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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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viel zu verweichlicht seien, um dem Macho-Geschäft des Mordes gerecht zu werden.
    »Habt ihr den Toten schon gesehen?«, fragte Will. Er war sicher, dass es einen Fachterminus gab, den er, wie allen auffiel, nicht benutzte. Kadaver vielleicht.
    »Ja. Da vorn.« Der Alte deutete mit dem Kopf auf die beiden Streifenwagen und hob den Styroporbecher mit Kaffee an den Mund.
    Will ging auf den Platz zwischen den beiden Polizeiwagen zu, eine Art künstliche Lichtung in diesem Großstadturwald. Zwei Cops gingen unaufgeregt hin und her; der eine hatte ein Clipboard in der Hand, aber ein Polizeifotograf war nicht zu sehen. Will musste ihn verpasst haben.
    Auf dem Boden, unter einer braunen Decke, lag die Leiche. Er ging näher heran, um besser sehen zu können, aber einer der Cops versperrte ihm den Weg. »Von hier ab kein Zutritt für Unbefugte, Sir. Alle Fragen bitte an den DCPI da drüben.«
    »DCPI?«
    »Deputy Commissioner of Public Information?« Als spräche er mit einem begriffsstutzigen Kind, das das kleine Einmaleins vergessen hatte.
    Will trat sich innerlich in den Hintern für diese Frage. Er hätte sich durchbluffen sollen.
    Der DCPI stand auf der anderen Seite und sprach mit dem Typen vom Fernsehen. Will musste um den Leichnam herumgehen und war nur einen Schritt weit von dem toten Howard Macrae entfernt. Er starrte die Decke an und versuchte zu erraten, was für ein Gesicht darunter lag. Vielleicht offenbarte die Decke die Konturen, so ähnlich wie die Tonmaske eines Bildhauers. Aber das stumpfbraune Leichentuch gab nichts preis.
    Der DCPI, eine Polizistin, war mitten im Redefluss. »… wir vermuten, es geht entweder um eine Abrechnung zwischen SVS und Wrecking Crew, oder das Prostitutionsnetwork Houston versucht, Macraes Revier zu übernehmen.«
    Erst jetzt schien sie Will zu bemerken. Sofort änderte sich ihr Gesichtsausdruck und gab zu verstehen, dass sie ihn nicht kannte. Die Jalousien waren heruntergegangen. Will kapierte: Das lässige Geplauder war nur für Carl bestimmt.
    »Könnte ich kurz die Einzelheiten erfahren?«, fragte er.
    »Männlicher Afroamerikaner, Alter dreiundvierzig, zirka hundertachtzig Pfund, Name: Howard Macrae. Heute Abend, zwanzig Uhr siebenundzwanzig, tot aufgefunden Ecke Saratoga und St. Mark’s Avenue. Ein Anwohner auf dem Weg zum 7-Eleven hat den Leichnam gefunden und die Polizei alarmiert.« Sie deutete mit dem Kopf zum Supermarkt hinüber: da drüben. »Todesursache anscheinend Durchtrennung von Arterien, innere Blutungen und Herzversagen nach wiederholten, brutalen Messerstichen. Das New York Police Department geht davon aus, dass es sich um Mord handelt, und wird mit allen Mitteln dafür sorgen, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird.«
    Ihr Blablabla-Tonfall verriet Will, dass sie sich an vorgefasste Formulierungen hielt, wie sie alle DCPIs zu verwenden hatten. Wahrscheinlich stammten sie von einer externen Beraterfirma, die auch die Mission des NYPD dazugeschrieben hatte: Wird mit allen Mitteln dafür sorgen.
    »Noch Fragen?«
    »Ja. Was haben Sie da gerade über Prostitution gesagt?«
    »Wir sprechen jetzt über Hintergründe?«
    Will nickte und stimmte damit zu, dass er alles, was die DCPI sagte, benutzen durfte, solange er sie nicht zitierte.
    »Der Typ war ein Zuhälter. Als solcher bekannt bei uns wie auch bei allen, die hier wohnen. Hatte ein Bordell in der Adantic Avenue, nicht weit von Pleasant Place. So ’ne Art altmodisches Hurenhaus – Mädels, Zimmer, alles unter einem Dach.«
    »Aha. Und was sagen Sie dazu, dass er hier mitten auf der Straße gefunden wurde? Ist das nicht ein bisschen merkwürdig, dass man nicht mal versucht hat, den Leichnam zu verstecken?«
    »Ein Bandenmord. Die arbeiten so. Knallen sich ja auch gegenseitig aus dem vorbeifahrenden Auto ab. Das passiert in aller Öffentlichkeit, vor Ihren Augen. Dass der Tote nicht versteckt wird, ist eigentlich der springende Punkt. Es ist eine Message. Jeder soll wissen: ›Das haben wir getan, und es ist uns egal, wer es weiß. Und mit dir würden wir es auch tun.«‹
    Will kritzelte, so schnell er konnte. Dann dankte er der Polizistin und holte sein Handy aus der Tasche, um der Lokalredaktion zu berichten, was er erfahren hatte. Er solle sofort kommen, sagte man ihm, es sei noch Zeit, es in der Spätausgabe unterzubringen. Sie brauchten nur ein paar Zeilen. Will war nicht überrascht. Er hatte die Times selbst lange genug gelesen, um zu wissen, dass so etwas nicht gerade ein Stoff war, für

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