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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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dem Zufall überlassen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Er lächelte, doch war an diesem Lächeln ohne Wärme und Humor nichts Anziehendes. »Du wirst es früh genug erfahren.« Mit einem knappen Nicken entfernte er sich.
    In der Leere, die sein Weggang hinterließ, wurde Portia der allgemeinen Bewegung und Erregung überdeutlich gewahr. Männer rannten unter lauten Zurufen durcheinander, es wurde zum Appell getrommelt, Trompetenstöße von allen Wachttürmen riefen die Abwesenden. Die Zeit der kleinen Scharmützel war vorüber. Den Männern von Decatur stand der erste richtige Kampf bevor.
    Was soll aus den Unschuldigen in der Festung werden? Aus Olivia und Phoebe? Aus den Babys? Und aus Diana? Was hatten sie getan, dass man gegen sie Krieg führte und sie Hunger und Not aussetzte? Dass der Feind vor ihren Toren lagerte und sie Angriffe von Rammböcken und Kanonen sowie ununterbrochenen Beschuss über die Mauern hinweg ertragen mussten und sich gegen Schrecken und Nöte einer Belagerung nicht zur Wehr setzen konnten?
    Portia empfand keine Erregung, nur Niedergeschlagenheit. Sie musste daran teilnehmen, wenn sie Rufus die Treue halten wollte. Und doch wollte sie nichts damit zu schaffen haben. Was war dieses Geheimnis, das er für sich behalten hatte, und das dem Belagerer die Tore von Castle Granville öffnen sollte?
    Als sie zurück zum Haus ging, ließ ihr Schritt den gewohnten Elan vermissen. Juno machte dies im Übermaß wett, indem sie ihr munter vorauslief und dauernd kopfüber in Kaninchenlöchern verschwand, nach Düften schnuppernd und mit dem Schweif wedelnd.
    Im Haus war es still, das Feuer brannte niedrig, da es im warmen Frühling nur zum Wärmen von Wasser gebraucht wurde. Portia eine hinauf, um ihre Sachen zu packen. Auf dem Bett ausgebreitet, nahmen sich ihre spärlichen Habseligkeiten wahrhaft mitleiderregend aus. Wäsche zum Wechseln, Strümpfe, ihr Lederkoller, zwei Leinenhemden. Gedankenversunken ging sie daran, die Leinentücher zu falten, die sie während ihrer Monatsblutung benutzte, und legte sie auf das Häufchen. Plötzlich hielt sie inne. Sie stand da und blickte auf das Bett hinunter.
    Diesen Monat musste sie sich verspätet haben. Seit wann? Sie überlegte und versuchte, sich zu erinnern. Auf ihre monatliche Unpässlichkeit hatte sie nie viel geachtet. Sie kam, wenn sie kam, und stets war sie ihr lästig. Über ihre Körperfunktionen wusste sie sehr wenig, da sie während des Heranwachsens kaum weibliche Vertraute gehabt hatte und keine davon Mutterstelle bei ihr vertrat. Bei ihrer ersten Blutung war sie in Tränen zu Jack gelaufen, überzeugt, eine schreckliche Wunde hätte sich in ihrem Körper geöffnet.
    Wie immer betrunken, hatte er sich jedoch so weit zusammengerissen, dass er ihr sagen konnte, es handle sich um eine Sache, die Frauen eben hätten und sie sich damit abfinden musste. Am nächsten Tag hatte er sie zur Madame seines bevorzugten Bordells in Glasgow mitgenommen, und die Frau hatte das verstörte Mädchen über die Tatsachen des Lebens mehr schlecht als recht aufgeklärt. Seither hatte Portia es geschafft, mit diesen Dingen zurechtzukommen, ohne ihnen allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
    Doch der Mangel an Aufmerksamkeit hatte seine Nachteile. Sie strich mit den Händen über ihren Leib. Er war unverändert. Wann würde er sich anders anfühlen, wenn sie empfangen hatte? Sie fühlte sich völlig normal. Wäre etwas so Schwerwiegendes wie eine Empfängnis eingetreten, hätte ihr etwas auffallen müssen.
    Unten flog die Tür auf und wurde zugeknallt. »Portia … Portia … Portia!« Die aufgeregten Rufe der kleinen jungen vertrieben mit einem Schlag alle beunruhigenden Gedanken.
    »Was ist?« Sie eilte hinunter.
    »Wir müssen unsere Sachen zusammensuchen, weil …«
    »Ja, und ich möchte meine Soldaten mitnehmen«, krähte Luke, seinem Bruder ins Wort fallend. »Nur kann ich sie nicht finden. Ich muss sie bei Silas gelassen haben, er hat sie aber nicht.« Eifrig machte er sich daran, Bettzeug auf den Boden zu werfen und es zu durchsuchen.
    Juno, die mit den Kindern hereingekommen war, beteiligte sich mit aufgeregtem Japsen an der Jagd. Toby, der auf den Zehenspitzen hüpfend eine hölzerne Trompete von einem Bord über seinem Bett holen wollte, bekam das Ende des Brettes zu fassen und riß es herunter, worauf es Spielzeug und hölzerne Puzzle-Teile auf ihn niederhagelte.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« Rufus' laute Frage, die einem Gebrüll sehr nahekam,

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