Garantieren konnte er für nichts. Vielleicht bekam er wenigstens die Gelegenheit, das zu tun, was er damals am Tag seiner Entlassung zu gern getan hätte: Ruschkow kräftig in den Hintern zu treten.
Als die Dämmerung hereinbrach, war es so weit. Die Anlage wurde hochgefahren. Gewaltige Energien wurden erzeugt, die sich zunächst als Brummton bemerkbar machten. Die Männer schreckten auf und rannten an die Fenster. Zu sehen war nichts, doch nach wenigen Minuten vollzog sich ein atemberaubendes und Angst einflößendes Schauspiel. Wie ein gigantischer Gewitterblitz züngelte ein riesiger Lichtbogen in den Himmel, der sich mit einem Gebilde zu verbinden schien, das wie eine lang gezogene Wolke aussah, wie ein Kondensstreifen. Niemand wusste, dass es sich dabei um ein Chemtrail handelte, kurz zuvor von einem Flugzeug ausgebracht.
»Lass' uns besser vom Fenster weggehen«, sagte Menzel sichtlich verängstigt. Bis auf Talert, der sich von dem Phänomen fesseln ließ, zogen sich alle anderen in die Mitte des Raumes zurück.
»Komm' vom Fenster weg«, wurde Talert aufgefordert. Er drehte sich um und sah in eine Gruppe ängstlicher Gesichter. Es spielte keine Rolle, wo sie standen, die Mikrowellen würden sie überall treffen, taten es womöglich bereits. War das Unterbewusstsein schon dabei, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und an das Bewusstsein weiterzuleiten? Welcher Art Beeinflussung wären sie ausgesetzt? Alles war denkbar, wirklich alles, bis dahin, dass sie sich gegenseitig umbringen würden.
»Wir müssen etwas dagegen tun, solange wir es noch können«, sagte Talert entschlossen, als er wieder aus dem Fenster sah. Der Lichtbogen war verschwunden, dafür bildete sich etwas, was ihn faszinierte. Für einen Moment ließ er sich ablenken und starrte ins Freie, als würde ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Er sah am Himmel etwas, was es hier eigentlich nicht geben konnte: ein Polarlicht. In der Atmosphäre tanzte eine grünlich schimmernde Aurora, ein Naturschauspiel, das normalerweise nur an den Erdpolen zu beobachten war. Die Erscheinung war ein deutliches Indiz dafür, dass gewaltige Energien erzeugt wurden, die auf die oberste Luftschicht trafen.
»Wie schützen die sich selbst vor diesen Strahlen?«, fragte Talert, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen. Er sah hinüber zu dem Haus, in dem die Schaltzentrale untergebracht war. Die Fenster waren alle mit Rollläden verschlossen, was vor einer halben Stunde noch nicht der Fall gewesen war. »Das Haus muss eine Abschirmung haben, wie bei einem faradayschen Käfig«, murmelte Axel Talert, der sich ein wenig mit Elektrophysik auskannte.
»Das ist es!«, rief er, dreht sich um und starrte die Männer an, die immer noch in der Mitte des Raumes reglos dastanden und abwarteten. »Wir müssen einen faradayschen Käfig bauen, und zwar schnell, bevor die Wellen wer weiß was mit uns machen.«
»Und wie willst du das anstellen?«, fragte einer der Männer, der Talerts Idee als absurd einstufte. Er sah Talert an und überlegte, ob die Wellen ihn schon zu irrationalen Handlungen trieben.
»Wir müssen es wenigstens versuchen«, forderte Talert. Er rannte ins Nebenzimmer und signalisierte mit einem Wink, dass die anderen ihm folgen sollten. Sie taten es sehr vorsichtig.
»Es ist alles da, was wir benötigen. Zerlegt die Spinde und die Betten. Aus den Rohrrahmen und den Metallteilen bauen wir einen Käfig. Denkt daran, dass auch der Boden aus Metall sein muss.«
»Wir sollten es wenigstens versuchen«, sagte Schneider, der sich von Talerts Idee als erster überzeugen ließ. Es dauerte nur noch wenige Minuten, bis alle ihre anfängliche Zurückhaltung ablegten. Wie besessen machten sie sich an die Arbeit. Zeit war das, was ihnen am wenigsten zur Verfügung stand.
In der blinden Zerstörung fanden die ehemaligen Stasi-Häftlinge Gefallen, da die alten Betten und Spinde Erinnerungen an ihre Gefängniszeit wachrüttelten. Während die Einrichtung nach und nach in ihre Einzelteile demontiert wurde, zauberte draußen das grünlich
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