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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hinauf. Vermutlich hatte er ihr einen groben Wollrock und einen Leinenunterrock gebracht, Sachen, wie die Leute auf dem Land sie trugen. Aber der Not musste man sich fügen, und wenn die Sachen sauber waren, würde sie sich nicht beklagen.
    Nachdem sie das Bündel aufs Bett gelegt und aufgeschnürt hatte, starrte sie die Sachen verblüfft an, um dann ein Stück nach dem anderen zu nehmen und glattzuschütteln. Breeches aus Wildleder, wollene Strümpfe und Strumpfbänder, ein Hemd aus ungebleichtem Leinen, Unterhosen aus Wollstoff, ein ärmelloses Wams aus dunklem Kanungarntuch und ein flauschiger Friesmantel. Sogar ein Gürtel war dabei sowie ein Paar Handschuhe als Ersatz für die zerrissenen. Rufus hatte an alles gedacht.
    Ihr Staunen wich hellem Entzücken. Immer schon hatte sie sich gewünscht, die hinderlichen Frauenkleider ablegen zu können. Hier nun war ihre Chance.
    Das Wasser, das Josiah ihr vorhin gebracht hatte, war nur mehr lau, doch wusch sie sich gründlich, vor Kälte zitternd, aber energisch. Dann zog sie sich mit fast müßigem Wohlbehagen an, das Gefühl der Kleidungsstücke voll auskostend. Sie setzte sich aufs Bett, um ihre eigenen Stiefel anzuziehen, dann stand sie langsam auf und strich mit den Händen über ihre Hüften, die sich in der Hose ungewohnt deutlich abzeichneten. Diese Sachen vermittelten ihr ein wundervolles Gefühl der Freiheit, dazu kam, dass sie einen viel wirksameren Schutz gegen die Kälte bildeten. Alles in allem eine gewaltige Verbesserung, entschied Portia. Doch es gab keine Spiegel in Rufus' Schlafgemach, so dass sie nicht wusste, wie sie darin aussah.
    Rufus, der mit dem Rücken zur Treppe stand, als sie herunterkam, drehte sich um, als er ihre Schritte hörte. »Nun, gefallen Euch die Sachen?« fragte er mit hochgezogenen Brauen. Er betrachtete sie über den Rand seines Humpens hinweg, als er einen Schluck Ale trank.
    »Ich war immer schon der Meinung, ich hätte als Junge zur Welt kommen sollen«, sagte Portia. »Ich bin nicht gebaut wie eine Frau und habe keine weiblichen Rundungen.«
    »Das würde ich nicht sagen«, murmelte Rufus nachdenklich. »Dreht Euch um.«
    Portia gehorchte.
    Rufus' Augen wanderten über ihre schlanke Gestalt. In den Hosen wirkten ihre Beine noch länger. Das Wams umspannte ihre Hüften und wurde um die Mitte von einem Gürtel zusammengehalten.
    »Es passt Euch«, verkündete er schließlich mit anerkennendem Blick.
    Portias unwillkürliches Lächeln drückte so großes Entzücken aus, dass Rufus zutiefst gerührt war. Er hatte das Gefühl, dass, sie in ihrem Leben nicht viele Komplimente zu hören bekommen hatte. Es sei denn, fremde Hände waren mit dieser exquisiten Haut in Berührung gekommen, und ein anderer hatte an dem unbeugsamen Wesen, das sich in einem Paar weit auseinanderstehender schräger, tiefgrüner Augen spiegelte, Gefallen gefunden.
    »So, jetzt seid Ihr angekleidet, und wir können unseren Rundgang unternehmen«, sagte er in seinem üblichen bestimmten Ton und reichte ihr den Mantel. »Zieht ihn an.«
    »Ich wüsste nicht, warum ich einen Rundgang in einem Räubernest machen sollte«, erwiderte Portia, den Mantel automatisch entgegennehmend. »Ihr mögt der Meinung sein, dass es zu den Pflichten eines aufmerksamen Gastgebers gehört, doch kann ich gern darauf verzichten.«
    Der Waffenstillstand war abgelaufen.
    Rufus sah sie unverwandt und mit diamantharten Augen an. »Irrtum, Mistress Worth. Dieser Rundgang dient nur dem Zweck, mir weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen. Ihr sollt sehen, dass jeder weitere Fluchtversuch vergeblich wäre. Von hier könnt Ihr nicht unentdeckt entkommen.«
    »Und wie lange wollt Ihr mich hier festhalten?«
    »Das habe ich noch nicht entschieden«, sagte er knapp.
    »Aber Ihr wisst bereits, dass Lord Granville für mich kein Lösegeld zahlen wird.«
    »Meine Entscheidung gründet sich nicht unbedingt auf Catos Vorgehensweise.«
    Portias Mund war wie ausgedörrt. »Werdet Ihr mich töten?«
    »Wie kommt Ihr denn auf diese Idee?« Rufus sah sie unwillig an.
    »Ihr seid ein Dieb und Entführer. Ihr hasst die Granvilles, und ich bin eine Granville«, stellte sie fest und versuchte, das blaue Feuer in seinem Blick zu übersehen, den Puls, der an seiner Schläfe schneller pochte.
    Nun trat gespanntes Schweigen ein, ehe Rufus mit kalter Endgültigkeit erklärte: »Diese Anschuldigungen missfallen mir. Seid auf der Hut. Ihr wisst nichts über mich. Und ehe Ihr nicht mehr wisst, haltet Eure Zunge im

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