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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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sie?«
    »Ja…ja, ich habe einen.«
    »Und darf man wissen…«
    »Nein, wir wollen es noch nicht bekannt geben. Meine Tochter ist sehr jung, wir werden mit der Verlobung noch ein paar Monate warten. Die Hochzeit wird dann in Rom gefeiert.«
    »Sie soll einen Römer…?«
    »Sie wird einen Römer heiraten, ja. Aus einer der vornehmsten Familien.«
    Arminius blickte kurz zu Segestes auf und murmelte: »So ist das also…«
    Segestes beobachtete mit einem zufriedenen Lächeln, wie die Hände immer wieder über die längst geglättete Decke strichen.
    »Wir Väter sind uns schon einig«, fuhr er großspurig fort, wobei er nach seiner Gewohnheit die Daumen hinter den Gürtel hakte. »Es sind nur noch einige Nebensächlichkeiten zu regeln. Ich werde in Rom ein Haus mieten müssen, damit meine Tochter am Hochzeitstag in einem Festzug vom Elternhaus in das ihres Ehemannes gebracht werden kann. Es soll ja alles nach Brauch und Sitte geschehen. Übrigens sind ihre Hochzeitsbräuche gar nicht viel anders als die unseren, ich habe mich darüber schon kundig gemacht. Wahrscheinlich werde ich dann eine Zeitlang in Rom bleiben, mich mal ein bisschen dort umsehen. Gladiatorenspiele, Pferderennen, Theater… Wusstest du übrigens, dass ich inzwischen das römische Bürgerrecht habe? Augustus hat es mir verliehen und Tiberius persönlich hat mir die Urkunde bei meinem letzten Besuch am Rhenus überreicht.«
    »Ich beglückwünsche dich«, sagte Arminius trocken und schwang sich auf den Rücken des Pferdes.
    Missgestimmt verließ er den Herrenhof. Hinter dem Tor musste er absitzen, weil es etwa hundert Schritte steil abwärts ging. Während er das Pferd am Zügel über den gewundenen, vom Regen der letzten Tage aufgeweichten und an vielen Stellen tückisch abschüssigen Weg führte, musste er daran denken, dass vor sehr langer Zeit seine Vorfahren auf diesem Wege Rache schnaubend heraufgestiegen waren und die Ahnen des Segestes überfallen hatten. Die Ursache jener Fehde kannte niemand mehr, die Nachkommen hatten sich ausgesöhnt und friedlich nebeneinander gelebt, doch ein versteckter Groll war geblieben und immer wieder drängte er hässlich hervor. Arminius konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater Segimer jemals ein gutes Wort über Segestes verloren hatte. Selten sprach er von ihm, ohne ihm irgendwelche Mängel und Missetaten nachzusagen. Er nannte ihn feige, geizig und hochmütig und beschuldigte ihn, am liebsten in fremden Wäldern zu jagen und seine Gefolgschaft nachts zum Viehdiebstahl auszuschicken. Beweisen konnte er nichts davon, doch er wiederholte diese Behauptungen starrsinnig.
    Dass es um Segestes nicht besser stand, hatte Arminius gerade erlebt. Obwohl sonst ein übereifriger Freund der Römer, weigerte er sich, die geforderte Anzahl von Männern für die Auxilien zu stellen, wie sie in den Verträgen festgelegt war und der Größe seines Gaus und der geschätzten Zahl seiner Bewohner entsprach. Wäre ein anderer gekommen, hätte er sicher keine Schwierigkeiten gemacht. Und warum wollte er das Pferd nicht als Geschenk für seine Tochter annehmen, so wie es versprochen war? Warum versteckte er seine Tochter und erfand Vorwände, um sie nicht zu zeigen? Arminius musste sich eingestehen, dass er sich auf ein Wiedersehen mit dem hübschen, empfindsamen Mädchen gefreut hatte. Manchmal hatte er sich an ihre großen, dunklen, tränenumflorten Augen erinnert, an ihr wirres, lang wallendes blondes Haar, an die schlanke Gestalt in dem langen Kleid, in dem sie sich so rührend unbeholfen und doch anmutig bewegt hatte. Jetzt war sie fast zwei Jahre älter und er hätte zu gern erfahren, was aus ihr geworden war. Gewiss erinnerte sie sich an ihn und hatte sein Versprechen nicht vergessen. Aber was konnte er tun? Segestes hielt sie im Verborgenen und hatte sie einem römischen Aristokraten versprochen. Oder war das nur eine Behauptung, um einer Werbung, die gar nicht beabsichtigt war, zuvorzukommen? Sehr glaubhaft hatten seine Angaben über den namenlosen Bräutigam, die aufgeschobene Verlobung und die Hochzeit in Rom nicht geklungen.
    Ein kurzer Schreck riss Arminius aus seinen Gedanken. Unter seinen Füßen hatten sich plötzlich Steine gelöst, mit ihnen rutschte Erde und ein Stück des schmalen Weges brach weg. Mit einem Sprung vermied er einen Fehltritt, der für ihn und das Pferd verhängnisvoll geworden wäre. Er ärgerte sich über seine Unachtsamkeit. Wozu verstrickte er sich in solche Gedanken? Was kümmerte es ihn,

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