Die Geometrie der Wolken
denn ich muss leider zugeben, dass ich auch bei dieser Gelegenheit wieder soff wie ein Loch. Aber manche Dinge ragen aus dem Nebel aus Whisky und Bier hervor wie Hünengräber. Mackellar, der seine Wetten mit einem alten Bleistiftstummel aufschreibt, den er vorher anleckt. Die Trainer mit ihren Filzhüten und medaillenartigen Ausweisen. Die im Wind flatternden Rennfarben der Jockeys. Kleine Männer, die große Sättel aus dem Wiegeraum tragen und ihre Pferde zum Führring bringen, ihre harten Menschengesichter in starkem Kontrast zur Schönheit der Tiere.
An den Rändern der Rennbahn tollten aufgeregte Kinder über den unerschöpflichen Jahrmarkt, leckten Eis aus Tüten, kauten Lakritz, sprangen aufs Karussell - ich weiß noch, dass es mit hypnotisierenden goldgelben Wirbeln bemalt war - und pfefferten kleine Holzkugeln auf die Wurfbudenziele. Soldaten mit selbstgerollten Zigaretten im Mund führten ihre torkelnden Liebchen in den Tunnel der Liebe oder nahmen die schweren Gummihämmer der Hau-den-Lukas-Maschinen in die Hand, um mit ihrer Kraft zu protzen, wenn der Puck die Glocke erreichte.
Ohne sich um das Gewühl um sie herum zu kümmern, spielten zwei Männer Dudelsack, die charakteristische Traurigkeit des entsetzlichen Krachs - es hörte sich an wie eine Katze, die mit dem Schürhaken geschlagen wird -, ein deutlicher Gegensatz zum chaotischen Jahrmarktsvergnügen.
Auch wenn man keine Abgrenzung zwischen ihnen erkennen konnte, bewegten sich die zwei Menschenmassen - die der Rennbahn- und die der Jahrmarktsbesucher - unabhängig umeinander wie bei einer Art Tanz. Ich habe mir seitdem noch oft überlegt, dass man die Bewegungen von Menschenmengen in gleicher Weise analysieren kann wie die von Partikeln in einem Wettersystem. An jenem Tag hatte ich die verrückte Vorstellung, dass ein ähnlicher Ansatz auch bei Pferderennen funktionieren müsste.
Mackellar und ich stellten uns an die Balustrade in der Nähe der Startlinie. Endlich ließ der Starteraufruf die Leute um uns herum verstummen. Er kam von David Rennie oben auf dem Podium, der weder einen milchbespritzten Overall noch seine Home-Guard-Uniform trug, sondern einen piekfeinen Tweedanzug. Als ich ihn dort mit erhobener Hand stehen sah, musste ich an Rymans Wetterdirigenten denken, den Zauberer der Stürme, den König der Turbulenz, der alles von seiner Kanzel in der Albert Hall aus kontrolliert. Und dann an Pyke - das lag wohl an dem Tweedanzug. Da wurde mir klar, dass Pyke das Gegenteil von Ryman war. Zwei Genies, die am Ufer von Cowal gelandet waren, der eine scharf auf Frieden, der andere auf den Krieg.
Es heißt, man kann am Gesicht eines Pferdes erkennen, wie sein nächstes Rennen ausgehen wird. Das war eine von Mackellars Methoden. Er suche nach »großzügigen Augen«, sagte er, und ich lachte laut auf, denn ich merkte nicht, dass diese schlichte Weisheit nur seine Reaktion war auf die abstrakten Idiotien, mit denen ich ihn auf der Fahrt beglückt hatte, und auf die Berechnungen, die ich wie besessen auf die Rückseite des Rennprogramms kritzelte, seit wir angekommen waren.
Ich hatte ihm ansehen können, wie skeptisch er war, als er vor mir in der Kutsche saß, und genauso war es auch jetzt, als er mir zusah, wie ich neben ihm an der Balustrade weitere Zahlen notierte. Natürlich verlor ich meistens, während er oft gewann.
Als wir von der Rennbahn zurückkehrten, nachdem wir Mackellars Erfolge im Pub gefeiert hatten, erwartete uns seine Frau, die auf dem Tor lehnte, so dass ihr langes weißes Haar herunterhing wie ausgeblichener Seetang. Die Sonne schien hindurch, das Abendlicht, denn es dämmerte bereits.
Mackellar hielt ein Bündel Geldscheine hoch. »Und du sagst, der bringt Unglück!«, rief er seiner Frau zu.
Sie sah mich halb wütend, halb spöttisch an. »Ich hab nicht gesagt, dass er Unglück bringt. Ich hab gesagt, dass er achtgeben soll auf die Leute in seiner Nähe. Ich hab gesagt, sie sind vielleicht in Gefahr.«
Mackellar fluchte unverständlich und stieß ihr mit der Faust gegen die Schulter. »Bin ich etwa in Gefahr, Weib? Hör doch mit dem Blödsinn auf.« Mrs Mackellar rutschte aus, strauchelte und fiel mit ihrem roten Mantel in den Matsch.
Es muss wohl ein ziemlich starker Stoß gewesen sein, denn sie war eine schwere Frau. Sie zog sich am Tor hoch, starrte mich mit Feuer in den Augen an, drehte sich schließlich um und ging zurück zum Haus. Mackellar folgte ihr und sah aus, als wollte er sie noch weiter prügeln.
Es war
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