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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Regierungsviertel geworden und niemand konnte auch nur ansatzweise ahnen, welche Katastrophe ihnen erst noch bevorstand.
    Auf dem Weg zur Pressekonferenz gingen dem souverän wirkenden Bundespräsidenten viele Dinge durch den Kopf. Eigentlich war es gar nicht so schwierig, die Journalisten mit glaubwürdigen Erklärungen zu füttern. Immerhin war die Regierung seit längerer Zeit zerstritten und in Misskredit geraten. Nichts funktionierte mehr und was getan wurde, stieß auf heftige Kritik seitens der Wähler und der Opposition. Winter dachte an die letzte Forsa-Umfrage vor dem Rücktritt, wonach der regierenden Koalition gemeinsam gerade einmal 30 Prozent zugeschrieben wurde. Die Opposition hingegen erreichte mit einer sensationellen absoluten Mehrheit ihr bestes Ergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik. Der Koalitionspartner allein hingegen musste darum bangen, zukünftig kein Mandat mehr zu haben. Mutmaßliche Sieger waren diejenigen, die Winter am wenigsten im Bundestag vertreten haben wollte.
    Winter hatte die Schlagzeilen vor Augen, die an diesem Morgen die Titelseiten beherrschten: Koalition vor dem Aus? Koalition vertreibt Wähler! Ex-Bundeskanzler schweigt! War das nicht Grund ge nug für seinen Rücktritt? In einer Beziehung war Winter zufrieden: Den wahren Grund von Zanders unerwartetem Rücktritt würde er verheimlichen können, ohne unglaubwürdig zu wirken. Zufrieden überprüfte er noch einmal den Sitz seiner Krawatte, bevor er entschlossen vor das Rednerpult trat.
    Sein Selbstbewusstsein wäre ohne Frage ins Wanken geraten, hätte er gewusst, was sich in diesem Moment einige Kilometer vom Schloss Bellevue entfernt zutrug. Genau genommen waren es zwei Orte, an denen zeitgleich die Katastrophe unaufhaltsam ihren Lauf nahm. Einer dieser Orte war Falkensee, der andere geriet an diesem Tag schon einmal in den Fokus der Öffentlichkeit: das Funkhaus.
    Die Lage hatte sich zwar beruhigt, aber die Spuren des Bombenanschlags waren unübersehbar. Entsprechend aufmerksam waren die Mitarbeiter am Empfangstresen, die mittlerweile von einer Securityfirma unterstützt wurden. Insbesonders achteten sie darauf, ob hereinkommende Besucher auffällige Taschen oder Koffer mitbrachten. Bei dem Mann, der gerade das Foyer betrat, gab es nichts Auffälliges, außer seinem Aussehen vielleicht. Er trug einen Schnauzbart, der ihm nicht wirklich stand, eine betonende Hornbrille und eine tief in die Stirn gezogene Schirmmütze. Niemand schöpfte Verdacht. Die Konzentration lag eindeutig auf Gegenstände, weniger auf Personen. Dieser Mann hatte nichts dabei, wenn man einmal von einem Regenschirm absah.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte einer der Mitarbeiter am Tresen, als der Mann diesen erreichte. Es war eine mechanische Frage, die er jedem Besucher stellte. Wahrscheinlich merkte er gar nicht mehr, dass er dies fragte, sondern konzentrierte sich bereits auf das Anliegen, das der Besucher ihm jeden Moment mitteilen würde.
    »Wer leitet die Berichterstattung über den Rücktritt des Bundeskanzlers?«, fragte der Mann mit versteinerten Gesichtszügen. Der Pförtner sah ihm ins Gesicht. Eigentlich hatte er eine gute Menschenkenntnis, aber diesmal vermochte er nicht einzuschätzen, ob dieser Mann verbittert war oder einfach nur ängstlich über die ungewisse Zukunft. Vielleicht war er einer der Hartz-IV-Empfänger, denen die Hauptlast des Sparpaketes aufgebürdet wurde, das die zurückgetretene Regierung nach vorausgegangener horrender Neuverschuldung verabschiedet hatte? Denkbar wäre es. Nur eins war eindeutig: Der Mann hatte offenbar etwas zu verbergen, denn er zeigte sich äußerst introvertiert.
    »Der Chef vom Dienst«, antwortete der Rezeptionist und sah dem Mann in die Augen. Dass er dabei durch eine Brille mit Fensterglas blickte, bemerkte er nicht.
    »Wen darf ich anmelden?«, fragte er, griff gleichzeitig zum Telefonhörer und suchte die Nummer der Nebenstelle aus einem Telefonverzeichnis heraus, das großformatig vor ihm auf dem Tresen klebte.
    »Nennen Sie mich einfach Bär«, sagte der seltsame Besucher und erntete einen verwunderten Blick seines Gegenübers. »Bevor ich den Chef vom Dienst spreche, muss ich ein wichtiges Telefongespräch führen. Kann ich hier irgendwo ungestört telefonieren?«, fragte er.
    Der Pförtner zeigte verwundert auf eine Tür gegenüber. Der Besprechungsraum wurde gerne für solche Zwecke genutzt. Nicht selten zogen sich Redakteure dorthin zurück, wenn es am Arbeitsplatz zu hektisch

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