Die Gerüchteköchin
Wagenheber, Überbrückungskabel, eine Decke und Taschenlampen - über dem Ersatzreifen beiseite. Sie klappte die Abdeckung hoch, hob den Ersatzreifen heraus und warf ihn in den Laderaum von Annas Wagen. Dann nahm sie die mit Geld gefüllte Barbietasche vom Rücksitz des Kombis, leerte sie in die Ersatzreifenmulde des Mustangs aus und stopfte die Waffe, als sie ebenfalls herausfiel, hastig zurück in die Tasche. Sie ließ die Abdeckung zurückfallen und verteilte C.L.‘s Sachen wieder darüber, schlug den Kofferraumdeckel wieder zu und ging, die Tasche mit der Waffe umklammernd, zurück ins Haus.
Ihre Hände zitterten. Die ganze Aktion hatte weniger als fünf Minuten gedauert, aber sie hatte sie auch fünf Jahre ihres Lebens gekostet.
»Geht es dir gut?« fragte C.L., als sie an ihm vorbeiging.
»Harter Tag«, antwortete Maddie und ging ins Haus.
Das Telefon klingelte, und als Maddie in der Diele den Hörer abnahm, war es Henry, der nach C.L. fragte. C.L. kam herein und sagte: »In Ordnung. Ich komme sofort.« Er legte auf, blickte sich schnell nach Em oder Maddies Mutter um und küsste sie. »Ich muss kurz fort. Ich komme später wieder, um das vordere Schloss zu montieren.«
»Warte einen Augenblick«, sagte Maddie. »Nimm das Geld in der Golftasche mit, dann braucht Vince deswegen nicht noch einmal herzukommen.«
»Vierzigtausend in einer Golftasche.« Er schüttelte den Kopf. »Zukünftig werden wir unser Geld auf andere Weise anlegen.«
Er küsste sie noch einmal, diesmal ein wenig länger, und trat dann zur Hintertür hinaus, wo sie ihn etwas zu Em sagen hörte, bevor er die Stufen hinuntersprang.
Da ging das Geld dahin. Wie gewonnen, so zerronnen.
Maddie wandte sich um und bemerkte, dass ihre Mutter sie von der Küchentür aus beobachtete. »Ist was?«
Ihre Mutter bemühte sich, streng zu schauen, aber sie war zu aufgeregt. »Maddie, wie lange hast du schon ein Verhältnis mit diesem Mann?«
Maddie seufzte. »Ich habe ihn nach zwanzig Jahren zum ersten Mal am Freitagabend geküsst. Wenn du drei Tage ein Verhältnis nennst, dann dauert es bereits so lange.«
Die Gesichtszüge ihrer Mutter fielen zusammen. »Maddie, das ist entsetzlich.«
»Tut mir leid, Mom«, erwiderte sie und wandte sich ab in Richtung Hintertür und Em. »Wir hätten warten sollen, bis ich geschieden gewesen wäre.«
»Hat Brent dich seinetwegen geschlagen?«
Maddie versuchte, schockiert dreinzuschauen. »Aber, Mutter! Ich habe dir doch gesagt, dass ich gegen eine Tür gelaufen bin.«
Ihre Mutter ging in die Küche zurück. »Ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe, Maddie. Ich weiß, dass du nicht gegen eine Tür gelaufen bist. Jeder in der Stadt weiß das.«
Sie musste etwas wegen ihrer Mutter unternehmen, aber Em hatte Vorrang. Maddie trat in dem Moment aus der Hintertür, als Phoebe von Ems Schoss herunterkrabbelte und in den Garten lief. Em folgte ihr mit hängenden Schultern. Auch Maddie ging hinterher und setzte sich auf den Gartentisch, um ihnen zuzusehen.
Vor drei Tagen hatte sie mit C.L. hier gesessen, und Brent hatte noch gelebt. Ihr Leben war auch da schon aus den Fugen geraten, aber nicht in dem Maße wie jetzt, da ihre Tochter an gebrochenem Herzen litt. Mit verlorenem Gesichtsausdruck kam Em zurückgeschlendert, und Maddie wurde bewusst, dass sie, hätte Em so auf eine Scheidung reagiert, diese niemals durchgesetzt hätte. Das hätte sie ihrem Kind niemals antun können. »Komm her, mein Schatz«, sagte sie, und Em kletterte neben sie auf den Tisch. »Ich habe deine Hundebücher und deine Barbies geholt. Es liegt alles im Haus.«
»Danke«, sagte Em und brach in Tränen aus.
Maddie zog sie zu sich auf den Schoss und wiegte sie vor und zurück. »Weine ruhig«, sagte sie sanft, »lass alles heraus. Ich halte dich fest.«
»Ich hatte solche Angst letzte Nacht«, schluchzte Em. »Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich will meinen Daddy zurück.«
Maddie wurde von Schuldgefühlen ergriffen. Während ihr Kind Angst gehabt hatte, hatte sie sich lachend im Bett vergnügt. Die Strafe folgt immer auf dem Fuß , dachte sie. Sie hätte wissen müssen, dass ein solches Glück in Frog Point eine Sünde war. Und selbst das wäre nicht so schlimm, wenn sie diejenige wäre, die dafür bezahlen musste.
Aber es war Em, die alleine gelitten und Angst gehabt und ihre Mutter nicht bei sich gehabt hatte, um sie zu trösten.
»Ich möchte nicht mehr bei Mel übernachten«, sagte Em.
»Das brauchst du auch nicht«,
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