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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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Bach gehalten und sofort einen zuckenden Lachskörper gespürt hatte, der sich anfühlte »wie ein einziger großer Muskel«.
    Yates war ein geduldiger Mann und konnte gut mit Menschen umgehen. Wie Holzman hatte er am Caltech unter Krick gelernt, bevor er in kürzester Zeit zum Chef der meteorologischen Abteilung der US Army in Europa aufgestiegen war. Er musste Krick oft die Stirn bieten, wie es wohl nur ein anderer Amerikaner konnte. Er hatte eine starke Präsenz, und ich nahm an, dass er einen großen Einfluss auf Eisenhower hatte. Er wusste, wann er sprechen sollte und wann es besser war zu schweigen. Wenn ich Yates und Stagg streiten sah, was oft geschah, gab es Momente, in denen ich Stagg sehr gerne eins mit dem Lineal übergezogen hätte, aber Yates blieb immer ruhig.
    Meine erste Telefonkonferenz folgte einem Muster, an das ich mich bald gewöhnte. Zuerst stellten wir die Verbindung her, wozu die Anrufe über eine Vermittlungsstelle liefen, die vom Geheimdienst betrieben wurde. Heutzutage müsste man dazu nur noch ein paar Knöpfe drücken, aber damals war eine abhörsichere Telefonkonferenz ein kompliziertes Unterfangen.
    Als wir nach gut zwanzig Minuten diesen frustrierenden und manchmal erheiternden Vorgang hinter uns gebracht hatten, bei dem es zu viel »Hallo, hallo, hallo ...?« kam, nahm Stagg seinen Hörer in die Hand und wählte. Sofort klingelten die anderen beiden Telefone und wir hoben ab.
    Ich hörte eine Reihe von körperlosen Stimmen, die sich meldeten: »Dunstable« (das Met Office), »Widewing« (die Basis der RAF und USAAF in der Nähe), »Citadel« (die meteorologische Einheit der Royal Navy bei der Admiralität in Whitehall).
    Diese Telefonschaltung wurde im Mai und Juni 1944 ein wichtiger Teil meines Lebens. Krick und/oder Holzman sprachen aus Widewing; Petterssen und/oder Douglas aus Dunstable; und entweder Lieutenant Hogben oder Commander Wolfe oder Thorpe von der Navy von Whitehall aus.
    Andere Angehörige des Militärs hörten zu - sie sollten sicherstellen, dass unsere D-Day-Wettervorhersage auf höchster Ebene nicht den üblichen widersprach, die alltäglich an den Rest der See-, Luft- und Landstreitkräfte ausgegeben wurden.
    Am ersten Tag kündigte Stagg mich folgendermaßen an:
    »Erlauben Sie mir, Ihnen meinen neuen Assistenten Henry Meadows vorzustellen, einen erstklassigen Cambridge-Absolventen, der sicher von Zeit zu Zeit etwas beitragen wird. Er hat in Kew mit mir zusammengearbeitet und wurde unter Mr Douglas als Met-Beobachter ausgebildet.«
    Ich begrüßte Douglas, der sich, so schien es, freute, von mir zu hören, und stellte mich Krick erneut vor, wobei ich hoffte, dass er nicht erwähnen würde, dass wir zusammen Poker gespielt und uns betrunken hatten, was Stagg sicher nicht gern gehört hätte.
    Ich hatte Glück, denn er sagte nur: »Na sieh mal einer an, Henry. Willkommen an Bord.«
    Bei jeder Konferenz müssten sich alle zunächst auf eine Karte der aktuellen Lage einigen, und ich fand bald heraus, dass nicht immer alle die gleiche Karte hatten, ganz zu schweigen von den Vorhersagen. Oft dauerte es eine halbe Stunde, bis alles bereit war.
    Wenn wir endlich bei den Vorhersagen selbst angelangt waren, sprach Petterssen in Dunstable immer als Erster, wobei sein starker norwegischer Akzent von gelegentlichem Knacken und Rauschen in der Leitung unterbrochen wurde. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich mit den Abkürzungen auskannte, die für verschiedene Hoch- und Tiefdruckgebiete verwendet wurden ... Hl, H2, H3 ... LI, L2, L3 ...
    Standardmäßig stand H für ein Hochdruckgebiet und L für ein Tiefdruckgebiet, doch die dazugehörigen Zahlen wurden von Zeit zu Zeit gewechselt, als weitere Sicherheitsmaßnahme, falls der Feind doch mithörte. In Anbetracht der flüchtigen Natur des Wetters hätten unsere Gegenspieler bei der Zentralen Wetterdienstgruppe einige Schwierigkeiten beim Verständnis etwaiger Spionageinformationen. Ich fragte mich, ob Sir Peter es geschafft hatte, noch mehr von Heinz Wirbel zu erfahren, dem Wissenschaftler, der aus der Junkers gesprungen war.
    »Wie ich letzte Woche vorhergesagt habe«, begann Petterssen, »hat sich L2 in ostnordöstlicher Richtung bewegt, wo es im Laufe der Woche weitere Verschlechterung von Westen her verursachen wird. Die Woche über wird es zu stärkerer Bewölkung kommen und zu auffrischenden Winden aus Westnordwest, die Mittwoch kurzzeitig umschlagen in Westsüdwest mit Stärke vier oder fünf, wonach sich die

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