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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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Ich blieb noch eine Weile auf mein eigenes Motorrad gelehnt stehen, rauchte, sah mir den Himmel über den Hügeln an und zerbrach mir wieder den Kopf über das, was Pyke mir über Gill Ryman und die Blutprobe erzählt hatte.
    Mein Blick fiel auf eine große Pfütze in einer Felsmulde. Es heißt, Wasser sei das Auge der Landschaft, aber ich war auch nicht schlauer. Ehrlich gesagt war ich verwirrt.
    Wie eine Bestätigung meiner Gedanken zog Nebel auf und legte sich über den Ginster und die Felsen und ließ die Sonne nur noch als undeutlichen Fleck erscheinen. Es war genau wie beim Hund von Baskerville, auch wenn man meteorologisch wohl von einem dichten Seenebel gesprochen hätte. Oder war es doch ein Talnebel? Wenn sich das Tal in Seenähe befindet, könnte die korrekte Bezeichnung selbst den Einfallsreichtum des Herrn auf die Probe stellen. Ich beschloss, schnell nach Hause zu fahren.
    Doch ein unvorhergesehenes Treffen stand mir nach ein paar Meilen auf der dunstigen Straße noch bevor. Es war Mackellar mit seiner Kutsche. Er hatte einen Fahrgast, und obwohl der Nebel jetzt sehr dicht war, konnte ich gerade noch die Umrisse von Gill Ryman erkennen, die in einen Schal gehüllt war. Auf den Knien hatte sie eine Decke liegen.
    Ich hielt an und sah zu ihr hinauf. »Auch unterwegs?« Nicht die schlauste Frage, muss ich zugeben, aber es war ein ziemlich seltsamer Tag gewesen, der sich in dieser Hinsicht noch steigern sollte.
    »Zur Isle of Wight«, erwiderte sie.
    »Mit Mackellars Kutsche?«
    Ihr Blick strafte mich für die dumme Frage. »Wallace bleibt zu Hause. Er kann es erklären.« Sie hielt einen Moment lang inne, als ob sie eigentlich schweigen wollte, dann aber doch nachgab. »Ich bekomme ein Kind. Er erträgt es nicht noch einmal. Und ich auch nicht.« Ihre Stimme brach. »Und jetzt müssen wir uns leider beeilen, damit wir die Fähre bekommen.«
    Mackellar - mein ehemaliger Freund, Frauenschläger, Mozart der Lockpfeife - warf mir einen unergründlichen Blick zu. Dann knallte er mit der Peitsche und verschwand im Grau.
     

5.
    Es war wirklich ein merkwürdiger Tag gewesen - mehrere merkwürdige Tage sogar, dachte ich, als ich mit dem Motorrad bei der Kate ankam. Und was war eigentlich aus dem Frühling geworden? Ich zündete ein Feuer an, um die Auswirkungen des See-/Talnebels zu vertreiben und machte mir ein Corned-Beef-Sandwich. Später am Abend klopfte es an der Tür. Es war Ryman, der zuallererst um einen Tropfen zu trinken bat wie ein Glasgower Penner, wenn auch mit anderer Wortwahl.
    »Sie hätten nicht zufällig etwas Alkohol im Haus? Es ist wieder etwas geschehen, das mich zwingt, meine Askese zu brechen.«
    Ich ließ ihn mit einem Whisky auf dem bequemsten Stuhl Platz nehmen, den ich finden konnte. Er starrte lange auf den Boden.
    »Gill ist gefahren«, murmelte er schließlich.
    »Ich weiß. Ich habe sie in Mackellars Kutsche gesehen. Warum haben Sie sie in dem Zustand nicht mit dem Auto gefahren?«
    »Das wissen Sie also auch. Benzin ist rationiert. Wir haben keins mehr.«
    »Ich hätte Ihnen welches aus Dunoon mitbringen können.«
    Aus seinem Gesicht sprach das Elend. »Das ist ihre siebte Schwangerschaft, Henry. Alle anderen waren Fehlgeburten.«
    Irgendetwas landete auf dem Schieferdach über uns - eine Krähe? ein Zweig im Wind? -, doch es war, als wäre der Himmel selbst aufgerissen. Er sprach erst leise. Alles, was im Verborgenen gelegen hatte, kam jetzt ans Licht. »Wir wollten immer schon ein Kind. Sie ist jetzt fünfunddreißig; nächstes Jahr versucht sie es wieder, wenn dieses nicht überlebt. Sie sagt, es ist ihre Pflicht, und sie wird sich nicht davor drücken. Deshalb ist sie nach Süden gefahren.« »Auf die Isle of Wight«, sagte ich.
    »Ja. Wie Sie wissen, wohnen die Blackfords dort, ihre Familie. Sie pflegen Gill hinterher meistens. Die Fehlgeburten kommen immer früher, also ist sie rechtzeitig hinuntergefahren, weil sie das Schlimmste erwartet.«
    »Vielleicht ist es diesmal anders.«
    »Da habe ich meine Zweifel. Für uns ist es jetzt nur noch eine Glaubenssache. Es gibt eindeutig einen wissenschaftlichen Grund für das, was geschehen ist. Es hat mit dem Blut und dessen Einteilung in verschiedene Gruppen zu tun. Mit dem Rhesusfaktor, von dem wir gesprochen haben. Ein ganz neues Forschungsfeld. Also ... haben wir diesem Julius Brecher, den Sie erwähnt hatten, Blutproben gebracht.«
    »Meine auch, wenn ich das richtig verstanden habe«, erwiderte ich.
    Ryman wirkte verlegen.

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