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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Ja, Talert sah sich mittlerweile als Gefangener in einer Art Privatgefängnis. Vorsichtig sondierte er die Lage und musterte jeden einzelnen und versuchte sie einzuschätzen. Innerhalb der nächsten zwei Stunden passierte nichts mehr, abgesehen von der Ankunft von vier weiteren Personen, die Ruschkow ebenso hinterhältig hierher verschleppte. Sie kamen Talert bekannt vor und er versuchte, in seiner Erinnerung ihre Identität wiederzufinden.
    Im Nebenraum standen Doppelstockbetten aus Rohrrahmen, wie man sie aus alten Militärzeiten her kannte, und alte Metallspinde mit verbogenen, teils aufgebrochenen Türen. Tatsächlich befanden sich die Männer in einem verfallenen Gebäude der Nationalen Volksarmee in der Nähe von Falkensee. Alles war alt und verrottet, mit Ausnahme der Umzäunung und der modernen Richtfunkantennen.
    Die Männer, die nach Talert hierher gebracht wurden, hatten eines mit ihm gemeinsam: Sie saßen wegen Republikflucht in Hohenschönhausen, wurden dort mehrere Male von Jan Ruschkow verhört und 1989 vorzeitig aus der Haft entlassen. Talert konnte sich mittlerweile wieder an sie erinnern, wie an alles, was mit Hohenschönhausen zu tun und sich unauslöschlich in sein Bewusstsein gebrannt hatte. Es kam ihm so vor, als wäre die Vergangenheit zurückgekehrt.
    Da war zum einen Klaus Engel, der alles andere als ein Engel gewesen war. Trotz seiner Unbeliebtheit gehörte er in die Gemeinschaft der Häftlinge, denn allen war klar gewesen, dass sie nur gemeinsam der Übermacht der Stasi etwas entgegensetzen konnten. Jeder stand hinter dem anderen, was besonders für Roman Florek zutraf, der so etwas wie ein Sprecher gewesen war und der Stasi am meisten die Stirn bot, was er oft mit verschärften Haftbedingungen büßte. Der dritte war Arnold Bleske, ein eher zurückhaltender Mensch, der sich schnell einschüchtern ließ. Wäre die Mauer nicht gefallen, wäre er ohne Zweifel umgefallen und einer der inoffiziellen Mitarbeiter geworden, wie die Stasi ihre Spitzel nannte. Nicht zuletzt sah Talert sich René gegenüber, dessen Familiennamen er vergessen hatte. Damals zeigte dieser René wenig Courage und war eher ein Mitläufer, der es gern anderen überließ, sich die Hände schmutzig zu machen. Talert sollte erfahren, dass sich dies bis heute nicht geändert hatte, wodurch er ihm auch nicht mehr Sympathie entgegenbrachte als damals.
    »Schön, euch alle wieder zu sehen«, begrüßte Talert seine alten Kameraden und gab jedem die Hand. Die beiden anderen, der Talert mit Zurückhaltung begegnete, begrüßten ihn ebenfalls, nannten ihre Namen Dieter Menzel und Rolf Schneider und erklärten, dass sie nichts mit der Stasi zu tun hatten, sondern mit Aufbesserung ihrer Hartz-IV-Bezüge geködert wurden. Seit Jahren waren sie arbeitslos ohne nennenswerte Perspektive und verfügten kaum über das Nötigste. So war es für Ruschkow ein leichtes Spiel, sie mit ein paar lächerlichen Euro zu locken. Sie hätten alles getan, um sich auch nur einen Hauch mehr leisten zu können. Dass sie dafür ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, wussten sie nicht.
    Talert sah sich in der Baracke um. Mit der Umgebung vertraut zu sein, hielt er für unumgänglich, wollte er eine Chance zur Flucht nutzen.
    »Ruschkow ist ein Idiot und schlau«, stellte Talert fest, »aber nicht schlau genug.« Grinsend zog er sein Handy aus der Tasche. »Die haben mich nicht einmal danach durchsucht«, fügte er siegessicher hinzu.
    Fast synchron fassten Menzel und Schneider, die schon Wochen hier verbrachten, in ihre Taschen, zogen ihre Handys hervor und präsentierten sie Talert mit einem eher gezwungenen Lächeln.
    »Hier muss es Störsender geben«, sagte Rolf Schneider.
    Talert sah auf sein Display und musste erkennen, dass es so war. Offensichtlich wurde ein künstliches Funkloch erzeugt.
    »Und wenn die ihre Anlage hochfahren, ist sowieso an Handys nicht mehr zu denken«, ergänzte Menzel.
    »Anlage?«, stutzte Talert.
    »Hast du die Antennen nicht gesehen?«
    »Die sind ja kaum zu übersehen.«
    »Dann warte mal ab. Die machen Versuche mit Mikrowellen und wir sind ihre Versuchskaninchen. Sieben von uns sind schon gestorben. Ihre Leichen wurden dahinten im Wald vergraben«, sagte er und zeigte aus dem Fenster.
    Talert war geschockt. In allen Einzelheiten ließ er sich erklären, was die Männer wussten. Dabei dachte er an seinen Kollegen, der hoffentlich seine verdeckte Botschaft verstanden und Lena Jansen informiert hatte. Ungeachtet dessen reifte

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