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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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aus. Zumindest hat Em aufgehört zu weinen.«
    Maddie starrte hinüber und dann zurück zu Three, der mit geneigtem Kopf vor ihr saß. Die Haarlocke oben auf seinem Kopf ließ ihn soviel jünger aussehen, als er war. »Warum gehst du nicht mit ihnen -« begann sie und hielt abrupt inne. Die Haarlocke, seine Stimme, seine Größe, die Form seines Kiefers - schlagartig setzte sich alles für sie zu einem vertrauten und entsetzlichen Bild zusammen, und plötzlich wurde ihr der Grund für Trevas Unruhe bewusst.
    »Tante Maddie?« fragte er, und der ganze Raum drehte sich. Sie hielt den Atem an, blickte auf Brents Sohn hinunter und dachte, Treva hat den Schwangerschaftsbrief aus der Kiste geschrieben. Treva. Nicht Kristie. Treva. Vor zwanzig Jahren. Ihre Handschrift hatte sich in zwanzig Jahren verändert, aber nicht ihr Geheimnis.
    »Tante Maddie?« fragte Three noch einmal, und sie antwortete schwach: »Willst du die Mädchen nicht mal nach draußen bringen? Dort ist es kühler.«
    Three bedachte sie mit einem verwunderten Blick und machte sich auf den Weg zu seiner Schwester. Seinen Schwestern. Em hatte einen Bruder.
    Zwanzig Jahre lang hatte Treva sie angelogen. Sie - meine beste Freundin - hatte mit Brent zu High-School-Zeiten geschlafen und sie alle angelogen: Maddie, Howie und auch Three.
    Maddie starrte in die Menschenmenge und versuchte, klar zu denken. Wie konnte ihr das zwanzig Jahre lang verborgen bleiben? Three war vor ihren Augen aufgewachsen. Vielleicht war genau das der springende Punkt. Er war vor ihren Augen aufgewachsen, so dass sie sich an sein Gesicht gewöhnt hatte, an dieses Gesicht, das dem Trevas so ähnlich war, nun aber auch Brents. Erst in den letzten zwei oder drei Jahren war Three so gewachsen. Und heute hatte sie ihn zum ersten Mal in einem Anzug gesehen. Und erst heute hatte sie die Haarlocke in seinem neuen Kurzhaarschnitt registriert, den er sich anscheinend für die Beerdigung zugelegt hatte. Die Beerdigung seines Vaters.
    Erst heute hatte sie die Wahrheit erkannt.
    Einen Moment lang dachte sie: Ich wünschte, ich wüsste es nicht. Ich wünschte, Treva hätte ihre Lügen besser getarnt, damit sie ein Leben lang hielten.
    »Maddie, ist alles in Ordnung?« fragte Treva, und Maddie sagte: »Nein«, ohne sie anzusehen. Sie ging zu ihrer Mutter hinüber, die mit Mary Alice Winterborn sprach, und setzte sich neben sie.
    Treva. Sie hatte Treva immer alles erzählt; ihr ganzes Leben lang war Treva ihre beste Freundin gewesen. Und nun war alles vorbei, so, als sei sie nie dagewesen. Alles war eine einzige Lüge.
    »Geht es dir gut, Madeline?« fragte Mary Alice.
    »Nein«, antwortete Maddie wieder. »Ich habe gerade jemanden verloren, den ich sehr geliebt habe. Vielleicht wird es mir nie wieder gutgehen.« Sie blickte Mary Alice in die Augen und sah, wie sich die ganze Ungläubigkeit in Mitgefühl verwandelte.
    »Es tut mir so leid«, sagte Mary Alice aufrichtig.
    »Mir auch«, erwiderte Maddie und blieb völlig reglos und stumpfsinnig sitzen, während Mary Alice zu Helena hinüberging.
    »So ist es schon besser«, meinte ihre Mutter. »Das ist die Art, wie man sich auf einer Beerdigung benehmen muss.«
    Maddie starrte auf die Blumen. Sobald sie sich beruhigt hatte, sobald all dies vorbei war, würde sie mit Treva reden. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen würde, aber sie würde mit ihr sprechen. Dennoch würde nichts mehr so sein wie früher. Sie waren nicht mehr dieselben. Treva hatte mit Brent geschlafen und seinen Sohn geboren und ihr dies in zwanzig Jahren nie gesagt. Sie waren die besten Freundinnen und anscheinend doch nicht.
    Sie waren eine Lüge gewesen, so wie sie und Brent eine Lüge gewesen waren, so wie die Dinge, die sie ständig ihrer Mutter erzählt hatte, um ihr keine Sorgen zu machen, so wie C.L.‘s Grund für den Besuch bei ihr, so wie der Mensch, für den er sie hielt. Ihr ganzes Leben war eine einzige Lüge.
    Sie war glücklich gewesen, solange sie an die Lügen geglaubt hatte. Und nun, da sie die Wahrheit kannte, war nichts mehr wichtig. Außer Em.
    Maddie klammerte sich an den Gedanken an Em. Em war die Wahrheit. Sie würde sich um Em kümmern, weiter in der Schule unterrichten und das Leben leben, das ihre Mutter gelebt hatte, ruhig und auf ihr Kind konzentriert. Es war schrecklich, aber alles andere waren Lügen, und wenn sie nicht wegen Mordes verurteilt wurde, wäre dies das Beste, was sie tun konnte. Sie brauchte niemanden, weder Treva noch C.L. noch sonst

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