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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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nun ja, es gibt so vieles, um das man sich kümmern muss.« Maddie sah ihre Freundin an. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie kompliziert mein Leben ist.«
    Howie kam wieder ins Zimmer zurück mit einem Tablett und drei Gläsern. »Außer Scotch konnte ich nichts finden.«
    »Gut«, meinte Treva. »Gib Maddie alles.«
    Die Türklingel läutete, und Howie stellte den Scotch ab, um zu öffnen. Die Erleichterung wegzukommen, war ihm eindeutig anzusehen. Gloria von nebenan stand mit einem Auflauf vor der Tür. Sie kam ins Wohnzimmer und stand dort, die Auflaufform vor dem Körper umklammernd, in ihrem besten blauen Kleid von Laura Ashley, mit geröteten Augen und am Boden zerstört.
    »Maddie, ich habe es gerade erst erfahren«, sagte sie kläglich. »Wenn ich irgend etwas tun kann —« In offensichtlichem Schmerz brach sie ab.
    »Danke, Gloria«, sagte Maddie. »Lieb von dir, dass du kommst. Sogar mit einem Auflauf. Wirklich...« Sie führte Gloria mit dem Auflauf in die Küche und lud beide bei ihrer Mutter ab.
    »In den nächsten paar Tagen werde ich das wahrscheinlich Tausende Male sagen«, meinte sie zu Treva, als sie zurückkam. »Ich sollte Karten drucken lassen.«
    »Was war denn mit der los?« fragte Treva.
    »Ich denke, dass sie Pläne mit Brent hatte«, erzählte Maddie ihr. Konnte es Gloria gewesen sein? Gloria in Höschen ohne Schritt? Gloria, die Brent in den Kopf schoss?
    Es klingelte schon wieder, und Treva sagte: »Aufläufe lassen sich problemlos einfrieren.«
    »Gute Idee«, meinte Maddie. »Kannst du ein paar davon mit zu dir nach Hause nehmen?«
    Drei Aufläufe und zwei Kuchen später tauchten Helena und Norman Faraday auf. Damit war der Tag endgültig verdorben.
    Norman sah völlig erschüttert aus. Seine Glubschaugen fielen wegen der roten Ränder noch mehr als gewöhnlich auf. Maddie hatte ihn nie als attraktiv empfunden, aber er hatte stets eine Stärke ausgestrahlt, die seine körperlichen Defizite tarnte. Nun beobachtete sie, wie er durch das Wohnzimmer taumelte und jede Kraft ihn verlassen hatte, da all seine Träume, durch seinen Sohn weiterzuleben, vernichtet waren.
    Jetzt war er einfach ein kleiner, dickbäuchiger Mann in den Sechzigern, der in seinen Weitbundhosen versank und verloren und schwach wirkte. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, verspürte Maddie Mitleid mit ihm.
    »Es tut mir so leid, Norman«, sagte sie, und er erwiderte, jedoch völlig ohne Gehässigkeit in der Stimme: »Du hast meinen Sohn nie verstanden.«
    Helena versprühte genügend Gehässigkeit für beide zusammen. Ihr war keinerlei Schwäche anzumerken; ihre aufrechte Körperhaltung wirkte noch steifer, sie war starr vor Zorn und Verlust. Sie blickte Maddie geradewegs mit solcher Abscheu in die Augen, dass Maddie einen Schritt zurückwich und unweigerlich an die Morgenstunden denken musste. Mittlerweile mussten sie dank Esther in der Polizeistation erfahren haben, dass C.L. in ihrem Bett gelegen hatte, als sie Henrys Anruf erhielt. Einen Augenblick lang konnte sie sogar Verständnis für die beiden aufbringen. Wäre Em von jemandem betrogen worden, wäre sie genauso unbarmherzig.
    Natürlich hatte Brent sie zuerst betrogen, aber da er nun tot war, schien dieser Aspekt keine Rolle mehr zu spielen. Sie hatte ihren toten Ehemann hintergangen, und daher hasste ihre Schwiegermutter sie nun und würde sie auf ewig dafür bestrafen.
    »Hallo, Helena«, sagte Maddie.
    »Dir habe ich gar nichts zu sagen«, antwortete Helena und ließ sich neben Em nieder.
    »Ich glaube, ich könnte den Scotch jetzt vertragen«, meinte Maddie zu Howie, woraufhin Helena hörbar die Luft zwischen den Zähnen einsog und sie mit einem bösartigen Blick bedachte, während sie sich zu Em beugte.
    Em konnte keinen klaren Gedanken fassen. Jedesmal, wenn sie es versuchte, fiel ihr ein, dass ihr Daddy tot war, und das war entsetzlich, das war das Schlimmste. Diesen Gedanken konnte sie einfach nicht aushalten, deshalb hörte sie auf zu denken. Mel und Three waren losgezogen, um Eis zu holen, und hatten zunächst darauf bestanden, dass sie mitkam. Als sie ablehnte, versprachen sie, ihr eines mitzubringen. Nun saß sie dort im Wohnzimmer und fühlte sich wie Blei, ihr ganzer Körper zentnerschwer, während Leute kamen und gingen, Speisen brachten, leise sprachen und sie mitleidsvoll ansahen. Sie wäre gerne mit Phoebe in den Garten hinausgegangen oder auf den Schoss ihrer Mutter gekrabbelt, und sie wollte ihren Daddy sehen, aber er war tot - deshalb

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