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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hielt sie gesenkt, in der Hoffnung, der Übelkeit Herr zu werden, ehe sie sich aufrichtete.
    »Portia, bist du krank?« Er fragte es scharf und gleichzeitig besorgt.
    »Nein … nein.« Vorsichtig schüttelte sie den Kopf. »Ich mag es bloß nicht, um Mitternacht geweckt zu werden.« Sie griff nach ihren Breeches am Fußende der Pritsche. Sie hatte sich total angezogen hingelegt und brauchte nur ihre bestrumpften Füße hineinzustecken und in die Stiefel zu schlüpfen.
    Behutsam stand sie auf Um sie herum drehte sich alles, und ihr Magen drehte sich mit. Sie biss sich auf die Innenseite der Wangen, bis der Schmerz ihr Tränen in die Augen trieb, als sie die Hose zuknöpfte und ihren Gürtel festschnallte. Rapier und Messer lagen bereit. Als sie in ihre Stiefel kletterte, musste sie sich am Zeltpfosten festhalten.
    Rufus lag auf einen Ellbogen gestützt da und beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen im Halbdunkel. Etwas stimmte nicht mit ihr. War es das mangelnde Orientierungsvermögen nach dem plötzlichen Erwachen? Am liebsten hätte er darauf bestanden, dass sie sich wieder hinlegte, doch das hätte bedeutet, dass er ihr den Respekt verweigerte, den sie forderte und den sie sich innerhalb der Truppe erworben hatte. Sie erwartete keine Rücksichtnahme, und bei den ein oder zwei Gelegenheiten, als man sie ihr anbot, hatte sie sie entrüstet zurückgewiesen.
    Portia steckte ihr Rapier in die Scheide und ihr Messer in einen Stiefel. jetzt hatte sie sich im Griff und brachte ein Lächeln zustande, als sie ihm einen Kuss zuwarf, ehe sie durch die schmale Öffnung hinausschlüpfte.
    Rufus ließ sich zurücksinken und lag da, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, hellwach, von einem tiefen Unbehagen erfüllt, das keinen ersichtlichen Grund hatte.
    Portia nickte dem Mann zu, der sie geweckt hatte, und ging durch das Lager, in die Richtung, die der Festung entgegengesetzt war, zur Vorpostenlinie, wo der Mann stand, den sie ablösen sollte. Es war ein einsamer und für ihre Absicht idealer Abschnitt. Das Hauptaugenmerk aller Patrouillen galt der Festung. Daneben musste aber auch die Außenbegrenzung des gesamten Biwaks kontrolliert werden. Dieser Abschnitt war isoliert und umfasste das bewaldete Gelände hinter dem Lager. Hierher würde sich niemand verirren, hier kreuzten sich auch keine anderen Postenstrecken. Niemand würde merken, ob derjenige, der an dieser Stelle Dienst machte, seinen Posten eine Zeitlang verlassen hatte – es sei denn, ihr Glück ließ sie im Stich. Portia war entschlossen, es zu riskieren.
    Adam empfing sie mit erleichtertem Grinsen. »Freut mich, dich zu sehen. Ich dachte, Paul würde die nächste Runde übernehmen.«
    »Ich tauschte mit ihm, weil ich morgen nachmittag Zeit brauche.«
    »Ach so.« Adam nickte einsichtig. »Hier war es wieder so aufregend wie im Bett einer alten Jungfer. Also, viel Vergnügen.« Er hob eine Hand zum Abschied und entfernte sich munteren Schrittes, um rasch zu seinem Ale in der Kantine zu kommen.
    Portias Übelkeit war wie weggepustet. Vielleicht war Angst das beste Gegenmittel. Dreimal lief sie die Strecke ab, ohne dass sie jemanden gesichtet hätte. Bis auf gelegentliche leise Geräusche von unten aus dem Lager, dem üblichen Geraschel kleiner Waldtiere und dem Ruf eines Nachtvogels war es still. Die schmale silberne Sichel des Neumondes zeigte sich nur, wenn die Wolkendecke sich öffnete. Auch der Abendstern war ab und zu sichtbar, doch war es für eine Juninacht bemerkenswert dunkel.
    Portia verschwand zwischen den Bäumen und suchte die Eiche, die sie sich am Nachmittag ausgewählt hatte. Sie griff unter das dicke Moos, das die Wurzeln deckte, und rupfte die dunkle Kappe hervor, die ihr Haar verbergen sollte. Nun zog sie Stiefel, Strümpfe und ihr weißes Hemd aus. Ohne Hemd spürte sie das dunkle Wollwams heiß und rau auf ihrer blanken Haut, doch würde sie so in der Dunkelheit nicht zu sehen sein. Ihr Rapier fand seinen Platz bei ihren Sachen unter dem Moos. Mit einem Leinenstreifen band sie ihr Messer an ihrem Bein fest, nachdem sie die scharfe Klinge sorgsam mit mehreren Stoffschichten umwickelt hatte.
    Die Früchte, die sie ebenfalls hier versteckt hatte – Äpfel und Birnen – steckte sie in ihre Taschen. Mehr konnte sie nicht mitnehmen, da Herzhafteres vom Wasser im Graben ruiniert worden wäre. Gegen Durst aber gab es ohnehin nichts Besseres als Saft und Fleisch der Früchte. Zuletzt band sie sich ein Taschentuch vor Mund und Nase. Dann schlich

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