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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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    Während Portia dieser Gedanke durch den Kopf zuckte und sie sehnsüchtig an ihr trockenes Hemd unter den Baumwurzeln dachte, schloss sie auch schon lautlos die Tür hinter sich und tappte den Gang entlang, bis sich vor ihr das nun leere Gewölbe auftat. Sie hielt auf die Öffnung in der gegenüberliegenden Wand und auf die Treppe zu, flink und ohne zu überlegen.
    Mit einem kaum hörbaren Geräusch ließ sich die Tür am oberen Ende der Treppe so leicht öffnen wie damals, und Portia befand sich in der ihr wohlbekannten Spülküche. Die Stille war undurchdringlich. Im Herd brannte kein Feuer, die Uhr war stehengeblieben. Sie huschte durch den Raum zur Hintertreppe. Als sie die Küche querte, hörte sie ein Schnaufen und Murmeln. Sie versteinerte an der Wand und betete darum, ihre dunkle Kleidung würde sie in der finsteren Küche unsichtbar machen. Wieder das Geräusch – und sie atmete auf. jemand schnarchte. Sicher ein Küchenjunge, der auf einer Bank neben dem Herd schlief.
    Sie lief zur Treppe, verstohlen wie ein feindlicher Spion, und rannte hinauf. Die Treppe führte auf einen wenig benutzten Korridor, der kurz vor dem Hauptgang lag, von dem aus die Schlafgemächer der Familie abzweigten.
    Nun hatte Portia fast vergessen, dass sie fror und nass war. Aufregung und Angst wärmten sie und hielten sie in Bewegung, bis sie Olivias Tür erreichte. Sie drückte die Klinke nieder und schlüpfte hinein. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, merkte sie, dass ihr Herz so stark pochte, dass sie glaubte, es würde ihre Brust sprengen.

Kapitel 21
    »Was ist? Wer ist da?« Phoebes verängstigte Stimme drang durch die Dunkelheit.
    »Pst! Ich bin's nur«, flüsterte Portia.
    »Portia! Du?« Olivia fuhr im Bett auf. Ihr Nachthemd hob sich weiß in der Finsternis der Bettdraperien ab.
    »Ja. Sei still.« Portia huschte ans Bett, in dem die zwei Mädchen Seite an Seite saßen und sie verdutzt anstarrten.
    »Du kannst leicht sagen: ›Ich bin's nur‹«, erklärte Phoebe entrüstet. »Wie hätten wir erwarten sollen, dass du es bist?«
    »Nein, wie auch?« gab Portia ihr recht. »Leise, bitte.«
    »Du bist ja ganz nass«, sagte Phoebe. »Es tropft von dir auf den Boden.«
    »Ich musste den Graben durchschwimmen.« Portia schauderte zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und mir scheint, dass mir meine Mühe kein warmes Willkommen beschert.«
    »Aber Portia, n-natürlich bist du willkommen!« Olivia sprang aus dem Bett und schlang ihre Arme in einer stürmischen Umarmung um Portia. »Wie kalt du bist! Und bis auf die Haut durchnässt.«
    »Das weiß ich«, sagte Portia verdrossen. »Ich habe euch Obst mitgebracht.« Sie holte die Früchte aus der Tasche und legte sie aufs Bett.
    »Zieh dich aus.« Olivia zerrte an Portias Wams. »Wir könnten versuchen, das Zeug zu trocknen.«
    Phoebe war vom hohen Bett heruntergeklettert und kramte im Wäscheschrank. »Hier ist ein Morgenmantel, der dich wärmt.«
    »Ach, danke!« Portia warf das nasskalte Wams von sich und zog ihre Breeches aus. »Nasse Kleider sind widerlich.«
    »Da ist ein H-handtuch.«
    Portia trocknete sich ab und wurde plötzlich lebhaft daran erinnert, wie Rufus Wärme und Leben in ihren leblosen Körper gerieben hatte, als sie sich im Schneesturm verirrt hatte. Kaum war ihr ein wenig wärmer geworden, als ihr klar wurde, dass ihre gegenwärtige Situation nicht einer gewissen Ironie entbehrte.
    Sie fuhr in die Ärmel des Mantels, den Phoebe ihr hinhielt, und wickelte ihn fest um ihren Körper. Wenigstens schlugen ihre Zähne nicht mehr aufeinander.
    »Da ist Obst für euch«, sagte sie erneut und deutete aufs Bett. »Viel ist es nicht, aber mehr konnte ich nicht tragen.«
    »Ich verstehe gar nichts«, sagte Phoebe und biss herzhaft in die Birne. »Die schmeckt aber gut … Wie um alles auf der Welt bist du hereingekommen, wenn niemand hinauskann?«
    »Es gibt einen Weg«, sagte Portia, die sich auf dem Sitz in der Fensternische niederließ. »Aber darüber kann ich euch nichts sagen. Ich wollte nur sehen, wie es euch geht, da ich in Sorge um euch war.«
    »Es ist grässlich«, sagte Olivia, die wieder ins Bett krabbelte. »Wir k-können nichts kochen, weil es kein Wasser gibt.«
    »Zum Trinken gibt es nur Ale«, warf Phoebe ein. »Lord Granville ist meist wütend, und Diana gibt ihm an allem die Schuld, obwohl sie es natürlich nicht ausspricht, doch lässt sie es an uns aus. Es ist sehr ungemütlich.« Mit dieser Feststellung warf sie

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