Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Sicherheitsbeamte, die mittlerweile anwesend waren und neben seinem Schreibtisch standen, mithören konnten.
»Ich kenne den wahren Grund, weshalb Bundeskanzler Zander sein Amt niedergelegt hat«, fuhr Bär fort. »Ich sage nur eins: Genesis. Der Begriff dürfte Ihnen geläufig sein, nicht wahr, Herr Bundespräsident?«
Winter zuckte zusammen. Woher konnte der Anrufer vom Projekt Genesis wissen? Dafür konnte es eigentlich nur eine Erklärung geben: er gehörte dazu. Andererseits konnte es inzwischen durchaus Trittbrettfahrer geben. Angefangen hatte es mit der höchsten Geheimhaltungsstufe, aber seit das Projekt eine unerwartete Entwicklung nahm, war kaum mehr zu übersehen, wer alles davon wusste. Winter musste um jeden Preis verhindern, dass noch mehr Menschen von dieser Affäre in Kenntnis gesetzt wurden. Eigentlich konnte man gar nicht mehr von einer Affäre sprechen, sondern von einem handfesten Skandal, wie ihn die Bundesrepublik noch nie zuvor erlebt hatte.
»Was ist Ihre Forderung?«, fragte Winter besorgt und sah in die Runde. Er blieb erstaunlich ruhig und bewies dadurch zum ersten Mal, dass die Wähler richtig entschieden hatten, als sie ihn zum Präsidenten wählten.
»Ich sehe, Sie verstehen mich«, sagte Bär. »Ich nenne Ihnen jetzt meine Forderung: Die Bürger der Bundesrepublik Deutschland haben das Recht zu erfahren, mit welch skrupellosen Mitteln die Regierung bereit war, ihre Ziele gegen den demokratischen Gedanken durchzusetzen. Meine Organisation fordert Sie auf, die Öffentlichkeit lückenlos und wahrheitskonform aufzuklären. Bekennen Sie sich zu Genesis!«
Winter lehnte sich zurück und strich sich über das Gesicht. Es lag auf der Hand, dass er die Existenz dieses Projektes nicht mehr abstreiten, sondern sich nur noch um eine Art Schadensbegrenzung bemühen konnte. Auf der Hand lag, dass der Anrufer niemand war, der selber etwas mit Genesis zu tun hatte. Niemand von den Genesis-Verantwortlichen würde auf die Idee kommen, eine Aufklärung der Öffentlichkeit zu fordern, solange das Projekt nicht abgeschlossen war. Oder steckte Jan Ruschkow dahinter? Ihm war alles zuzutrauen, wenn es darum ging, die Menschen zu verunsichern und sich selbst ins Rampenlicht zu stellen.
»Woher wissen Sie von diesem Projekt?«, fragte Winter, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
»Das spielt keine Rolle, Herr Bundespräsident. Ich gebe Ihnen 24 Stunden Zeit. Sollten Sie vor Ablauf dieser Frist nicht in allen Fernseh- und Radiokanälen eine Erklärung abgeben, haben Sie persönlich die Konsequenzen zu verantworten. Ganz Berlin wird mit Mikrowellen bestrahlt, sodass es eine Massenpanik in der Stadt geben wird. Was das bedeutet, muss ich Ihnen wohl nicht erklären. Denken Sie an Duisburg. Außerdem wird der ehemaligen Bundeskanzler mit seinem Leben bezahlen!«
Winter schluckte. Ihm war absolut bewusst, dass Zanders Tod ihn derart unter Druck setzen würde, dass es keine andere Chance mehr gäbe, als die Wahrheit zu veröffentlichen. Eine Bewusstseinsbeeinflussung der gesamten Berliner Bevölkerung hielt er jedoch für einen Bluff, nachdem klar war, dass Bär niemals der Genesis angehören konnte und somit keinen Einfluss auf derartige Maßnahmen besaß.
»Sie werden für diesen Mord und für weitere Anschläge die volle Verantwortung übernehmen müssen«, führte Bär weiter aus.
Noch nie in seinem Leben fühlte sich Winter so in die Enge getrieben. So oder so käme die Wahrheit ans Licht. Dafür ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen, lag nicht in seiner Absicht. Er musste einen diplomatischen Weg finden, der zwar über das Projekt aufklärte, nicht aber über die Schwere seiner Auswirkung.
Bär beendete das Gespräch. Als er das Besprechungszimmer verließ, fingen ihn die Augen des Pförtners am Empfangstresen ein und ließen ihn nicht mehr los, bis er am Tresen angekommen war.
»Vielen Dank, dass ich den Raum benutzen durfte«, sagte Bär in einer Gelassenheit, als hätte er lediglich jemanden zum Geburtstag gratuliert.
»Soll ich Sie jetzt beim Chef vom Dienst anmelden?«, wurde Bär gefragt. Er nickte.
Uwe Fechner, der nach dem Anschlag die Aufgabe des Chef vom Dienst übernommen hatte, war schon vorbereitet und kam wenige Augenblicke später die Treppe hinunter ins Foyer. Obwohl sich noch diverse andere Personen in der Halle aufhielten und auch am Tresen welche standen, verriet Fechner das sonderbare Aussehen des Mannes, der sich Bär nannte, wer sein mysteriöser Gast sein musste.
»Guten
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