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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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fragte ich als weiteres Ablenkmanöver.
    »Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen«, erwiderte er.
    Wir gingen am Bach entlang zu der kleinen Holzbrücke. Der ganze Ort war erfüllt von grünem, moosigem Licht und dem Geruch der Pflanzen. Auf der Lichtung, wo kaum ein Wind zu spüren war, wimmelte es vor Mücken, und bald schlug und kratzte ich mich. Das Gefühl von Ruhe und Frieden, das ich hier verspürt hatte, war dahin. Jetzt empfand ich eher das Gegenteil.
    Wir lehnten uns über die Brücke, die unter unserem Gewicht leicht nachgab, und Ryman goss die Milch aus der Flasche in das fließende, wirbelnde Wasser, wo sie auf der einen Seite eines Steins einen blassen Strudel bildete und auf der anderen eine faserige weiße Wolke.
    Dabei sang er ein Liedchen. »Große Wirbel speisen kleine - was Stuf' um Stufe weitergeht. Bald sieht man einzeln gar mehr keine - das nennt man dann Viskosität.« Er hielt kurz inne und fügte dann mit normaler Stimme hinzu: »Und das ist das Evangelium des Herrn.«
    Ich sah zu, wie er noch mehr Milch in den Bach goss, wo sie einen eigenen, schillernden Wirbel bildete, bevor sie vom restlichen Wasser fortgeschwemmt wurde.
    »Vielleicht ist es auch nicht das Evangelium. Leider sehen wir nie das Gesamtbild, und unser tägliches Streben kann nur auf einem Fundament stattfinden, an dem die Handwerker noch arbeiten. Und dieses Streben ist die Suche.«
    Anscheinend hatte er fürs Erste genug Milch und Metaphern vermischt, denn er hielt inne, bevor er mir direkt in die Augen sah. »Und auch Sie, Henry, sind wohl auf der Suche nach einer Antwort.« Unter uns plätscherte das Wasser zwischen den Steinen hindurch. »Wie man meine sogenannte Zahl für den Krieg anwendet, möchten Sie wahrscheinlich wissen.«
    Ich nickte unglücklich.
    »Wer hat Sie geschickt?«
    Leugnen hatte keinen Sinn mehr. »Sir Peter Vaward.« »Sie haben mich also wirklich die ganze Zeit ausspioniert?« »Nicht allzu erfolgreich.«
    Er fasste sich an die Stirn. »Ich hatte von Anfang an eine Ahnung, dass da etwas im Busch war. Sie machen es sich aber auch schwer. Warum haben Sie mich nicht einfach gefragt?«
    »Es geht um Kriegsarbeit«, sagte ich abwesend. »Ich hatte Angst, Sie könnten moralische Einwände haben. Und eigentlich habe ich Sie mehrfach gefragt.«
    Der Prophet zuckte mit den Schultern.
»Sir
Peter Vaward, was? Der war damals einer von den Gasleuten in Porton Down, bevor er so ein großes Tier wurde ... Hat einige meiner Gleichungen benutzt, um zu berechnen, wie schnell Giftgas sich verflüchtigt.«
    »Er will doch auch nur seine Arbeit machen. Das Met Office braucht ein umfassendes Konzept, um Turbulenz einzuberechnen. Es geht nämlich ganz konkret um die Landungen auf dem europäischen Festland.«
    »Was die bedeuten, ist natürlich klar«, sagte Ryman finster. »Ich weiß, was es heißt, wenn Menschen einander töten.«
    Ich sah den Propheten im grausamen Delirium der Schützengräben, halb wahnsinnig vor Schrecken, und die verrückte Vision der Albert Hall stieg wie auf einem Gerüst aus den Haufen toter Männer und Pferde, nur um unter einem Berg aus Kohle begraben zu werden.
    »Aber Sie verraten es mir doch?«, flehte ich. »Auch wenn es gegen Ihre Prinzipien geht?«
    »Die praktische Anwendung der Wissenschaft liegt im moralischen Ermessen des Einzelnen. Die Theorie selbst ist weder gut noch böse. Sehen Sie doch, um Gottes willen!«
    Als würde er ein Blumenbeet gießen, kippte er die restliche Milch in den Bach, wo sie - fast, aber nicht ganz genau - wie zuvor herumwirbelte, bis die Bewegung ungleichmäßiger wurde und Milch- und Wasserpartikel kleine Wölkchen bildeten, deren weiße Farbe immer schwächer wurde, während sie über die Steine und durch die Pflanzen rannen.
    Ryman sprach mit einem Ton der Autorität - auch wenn es die Autorität eines Mannes war, der sich von einer Last befreite. »Wetterenergie bewegt sich in Kreisen, fließt Korridore entlang, stürzt in Kaskaden von einer Stufe zur nächsten. Sie bewegt sich mal im Schwall und mal tröpfelnd und ist in dicke und dünne Schichten unterteilt - Schichten, die selbst gleichzeitig Transportweg und Begrenzung sein können. Sie bewegt sich immer von einem System ins nächste und nimmt dabei verschiedene Formen an. Deshalb wird auch immer Unerwartetes auftreten. Das Problem wird auch die Zahl nicht direkt lösen.«
    Er hielt inne und umfasste das Brückengeländer, bevor er schneller und mit hellerer Stimme weitersprach. »Doch wenn Sie Hilfe

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