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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Ist es das Banner des Königs? Ja, ich glaube schon, aber daneben weht noch eines, ein Adler, wie mir scheint. Azurblau auf goldenem Feld.«
    »Decatur!«
    Die Mädchen fuhren herum. Hinter ihnen stand Cato mit wutverzerrter Miene. Seine Gelassenheit war von ihm abgefallen. Vor seinen Toren stand sein Todfeind. Und dieser Feind war nicht König Charles.
    Die Fanfare eines Herolds durchdrang die ziehenden Rauchschwaden. Es tagte, die Feuer waren fast niedergebrannt. Rufus Decatur ritt auf seinem Fuchs an den Rand des Grabens bis zu der Stelle, wo die Zugbrücke auftraf, wenn man sie senkte.
    Er saß da, die Standarte derer von Rothbury vor sich in der Halterung seines Sattels. Er gab dem Herold ein Zeichen.
    Catos Herold antwortete unverzüglich, der Marquis of Granville trat an den Rand der Brustwehr. Die Regeln des Krieges und der Unterhandlungen gewährleisteten seine Sicherheit.
    Rufus erhob sich in seinen Steigbügeln und ließ seine Stimme durch die morgendliche Stille ertönen: »Mylord Granville, ich komme im Namen Seiner Allerhöchsten Majestät König Charles und fordere Euch auf, die Waffen niederzulegen, der Rebellion zu entsagen und Eure Person und Eure Festung der Gnade Seiner Majestät zu überantworten.«
    Als Cato antwortete, war sein Ton so kräftig wie der seines Feindes und seine Worte ebenso förmlich. »Im Namen des Parlamentes trete ich für die Sache des Volkes ein. Castle Granville wird sich nicht ergeben.«
    Als er zurücktrat, herrschte absolute Stille. Phoebe hatte den Eindruck, dass niemand wusste, was nun als nächstes zu tun war. Dann hörte sie Catos barschen Befehl: »Ihr zwei habt hier nichts zu suchen. Verschwindet hinein und bleibt dort.«
    Sie gehorchten, ohne zu zögern.
    In der Stille, die der Kampfansage folgte, wurde Portia in den hinteren Reihen der Belagerer von einer Woge der Übelkeit übermannt, gegen die sie sich zunächst heftig wehrte. Schließlich musste sie sich geschlagen geben und ließ sich aus dem Sattel gleiten, um sich hinter einen Busch zu schleppen und sich jämmerlich zu übergeben.

Kapitel 20
    »Portia, hast du etwas Schlechtes gegessen?« Luke fragte es besorgt und legte der gebückt im Gebüsch kauernden Portia seine Hand auf den Rücken.
    »Vermutlich.« Portia richtete sich ein wenig auf und wischte sich mit dem Taschentuch über den Mund.
    »Sicher waren es Stachelbeeren«, sagte Toby altklug. Er hockte sich vor sie hin, um sie mit schräggelegtem Kopf zu betrachten. Seinem letzten Anfall von Übelkeit war die ausgedehnte Plünderung eines Stachelbeerstrauches vorausgegangen.
    Portia hoffte, ihr mattes Lächeln würde die jungen beruhigen. Bislang war es ihr geglückt, diese grässlichen morgendlichen Anfälle von Übelkeit zu verbergen. Sie wollte nicht, dass die Kinder zu Rufus rannten und ihm davon erzählten. »Jetzt ist es vorüber, und es geht mir besser«, sagte sie. »Habt ihr schon gefrühstückt?« Der Gedanke an Essen brachte ihren Magen erneut in Aufruhr.
    »Bill hat weiche Eier für uns gemacht«, sagte Luke. »Geht es dir wirklich besser?«
    »Ja, wirklich.« Portia richtete sich unsicher auf und griff nach ihrem Strohhut. Er passte zwar nicht zu ihrer Soldatenkluft, schützte aber ihre helle Haut vor der Sonne. »Wo ist Juno?«
    »In einem Kaninchenloch.«
    Dumme Frage. »Gehen wir ins Lager.« Sie nahm die beiden an den Händen und ging mit ihnen zurück zum Lager, das sich am Fuße der Burg zusammendrängte. Doch noch ehe sie die ersten Zelte erreichten, wurde die Aufmerksamkeit der jungen von einem Soldaten gefesselt, der die gebrochene Achse eines Karrens reparierte. Sie schossen davon, um ihre Hilfe anzubieten, so dass Portia allein weiterging.
    In den zwei Wochen, seitdem sie hier lagen, hatten Belagerungstechniker über den Graben Brücken geschlagen, die so fest waren, dass sie das Gewicht der Feldschlangen aushielten. Dumpfer Geschützdonner war bei Tagesanbruch und Sonnenuntergang zum Ritual geworden. Die Festungsmauern hatten bislang dem Beschuss ohne größere Beschädigungen widerstanden, wiesen aber doch Spuren der ständigen Angriffe auf.
    Auf den Pfeilregen, der sich über die Mauern hinweg ergoss, reagierten die Verteidiger mit Gegenbeschuss, planlos freilich und ohne viel Schaden anzurichten. Es war viel zu riskant, sich über dem Rand der Brustwehr zu zeigen und sorgfältig zu zielen. Die ölgeschwängerten Feuer wurden im Schutz der Dunkelheit entzündet und machten die Luft erstickend für beide Seiten. Doch die

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