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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Zaum.« Er nahm ihren Arm und geleitete sie hinaus auf die Straße.
    Er ging so rasch, dass er sie fast mit sich ziehen musste und sie nur mühsam mit ihm Schritt halten konnte. In einem Ton, der seinen fortgesetzten Ärger heraushören ließ, gab er ihr Informationen, von denen jede Einzelheit sich auf die Uneinnehmbarkeit der Festung und die absolute Autorität ihres Herrn bezog.
    Nicht ein einziges Mal hielt er inne, und er verlangsamte seinen Schritt auch nicht, während er mit brüskem Nicken zur Kenntnis nahm, wenn die Männer salutierten – Männer, die exerzierten, Piken schärften oder Musketen ölten. Das Lager summte förmlich vor militärischen Aktivitäten. Portia war enttäuscht, als sie feststellte, dass sie nach den ersten, ein wenig neugierigen Blicken nicht mehr Aufmerksamkeit erregte als ein Hund, der den Herrn über Decatur auf seinem Rundgang begleitete. Stellte denn hier niemand in Frage, was er tat?
    Sie unternahm erst gar nicht den Versuch, seinen Redefluss zu unterbrechen, und unwillkürlich regte sich in ihr eine Ahnung, wie es kam, dass die Männer von Decatur ihrem Gebieter mit unbestrittener Hochachtung begegneten.
    Mochte er ein Geächteter sein, der Anführer einer Bande von Briganten, so verfügte er doch über achtungsgebietende Autorität und stand dem dörflichen Lager mit überlegenem militärischem Verstand vor. Sie wusste noch, dass Jack bei der Erwähnung von Rufus Decatur nie vergessen hatte hinzuzufügen, dass dieser ein würdiger Gegner sei. Trotz seiner Verachtung für das Brigantentum brachte ihr Vater dem Mann, der nur seiner Rache lebte, wider Willen Respekt entgegen. Ähnlichen Respekt hatte sie auch an Cato bemerkt. Er hatte hinter seinem Interesse an ihrer Begegnung mit Decatur gesteckt, hinter seinem Verlangen, auch die kleinste Einzelheit zu erfahren.
    Nach diesem erzwungenen Rundgang durch das Dorf werde ich Cato sicher ein paar wichtige Einzelheiten berichten können, dachte sie plötzlich. Und wieder lief ihr ein Angstschauer über den Rücken. Gewiss würde Rufus Decatur sich zu jemandem aus dem feindlichen Lager nicht so freimütig äußern, wenn er beabsichtigte, ihn unversehrt freizulassen, oder?
    »Jetzt gehen wir hinauf zum Wachtposten.« Die knappen Worte ihres Begleiters rissen sie aus ihren Gedanken. Er deutete auf den Hügel, von dem der Rauch eines Wachtfeuers in die Höhe stieg. »Man hat Euch durch den östlichen Teil des Tales zu uns gebracht. Auf allen Erhebungen der Cheviots gibt es bis zur Grenze Posten. Ebenso längs des Flusses, zehn Meilen nach jeder Seite, wie Ihr letzte Nacht selbst feststellen konntet.«
    Als Portia ihn keiner Antwort würdigte, fuhr Rufus in unverändertem Ton fort: »Mein Vetter Will hat alle Posten unter sich und erhält alle ihre Lageberichte. Ihr habt ihn gestern kennengelernt.«
    Als sie bergan stiegen, fiel Rufus auf, dass Portias Gang sich verändert hatte. Sie ging mit wiegenden Hüften und ausgreifenderen Schritten, da sie sich offenbar an die Freiheit, die die Hosen boten, gewöhnte. In seiner momentanen Stimmung wurmte es ihn, dass er es bemerkt hatte.
    Als sie bei Will anlangten, zeigte dieser an Portia weitaus mehr Interesse als seine Kameraden im Dorf. »Das ist aber eine ganz neue Aufmachung«, bemerkte er.
    »Etwas anderes hatten wir nicht auf Lager«, erklärte Rufus. »Nach letzter Nacht sind ihre Sachen völlig unbrauchbar.«
    Will nickte, als sei ihm alles klar, und Portia hüllte sich in eisiges Schweigen. Ihr war klar, dass Will ebenso wie Josiah von ihrer demütigenden erzwungenen Rückkehr wusste. Sie konnte sich denken, dass sie im Lager Tagesgespräch war.
    Rufus fasste wieder nach Portias Ellbogen und führte sie fort vom Feuer. »Seht Euch um. Auf jedem Gipfel brennt ein Wachtfeuer.«
    Portia verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr habt das schon mehrfach gesagt.«
    »Dann habt Ihr begriffen«, sagte er nüchtern. »Den Rückweg lasse ich Euch allein gehen. Ich habe schon genug Zeit mit Euch vertan und habe Wichtigeres zu tun.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und eilte hinunter ins Dorf.
    Portia verschlug es die Sprache. Ihre früheren Ängste verflogen unter einer Aufwallung von Wut. Wie konnte er es wagen, ihr seine Missachtung mit beleidigender Gleichgültigkeit vor Augen zu führen? Das wollte sie ihm heimzahlen. Sie lief ihm nach und gewann auf dem glatten Untergrund rasch an Geschwindigkeit.
    Als sie einen kleinen Steinhaufen übersprang, blieb sie mit dem Fuß an einem Eisstück

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