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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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Herausforderung. »Aber darum geht es doch gerade. Der Stil liegt in den Gleichungen. Manche Leute führen hässliche Beweise, andere sind da eleganter. Auf meine bilde ich mir eine Menge ein - sie sind so schön wie alles auf der Welt!«
    Ihr Gesicht verzog sich. »Alles? Es ist doch längst nicht alles schön! Nur besondere Dinge sind schön.«
    Mein ungeschickter Versuch, mich zu erklären, war mir peinlich. »Na gut, Miss, wenn Sie es sagen. Aber eines Tages zeige ich Ihnen meine Gleichungen, und Sie werden sehen, was ich meine.«
    »Ich freue mich darauf.«
    Nachdem sie mir den Weg zum Kai am Loch Eck erklärt hatte, verabschiedete sie sich und ging zurück zur Wetterstation.
    Ich brachte es fertig, das Motorrad gleich nach ein paar Metern abzuwürgen. Während ich mitten auf der Straße stand und den Kickstarter trat, merkte ich, dass ein Trupp Soldaten auf mich zumarschierte. Amerikanische Infanterie. Ich konnte die Maschine nicht mehr aus dem Weg schieben. Sie teilten sich und liefen zu beiden Seiten an mir vorbei; durch Übung gehärtete Gesichter, die keine Anzeichen zeigten, dass sie mich bemerkt hatten.
    Ich saß still auf meinem Sitz. Ich habe noch nie eine Motorradfahrerstatue gesehen, aber genau das war ich in dem Moment, ein Monument, um das die Soldaten gemeinsam mit den Luftmolekülen strömten. Als die Männer nach der Teilung wieder zusammentrafen, deutete nichts mehr auf die Störung hin. Ich drehte mich im Sitzen um und sah zu, wie sie in der Ferne verschwanden, und ich dachte wieder an die Invasion, an der sie möglicherweise teilnehmen würden und deren Wettervorhersage ich verbessern sollte, indem ich die Geheimnisse der Ryman-Zahl entschlüsselte.
    Ich trat den Kickstarter. Unter feindlichem Feuer auf dem Strand ... Ich beneidete sie nicht. Ich trat den Kickstarter noch einmal.
    Als der Motor endlich ansprang, wurde ich von schweren Zweifeln erschüttert, dass irgendetwas, was ich als Meteorologe tun konnte, dem gleichkam, was von diesen Soldaten erwartet wurde.
     

9.
    Loch Eck war ein düsterer Ort. Die Wolken warfen Schatten auf die dunkelgrünen Hügel, die steil aus dem schwarzen Wasser ragten, das von Schilf und Binsen umrandet war. Eine Wolke, die direkt über einem Gipfel stand, fiel mir besonders auf. Sie gehörte zur Art Lenticularis, die so genannt wurde, weil sie oft aussieht wie eine dicke Linse mit einem Loch in der Mitte. Das Seltsame an ihr ist, dass sie zwar Ort und Form beibehält (sie steht oft über Gipfeln), sich die Luft, aus der sie besteht, aber verändert.
    Ich setzte meine Fahrt am Loch hinauf fort und musste an einer Stelle einem Wachposten meine Papiere zeigen. Nach zwei oder drei Kilometern entlang des Ufers und vorbei an einer Gruppe von Seekadetten in einem schweren Holzruderboot kam ich zu einem alten Steinanleger, genau wie Joan ihn beschrieben hatte. Ich sammelte mich, stellte das Motorrad auf den Ständer und ging hinunter auf die alten Steinblöcke.
    Mein Blick folgte der grauen Kante des Anlegers zu einer breiten Treppe, die zum Wasser hinabführte. Oben an der Treppe standen zwei Männer, von denen einer Lederzügel hielt. Über ihnen bewegte sich etwas im Wind mit dem gleichen Rhythmus wie die Binsen am Ufer.
    »Hallo, packen Sie mal eben mit an!«, rief er, als er mich sah.
    Der Mann hatte lange Haare, einen Bart und ein blässliches Gesicht. Er war Mitte fünfzig, vielleicht älter. Sein gräulicher Bart sah aus wie ein knorriges kleines Gebüsch; es war, als würden die Haare eher mit der Haut kämpfen, als aus ihr herauswachsen. Die Lederzügel, die er hielt, reichten ins Loch hinein. Dort draußen bewegte sich ein Tier im Wasser, das am Lederriemen zog. Ich ging auf die Männer zu.
    Das, was ich im Wind hatte wippen sehen, war eine Antenne. Der andere Mann - er war jünger, Anfang dreißig und fast kahlrasiert - hielt einen Handapparat, der mit einem Funkgerät in seinem Rucksack verbunden war. Der Apparat hatte rote und gelbe Knöpfe. Beide Männer trugen Tweedjacken, was bei dem jüngeren recht seltsam aussah; man erwartet bei jemandem mit einer Tweedjacke einfach nicht, dass man seinen blanken Schädel sehen kann. Neben den beiden stand eine Kiste mit gut zwei Dutzend Heringen - und daneben eine Thermosflasche auf einem Blatt Butterbrotpapier, das zum Teil um ein halbgegessenes Sandwich gewickelt war.
    Ohne weitere Erklärung drückte der Altere mir einen der Zügel in die Hand. Im gleichen Moment gab es einen scharfen Ruck, der mir fast das

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