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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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bewaffneten Hilfssoldaten, die unter dem Befehl seines Bruders Flavus zum Tor hereinmarschierten.
    Segestes begrüßte die Brüder kühl und rief die acht jungen Männer. Sie schlenderten mit mürrischen Mienen heran. Auch Segithank war dabei, der seine großmäulige Ankündigung, sich in die Freiheit abzusetzen, nicht wahrgemacht hatte. Arminius nahm den Helm ab, sah jeden aufmerksam an und stellte ihm ein paar Fragen. Als er zu Segithank kam, hielt der die Arme gekreuzt, starrte ihm frech ins Gesicht und schwieg. Der lange, weißblonde Flavus, der seinem Bruder über die Schulter sah, wiederholte in scharfem Ton die Fragen, bekam aber ebenfalls keine Antwort. Stattdessen wandte sich Segithank ab und spie aus. Als habe er nur auf eine solche Widersetzlichkeit gewartet, begann Flavus Befehle zu bellen. Schon waren zwei stämmige Gallier bei dem Rotschopf und nahmen ihn in ihre Mitte. Auch jeder der sieben anderen bekam zwei Begleiter. Der Rest der Truppe sicherte die Flanken. Flavus gab das Zeichen zum Abmarsch. Knechte warteten mit den Pferden am Tor und mussten sie hinterherführen, damit die frisch Ausgehobenen nicht in Versuchung gerieten, auf dem Wege ins Lager auszubrechen und mit ihren Reittieren zu fliehen.
    Die Blicke der Bewohner des Wehrhofs, auch der von Tränen getrübte der kleinen Ramis, folgten den jungen Männern, die unter dem Tor verschwanden. Alles geschah in wenigen Augenblicken.
    Von den Letzten, die auf diese Weise – zu zehnt, vor zwei Jahren – den Wehrhof verlassen hatten, war bisher keiner zurückgekehrt.

 
7
     
    Auch Segestes warf den Abmarschierenden einen düsteren Blick nach. Arminius war bei ihm stehengeblieben.
    »Denen werden wir einiges beibringen müssen, bevor wir sie brauchen können«, sagte er. »Zwei Monate Ausbildungslager, mindestens. Dann sind sie vielleicht schon halbe Männer.«
    »Mit Waffen verstehen sie umzugehen, das haben sie bei mir gelernt!«, erwiderte Segestes in beleidigtem Ton, weil er aus der Bemerkung einen Vorwurf heraushörte. »Wenn du annimmst, sie können nur mit Keulen dreinschlagen…«
    »Etwas mehr werden sie wohl können. Aber bedenke, die römische Armee ist die beste der Welt.«
    »Ich verstehe. Es müssen Kerle wie du sein, die würdig sind, in ihr zu kämpfen und aufzusteigen.«
    »Du suchst doch nicht etwa schon wieder Streit?«, entgegnete Arminius lachend. »Versöhnen wir uns! Bekomme ich bei dir einen Becher Bier oder Met?«
    »Du kannst sogar Wein haben.«
    »Großartig. Ich würde auch gern mein Pferd tränken, bevor ich den anderen folge.«
    Segestes winkte einem Knecht und die beiden Männer setzten sich auf eine Bank vor dem Haus. Eine Magd brachte zwei Becher mit Wein.
    »Es geht also diesmal gegen die Markomannen«, sagte Segestes.
    »Ja, gegen Marbod«, bestätigte Arminius.
    »Er soll sich, hört man, oben am Albis gewaltig ausbreiten. Soll auch über die Lugier, Semnonen und Langobarden herrschen. Lässt sich König nennen. Es heißt, er hat siebzigtausend Mann unter Waffen.«
    »Dazu viertausend Reiter.«
    »Das wird kein Spaß.«
    »Nein«, sagte Arminius seufzend. »Als Feinde sind mir auch die Sarmaten oder Illyrier lieber. Es ist kein angenehmer Gedanke, gegen germanische Stämme kämpfen zu müssen. Und ich verstehe diesen Marbod. Bewundere ihn sogar ein bisschen.«
    »Du bewunderst ihn?«, fragte Segestes ungläubig.
    »Ja. Auch wenn er zurzeit unser Gegner ist. Er hat das Wichtigste begriffen: Was uns, den germanischen Stämmen, nottut, ist Einigkeit! Einigkeit und eine starke Führung! Er tut das Richtige – und macht trotzdem dabei einen schweren Fehler.«
    »Und welchen?«
    »Er stellt sich gegen Rom. Er will unabhängig bleiben. Das kann der Caesar Augustus nicht dulden. Ein starkes germanisches Reich in unmittelbarer Nachbarschaft? Das birgt unwägbare Gefahren. Würde sich Marbod unterwerfen und Roms Oberherrschaft anerkennen… er würde eine glänzende Stellung erlangen, nahezu unabhängig. Doch das tut er nicht, dieser Querkopf, er riskiert lieber alles.«
    Der Knecht kam vom Brunnen zurück und brachte das Pferd. Arminius stand auf.
    »Ich danke dir für den Trunk. Schade, dass ihn mir nicht die Hausfrau reichte oder… oder deine Tochter.«
    »Ja, sehr schade«, sagte Segestes, der sich ebenfalls erhob. »Sie sind in den Dörfern unterwegs.«
    »Was hast du mit deiner Tochter vor?«, fragte Arminius wie beiläufig, während er die Pferdedecke zurechtrückte. »Hast du schon einen Bräutigam für

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