Die Gerüchteköchin
Nachmittag zog sich lang hin und wurde noch länger, nachdem C.L. gegangen war und Vince von der Polizeistation auftauchte und nach ihren Turnschuhen fragte. Sie hatte sie hinten im Wagen ihrer Mutter gelassen, und er bat darum, sie mitnehmen zu dürfen, und ging hinaus, um sie zu holen. Selbst wenn es ihr nicht egal gewesen wäre, hätte sie sich nicht weigern können, aber es war ihr egal. Sie wünschte sich einfach alle fort, alle außer Em, die nicht mehr weinen und sich geborgen fühlen sollte. Um neun bugsierte ihre Mutter alle zur Tür hinaus und half ihr dann, Em ins Bett zu bringen, Phoebe dicht neben sich. Nachdem ihre Mutter sich verabschiedet hatte, machte Maddie sich ebenfalls bettfertig. Morgen stand ihr ein weiterer Tag voller Aufläufe und Mitgefühl bevor, und am Tag danach würde die Beerdigung stattfinden. Das war alles zuviel, um nachzudenken. Maddie zog sich ein pinkfarbenes Bärchen-Nachthemd über, das sich, weil es so alt war, ganz weich auf ihrer Haut anfühlte, und schlüpfte ins Bett.
Schön bequem, dachte sie, während der ausgefranste Saum an ihren Schenkeln kitzelte. Fast so schön wie gutes Essen. Nun fehlte ihr nur noch ein Teddybär. Sofort tauchte C.L. vor ihrem geistigen Auge auf, doch sie versuchte, den Gedanken an ihn zu verdrängen. Em musste nun an erster Stelle stehen.
Dennoch, es würde ihr so guttun, ihm einfach alles zu erzählen und sich dann von ihm bis zur Besinnungslosigkeit lieben zu lassen. Sie erlaubte sich nur einen kurzen Gedanken daran und schob die Vorstellung dann beiseite. Dazu würde es nicht kommen. Sie durfte noch nicht einmal daran denken. C.L., groß neben ihr, hart in ihr, krampfhaft aus dem Gedächtnis verbannend, fiel sie in den Schlaf.
Erst sehr viel später nahm Maddie ein Geräusch wahr und erwachte. Sie stand auf, um nach Em und Phoebe zu sehen: Die eine schlief tief und fest nach einem letzten Weinkrampf, die andere döste vor sich hin und gab Geräusche wie auf der Hasenjagd von sich. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass beide wohlauf waren, entspannte sie sich ein wenig und merkte plötzlich, dass sie hungrig war. Den ganzen Tag lang hatte sie nichts gegessen, obwohl Tausende Aufläufe in ihrem Kühlschrank standen und mindestens zwei Kuchen. Der Wecker sagte zwei Uhr morgens, aber ihr Magen sagte jetzt.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinunter und ging ins Wohnzimmer, bevor sie eine Bewegung in der Dunkelheit wahrnahm und bemerkte, dass sie nicht allein war. Erschrocken schnappte sie nach Luft, und eine Hand legte sich über ihren Mund, während ein Arm sie mit dem Rücken gegen einen harten Körper presste.
»Still«, flüsterte C.L. »Du weckst Em auf.«
Fest biss Maddie zu.
Er stieß einen leisen Fluch aus und ließ sie los. »Was zum Teufel soll das?« Durch die Dunkelheit drang seine Stimme heiser an ihr Ohr. »Verdammt, das tat weh! Bist du gegen Tollwut geimpft?«
Maddie drehte sich zu ihm um und flüsterte zurück:
»Was tust du hier? Du bist in mein Haus eingebrochen!«
»Bin ich nicht. Ich habe einen Schlüssel.« Er hielt ihn in der Dunkelheit hoch. »Ich habe schließlich die Schlösser montiert.«
Sie grapschte nach dem Schlüssel. »Du suchst das Geld, stimmt‘s? Das glaube ich einfach nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass ich es in dem Schließfach ließ.«
Verärgert stieß C.L. die Luft aus. Er ergriff ihre Hand und wisperte. »Komm her.« Er zog sie in die Küche, und sie folgte ihm widerstandslos, zum einen, weil sie Em nicht aufwecken wollte, zum anderen, weil sich seine Hand um ihre so gut anfühlte, auch wenn er sich noch so lausig benahm. »Maddie«, sagte er mit leiser, aber normaler Stimme, als sie in der dämmrigen Küche standen und sich ihre Umrisse vor dem schimmernden Nachtlicht neben der Spüle abzeichneten, »wenn Henry dich mit dem Geld erwischt, bist du erledigt. Ich will dich doch nur davor bewahren, verdammt. Sag mir, wo es ist, und ich werde einen Weg finden, es Henry zukommen zu lassen, ohne dich da hineinzuziehen.«
»Jetzt hör mir mal zu«, sagte sie so ruhig wie möglich. »Ich habe das Geld in dem Schließfach gelassen, das schwöre ich dir beim Leben meiner Mutter. Ich habe das Geld nicht genommen.«
C.L. schien erleichtert, aber immer noch argwöhnisch zu sein. Er ließ ihre Hand los und umfasste statt dessen ihre Taille, um sie ein wenig näher zu ziehen, wozu er kein Recht hatte; seine Hände fühlten sich jedoch selbst durch ihr Nachthemd so gut, warm und sicher an, dass
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