Die Geometrie der Wolken
machen auch keinen Unterschied: Regelmäßige Vorhersagen über f-f-fünf oder sechs Tage können nie genau genug sein, um irgendeinen N-Nutzen für militärische Operationen oder sonst irgendetwas zu haben.«
»Wissenschaftlich gesprochen gibt es keinen Grund, warum langfristige Wettervorhersagen unmöglich sein sollten«, sagte Petterssen ruhig.
»Natürlich können sie das!«, polterte Krick. »Für präzise langfristige Vorhersagen müssen tägliche Wetterberichte über Jahre hinweg analysiert werden, und genau das leistet meine analoge Folgemethode. Sehen Sie sich doch nur die Tabellen und Vergleiche vergangener Wettersequenzen von 1930 an, die ich geschickt habe.«
»Ab dem zweiten Tag n-n-nichts als Mutmaßungen«, stotterte Douglas.
»Was erlauben Sie sich?«, tobte Krick durch den Hörer. »Ich habe ein halbes Jahrhundert an Wetterkarten der Nordhalbkugel durchgearbeitet. Auf dieser Basis kann ich mathematisch verlässliche Fünf-Tage-Vorhersagen erstellen.«
»Ich kenne nur einen Mann in Großbritannien, der dem Wetter mit rein mathematischen Mitteln Herr wird«, sagte Douglas, »und selbst der würde zugeben, dass es dabei zu Fehlern kommen kann. Er heißt Wallace Ryman.«
Mir lief es kalt den Rücken herunter. Ich hatte in meiner Annahme falsch gelegen, dass die gesamte Meteorologenszene wusste, was passiert war. »Er ist tot«, sagte ich sofort und hörte meine eigene Stimme eine Sekunde später. »Ryman ist tot. Er ist bei einem Unfall in Schottland ums Leben gekommen. Ich hatte dort mit ihm gearbeitet.«
»Was für eine Sch-Sch-Schande«, sagte Douglas. »Ich weiß noch, wie ich einmal mit ihm nach Norwegen gefahren bin, um mich mit Ihren Leuten in Bergen zu treffen, Sverre.«
»Ja. Bjerknes, mein Mentor, hatte mir von ihm erzählt«, sagte Petterssen. »Ich muss leider sagen, dass er einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen hatte. Er brachte ein Gewehr mit, um die Windscherung zu messen. Viele sahen das Gewehr als ein Spielzeug und Ryman als einen zu groß geratenen Pfadfinder. Es ist allerdings sehr traurig, dass er die Meteorologie aufgegeben hat, bevor seine numerische Wettervorhersagemethode praxisreif war.«
Ich dachte an Ryman mit seinem Gewehr auf der Weide. War er nicht der große Mann, für den ich ihn gehalten hatte? »Einen Moment«, wandte ich ein, weil ich das Gefühl hatte, ihn verteidigen zu müssen, »bis zu seinem Tod hat er an der Anwendung von Mathematik auf die Friedensforschung gearbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass viele seiner meteorologischen Erkenntnisse nach wie vor gelten.«
»Woran
hat er gearbeitet?«, fragte Krick ungläubig.
»An Friedensforschung. Er hat die Beziehungen zwischen rivalisierenden Kräften mathematisch betrachtet, um zu verstehen, wie Kriege hätten vermieden werden können.«
»Meine Herren, können wir
bitte
zu unserer Vorhersage zurückkehren?«, ermahnte Stagg. »Über welche Punkte sind wir uns noch nicht einig?«
Es gab ein Stimmengewirr von allen Seiten.
»Mein Analogmodell hat bisher immer funktioniert«, sagte Krick. »Der gesamte Wetterdienst der Vereinigten Staaten operiert nach diesem System.«
»Es muss sich auf eine Theorie gründen. Andernfalls ist es wertlos«, protestierte Petterssen.
»Wir müssen uns die vorherrschenden Muster ansehen, bevor wir über andere Faktoren nachdenken«, sagte Douglas.
Wieder hatte ich das Gefühl, sprechen zu müssen, doch mir kam es vor, als wäre die Stimme nicht meine eigene. »Zukünftiges Wetter ist ein Urteil über Wahrscheinlichkeiten, die auf physikalischen Prinzipien basieren, die sich auf mathematische Formeln reduzieren lassen. Ich kenne eine, die Temperatur und Windgeschwindigkeit in Relation setzt und so einen Turbulenzindex erstellt. Die Ryman-Zahl. Vielleicht haben Sie schon davon gehört. Ich könnte versuchen, ihre Werte für das Wetter im Kanal im relevanten Zeitraum zu finden.«
Es wurde still. Heute bin ich natürlich der Meinung, dass es ein Fehler war, schon bei der ersten Konferenz die Zahl zu erwähnen, aber ich wollte mich wohl beweisen.
»Sehr gut, Meadows«, sagte Stagg schließlich wie ein Lehrer, der seinen Schüler lobt. Er hörte sich etwas verlegen an. »Tun Sie das, doch meiner Erfahrung nach lässt sich das Wetter nicht so einfach auf numerische Prozesse reduzieren, wie Ryman und jetzt offensichtlich auch Sie denken.«
»Da muss ich widersprechen«, sagte Petterssen. »Wir sind Wissenschaftler, und die Wissenschaft ist nichts anderes als die Reduktion
Weitere Kostenlose Bücher