Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
geraten. Eine Woche lang hatte es geklappt. Aber jetzt nicht mehr.
    Portia stand auf und ermahnte sich energisch, unabsehbarer Umstände wegen nicht ins Grübeln zu verfallen, da es sinnlos und kraftraubend war. Es gab genügend praktische Dinge, die ihre unmittelbare Aufmerksamkeit erforderten. »Ich will sehen, ob es sich findet, Luke.«
    Es war dunkel, als das Gros der Kavalkade die Wachtfeuer des Lagers passierte. Portia ritt neben Rufus an der Spitze. Juno, saß aufrecht und gespannt unter ihrem Mantel im Sattel. Luke und Toby waren auf einem Karren mit Will und der Feldküche vorausgefahren, einen Packzug von Maultieren im Gefolge.
    Auch nach fünf Monaten, die Portia in der Decatur-Festung verbracht hatte, konnte sie über die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der diese große Operation in Gang gesetzt wurde, nicht genug staunen. Noch staunenswerter war jedoch die absolute Geheimhaltung, mit der alles ablief. Mit Waffen und Munition beladene Boote waren Flussabwärts geglitten. Wo der Fluss das Hügelland verließ und in das Tal am Fuß von Castle Granville eintrat, waren sie mitten in dunkelster Nacht in Empfang genommen worden und ihre Fracht auf Bauernkarren verladen worden, die nun über Feldwege holperten, hochbeladen mit Heuballen, unter denen Geschütze versteckt waren.
    Im Dorf war nur eine kleine Zahl von Bewachern zurückgeblieben. Es gab. weder etwas zu stehlen noch irgendetwas, was einen Überfall gelohnt hätte. Rufus hatte seine Entscheidung damit begründet, dass aufständische Marodeure ihre Zeit nicht in einem halb verlassenen und nur von Alten und Kranken bewohnten Dorf vertun würden.
    Unter den Reitern fiel kein Wort. Durchweg dunkel gekleidet, verschmolzen sie mit der mondlosen Nacht, als sie in dichter Reihe durch die einsame Gegend ritten. Und doch lag ein Prickeln in der Luft, eine vibrierende Spannung und Vorfreude, gegen die nur Portia immun war. Umso deutlicher spürte sie die Erregung in Rufus neben sich. Er saß nicht so locker wie sonst im Sattel, sondern steif und ganz aufrecht, während sein Blick ständig von einer Seite zur anderen glitt und alles wahrnahm … die Bewegung im Gras, wenn ein Hase vorüberhoppelte, leises Knacken im Unterholz, von einem Nachttier verursacht. Eine Eule schrie, der Klageton eines Tieres durchschnitt die Stille der Nacht. Juno schmiegte sich ängstlich an Portia.
    Die von Rufus gewählte Route verlief abseits menschlicher Behausungen, nur einmal ritten sie mitten durch einen abgeschiedenen Weiler mit verriegelten Häusern und achteten darauf, dass die Pferde auf den Grasstreifen neben der geschotterten Dorfstraße gingen.
    Portia fand es unheimlich, durch das schlafende Dorf zu reiten, den Hufschlag vom Gras gedämpft, das todbringende Blitzen von Schwert, Dolch und Pistole unter dunklen Mänteln verborgen. Die Bewohner würden erwachen, ohne zu ahnen, dass ein ganzes Kriegsheer durch ihre Ansiedlung gezogen war.
    Um zwei Uhr morgens erreichten sie den bewaldeten Hügelzug, der Castle Granville gegenüberlag. Von Bäumen gedeckt, saßen sie ab, banden ihre Pferde fest und verzehrten den Proviant aus den Satteltaschen. Lederne Weinflaschen machten die Runde, lautlos, damit auf der anderen Seite des Tales die Posten auf den Wehrmauern von Castle Granville nicht aufmerksam wurden.
    Portia, die an einem dick mit Butter bestrichenen Hafermehlgebäck knabberte, ging an den Waldsaum und blickte zur Festung hinüber, die sich grau-weiß von der Dunkelheit abhob. Rufus wollte vor Tagesanbruch vorrücken und seine Truppen unbemerkt von den Wachtposten um die gesamte Länge der Mauern in Stellung bringen. Hatten die Belagerer erst die Anlage umzingelt, war die Burg abgedichtet wie ein Faß.
    Sie drehte sich um, als sie die Schritte auf dem moosigen Boden hinter sich eher ahnte als hörte. Rufus trat neben sie. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und hielt ihr eine Flasche Wein an die Lippen.
    Sie kostete den herben Rotwein mit Genuss, lehnte aber einen zweiten Schluck ab. »Was wirst du tun, wenn Cato einen Ausfall wagt und den Kampf aufnimmt?« Ihre im Flüsterton gesprochenen Worte fügten sich in die belebte Stille um sie herum ein.
    »Das wird er nicht«, erwiderte Rufus mit einer Andeutung von Genugtuung in seinem Blick. Er gönnte sich einen tiefen Schluck. »Seine Verluste wären zu hoch, da er die Zugbrücke senken müsste und wir sie an unserem Ende blockieren würden.«
    »Ja, natürlich. Aber reicht deine Truppenstärke aus?«
    »Eine Abteilung

Weitere Kostenlose Bücher