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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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aus der Festung stiehlt?« wollte einer der Männer wissen und stieß sie wieder mit dem Fuß an.
    »Er wird bald antworten«, sagte einer seiner Kameraden. »Bringen wir ihn zum Captain.« Zwei packten sie, fassten sie unter den Armen und stellten sie auf die Beine.
    »Ich kann selbst gehen«, protestierte sie, doch man hörte nicht auf sie und zerrte sie durch das schlafende Lager zum Zelt des Captains der Wache.
    Der Gardecaptain des Bataillons des Prinzen saß bei einem Krug Ale und würfelte mit seinem Leutnant. Als die Posten mit ihrem Gefangenen kamen, blickte er auf.
    »Was haben wir denn da?« Er schob den Feldstuhl zurück und stand auf, um vor Portia zu treten, die man gezwungen hatte, sich auf den Boden zu knien.
    »Wir fassten ihn, als er aus der Festung kam, Sir. Aus der Mauer, offenbar durch einen Geheimgang. Er durchschwamm den Graben.«
    »Ein schmächtiges Kerlchen«, bemerkte der Captain und riss Portia am Kragen hoch. »Also, heraus mit der Sprache, mein Junge.«
    Portia schüttelte den Kopf. Als die Hand des Captains mit dem schweren Siegelring ihre Lippe traf und blutig aufriss, geriet sie ins Taumeln.
    »Komm schon«, sagte er einschmeichelnd und boshaft zugleich. »Du wirst bald bereitwillig plaudern. Wer bist du?«
    Portia wischte sich mit dem Handrücken das Blut ab. »Ich bin von der Truppe Decaturs.«
    Wieder schlug der Captain zu, diesmal auf die Wange. Sie schwankte und fiel erneut auf die Knie. »Holt Lord Rothbury«, stieß sie unter Tränen hervor. Noch nie war sie so misshandelt worden, und zu ihrer Angst gesellte sich eine Aufwallung von Zorn, weil jemand es wagte, Gewalt gegen sie anzuwenden. »Er wird für mich bürgen.«
    Stille trat ein. Dann sagte der Captain: »Was weißt du von Lord Rothbury, Junge?«
    »Ich sagte schon, dass ich zu seiner Einheit gehöre«, erwiderte Portia stur und richtete sich mühsam auf.
    Die Selbstsicherheit des Gefangenen ließ den Mann zögern. »Na schön«, sagte er schließlich. »Aber falls das eine List sein sollte, wirst du es büßen.« Er wandte sich an einen der Posten. »Geh und hole Lord Rothbury. Die anderen begeben sich wieder auf ihre Posten.«
    Der aufgeregte Ruf des Wachtpostens riss Rufus aus dem Schlaf. Sich aufsetzen und aufstehen war eine einzige Bewegung. Schon griff er nach seinen Kleidern. »Was ist?«
    »Der Captain der Wache schickt mich, Mylord. Wir haben einen Gefangenen gemacht, der aus der Festung kam und den Graben durchschwamm. Der Captain wollte ihn verhören, der Gefangene aber sagte, Ihr würdet ihn kennen.«
    »Klingt interessant«, bemerkte Rufus und zog sich rasch an. Ein aus Castle Granville Entflohener verdiente in der Tat Aufmerksamkeit.
    Er folgte dem Mann durchs Lager und bückte sich im Eingang des Wachtzeltes mit einem munteren: »Na, was gibt es, Captain?«
    Portia stand etwas unsicher in der Mitte des Zeltes. Rufus sah ihre durchnäßten Sachen, ihren geschwollenen und blutenden Mund, die dunkle Schwellung auf der Wange.
    »Was zum …«, setzte er an, um sich aufgebracht dem Captain zuzuwenden. »Was soll das?«
    Unter dem wütenden Blick des Earl of Rothbury wurde der Captain verlegen. »Wir erwischten ihn, als er aus der Festung kommend den Graben durchschwimmen wollte. Die Posten sahen ihn aus einer Geheimtür in der Mauer schlüpfen.« Er sah, dass der Ausdruck des Earls sich änderte und fuhr nun sicherer fort: »Er sagte, Ihr würdet ihn kennen, Mylord.«
    Rufus ignorierte den Captain. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt und seine Augen leer, als er sich an Portia wandte: »Was hast du in der Burg getrieben?«
    Portia berührte ihre Lippen mit einer Fingerspitze. Auf dem Finger blieb Blut haften. »Ich besuchte Olivia und Phoebe.« In diesem Stadium erschien es ihr einfacher, sich an die schlichte Wahrheit ohne Proteste und Verteidigung zu halten, doch sah sie, dass Rufus ihr schon entglitten war. Ihr Herz sank.
    »Wie bist du hineingelangt?« Sein Ton und seine Miene blieben ausdruckslos, als ginge es ihm nur um die Information und nicht um den Menschen, den er verhörte.
    »Es gibt eine Geheimtür«, verriet sie stockend. »Ich entdeckte sie, als ich in der Burg wohnte.«
    Jetzt hatte sein tiefes und scheinbar grundloses Unbehagen eine Erklärung gefunden. Rufus hatte das Gefühl, alle Teile des Rätsels hätten nun ihren Platz gefunden. Sie hatte von der Tür gewusst und hatte kein Wort gesagt. Die Belagerung hätte schon längst ein Ende haben können, wenn sich den Belagerern eine

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