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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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musste sie dort sitzen bleiben.
    Dann kam Großmutter Helena zu ihr herüber, nachdem sie mit ihrer Mutter ein paar Worte gewechselt hatte, und setzte sich neben sie. Nun wünschte Em sich erst recht in den Garten, »Du darfst deinen Vater niemals vergessen, Emily«, sagte Grandma Helena, und Em fragte sich, wovon sie eigentlich sprach. Wie könnte sie jemals ihren Daddy vergessen?
    »Du musst ihn stets als den sehr wichtigen und guten Menschen in Erinnerung behalten, der er war«, fuhr Grandma Helena fort und ergriff ihre Hand. Grandma Helena roch immer nach Parfüm, aber irgendwie chemisch und nicht blumig, und Em wurde noch übler, als Grandma Helena näher rückte. »Er war ein sehr wichtiger Mann in dieser Stadt. Vergiss nie, dass du seine Tochter bist, und bereite ihm niemals Schande.«
    Em nickte. Das war einfacher als zu erklären, dass es ihr gleichgültig war, ob ihr Dad wichtig gewesen war oder nicht. Sie wollte ihn nur zurückhaben. Sie versuchte, ein wenig wegzurutschen, aber Grandma Helena hielt ihre Hand noch fester.
    »Denk immer daran, dass du Brent Faradays Tochter bist«, sagte Grandma Helena erneut. »Vergiss das niemals.«
    Em blickte zu ihr hoch. »Wie könnte ich meinen Daddy vergessen?«
    »Er war nicht nur dein Daddy«, fuhr Grandma Helena fort und beugte sich noch ein wenig näher, so dass Em wiederum ein kleines Stück zurückwich. »Er war ein Faraday. Genau wie du.«
    »Und meine Mom«, meinte Em in dem Versuch, dem Ganzen einen Sinn abzugewinnen.
    »Nein.« Grandmas Stimme war leise, klang aber so, als hätte sie gebrüllt. »Deine Mutter ist eine Martindale, das ist eine völlig andere Sache.« Em beobachtete, wie ihre Großmutter ihrer Mutter quer durch den Raum einen Blick zuwarf. Sie mag meine Mom nicht , dachte Em, zog schnell ihre Hand weg und stand auf.
    »Ich werde meinen Daddy nicht vergessen«, sagte sie. »Ich muss jetzt gehen.«
    Grandma Helena setzte dazu an, noch mehr zu sagen, aber Em wandte ihrer Großmutter den Rücken zu. So etwas hatte sie noch nie getan, weil es unhöflich war, Erwachsenen den Rücken zuzudrehen, wenn sie mit einem sprachen, aber sie musste einfach fort von hier.
    Sie ging durch den Flur, die Rufe ihrer Großmutter ignorierend. Auch ihre Mutter rief nach ihr. Phoebe saß vor der Hintertür und wedelte mit dem Schwanz, als sie Em erkannte.
    »Komm mit«, sagte Em zu ihr und hielt ihr die Tür auf. Phoebe sprang hinaus, und Em folgte ihr, setzte sich auf die Verandastufen und dachte nach.
    Wie konnte Grandma Helena glauben, sie würde ihren Dad vergessen? Grandma Helena war zwar nicht die netteste Person, die Em kannte, aber bislang hatte sie zumindest nie einen dummen Eindruck gemacht. Niemals würde Em ihren Daddy vergessen.
    Nur, dass es ihr nun schwerer fiel, sich genau daran zu erinnern, wie er ausgesehen und sich angehört hatte, so genau, als würde er jeden Augenblick durch die Tür kommen.
    Em presste die Augen fest zu. Er war groß, hatte dunkelbraunes Haar und lächelte sie immer an, weil er sie liebte. Sie versuchte, einzelne Bilder heraufzubeschwören - wie er ihr das Fahrradfahren beibringen wollte, aber fort musste, bevor sie den Bogen raus hatte, so dass ihre Mutter dazugekommen war und es ihr gezeigt hatte, bis es klappte. Bei den Pfadfindern war er auch nicht mit ihr gewesen, und, weil er arbeiten musste, auch nicht bei dem Theaterstück in der Schule, in dem sie einen Glöckner spielte, aber er hatte bei einigen ihrer Softballspiele zugeschaut und gesehen, wie sie den Ball mit einem Schlag vom Feld beförderte.
    Das war‘s. Em konzentrierte sich darauf, wie er ausgesehen hatte, als er auf das Spielfeld gekommen war, um sie zu umarmen. Eigentlich hätte er das nicht tun dürfen, weil das Match noch nicht zu Ende war, aber es tat so gut, ihn so strahlend und stolz bei sich zu haben. Das war der Moment, den sie in Erinnerung behalten wollte - wie ihr Dad ihr zulächelte. Sie bemühte sich, an andere Dinge zu denken, die ihn so besonders gemacht hatten, die Art und Weise, wie er sie in die Arme nahm, wie sehr er Sahnenusseis gemocht hatte, wie er immer »Emily« gesagt hatte - den ganzen Namen, nicht nur »Em« wie er seinen Kopf beim Lachen in den Nacken legte. All dies fügte sie in ihr Gedächtnisbild ein, ihren Dad mit der Little-League-Kappe auf dem Kopf, damit sie den exakten Moment in Erinnerung behielt, wie er sie mit einem Arm an sich drückte und in der anderen Hand ein Eis hielt, während er mit zurückgelegtem Kopf

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